Kapitel 3

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Kapitel 3

Lilly

Ich war heilfroh, als wir das Gebäude verließen. Wir gingen noch kurz in den Supermarkt und kauften Salate zum Abendessen, bis wir uns auf direktem Wege zum Hotel machten. „Ich hab die beiden echt vermiss." Lächelte mich Wincent an. „Ich auch." Lächelte ich zurück.

Auf unserem Zimmer verabschieden wir und von Marie, die schon nach Hause fährt. Wir zogen uns direkt bequeme Klamotten an und kuschelten uns mit Malina und Jona ins Bett. Die beiden sind einfach schon so groß geworden. Mittlerweile rollen die beiden von A nach B und robbten vor sich hin. Dabei haben sie immer dieses Lächeln im Gesicht. Ich finde besonders Malina hat diese Rehbraunen Augen von Wincent, in denen ich mich immer wieder verliere.

„Meinst du, wir sind schlimme Eltern?" brach ich die Stille. „Was nein, quatsch. Wie kommst du auf sowas?" fragte mich Wincent. „Ja, ich weiß auch nicht. Sind wir zu wenig für die beiden da? Ich meine wir geben unsere Kinder bei einer andern Frau ab." „Lilly, hör auf sowas zu denken. Wie gesagt, niemand kann die Situation von uns nachvollziehen. Schau mal, wenn wir jetzt nächste Woche die ersten Festivals spielen, da wird wieder viel passieren. Nur weil Marie dann dabei ist und uns unterstützt, sind wir doch keine schlechten Eltern. Andere lassen auch zwischendurch die Großeltern oder Tanten auf ihre Kinder aufpassen, wir haben dafür halt Marie, weil wir oft unterwegs sind. Mach dir darüber nicht zu viele Sorgen. Was Helena da heute behauptet hat, ist völliger Blödsinn. " versuchte Wincent mich zu beruhigen.

Am nächsten Tag hatten wir noch eine Liveshow bei BB Radio und einen Termin bei Universal, vordem ich etwas Angst hatte. Die Leute beim Radio waren echt supernett. Ich saß mit den kleinen im Raum direkt nebenan und konnte ihm sogar über den kleinen Fernseher zugucken. Die beiden kleinen spielten friedlich auf dem Boden uns robbten vor sich hin. Es ist immer wieder unglaublich, wie viel Energie die beiden haben. Nach dem Interview fuhren wir direkt zu Universal: Die Fahrt dauerte fast 1.5std. da, wir auf die andere Seite von Berlin mussten und wir mitten in dem Mittagsverkehr kamen. Malina und Jona schliefen zum Glück. Ich hoffe das ist gleich bei Universal auch noch so.

Wie es der Zufall wollte, wurden die beiden auf dem Parkplatz wach. Wir verfrachteten die beiden dennoch in den Kinderwagen und gingen nach oben. Schon unten bei der Anmeldung spürte ich diese ekeligen, komischen Blicke auf mir. „Es wird alles gut." Murmelte Wincent im Fahrstuhl auf meinen Scheitel und gab mir einen Kuss.

„Hallo, schönen Guten Tag." Grüßte er alle. „Hallo." Grüßte ich hinter ihm her. Relativ schnell verschwand Wincent mit ein paar Männern in einem Besprechungsraum. Alle trugen ein Hemd, Wincent war der einzige, der in Pulli und Hose dasaß. Ich saß mit den kleinen im Raum nebenan, der leider nur durch eine Glasscheibe getrennt war. Malina und Jona spielten erst mit ihrem Spielzeug auf der Decke, aber als sie ihren Papa durch die Scheibe sahen, robbten sie sich vor und begannen gegen die Scheibe zu hauen. „Jona, Malina! Nein, ihr dürft das nicht! Nein!" sagte ich zu den beiden mit erhobenen Finger und setzte sie zurück auf die Decke. Die Herren aus dem andern Raum hatten sich verständlicherweise zu uns umgedreht, ebenso wie Wincent. Er hatte immer noch dieses Lächeln im Gesicht und winkte seinen Kindern zu. Mir war das schon sehr unangenehm und ich versuchte danach die Situation unter Kontrolle zu behalten, was nicht so ganz funktionierte.

„Denk da bitte nicht so drüber nach. Ich weiß nicht, was die da alle gegen die kleinen haben. Ich hoffe, das wird nach dem Album release wieder besser. Wir konnten alle besprochene Termine fest machen, allerdings habe ich noch ein paar Fernsehshows dazubekommen. Die einzige gute davon ist, dass ich ab Januar 2022 als Juror bei the voice kids mitmachen werde." Ich guckte ihn an. „Das ist ein Scherz? Echt jetzt?" „Echt jetzt." Freute sich Wincent. „Wie geil, dein größter Traum wird wahr." Freute ich mich für ihn und viel ihm in die Arme. In diesem Moment war das mit Universal komplett vergessen, denn meine Freude, das Wincent bei the voice als Juror dabei ist, war viel größer.

Die paar Tage in Berlin waren rückblickend echt schön. Wir nutzen die Zeit in Berlin als Familienzweit, gleichzeitig aber auch zum Arbeiten. Klar, das mit Helena und Universal war alles andere als schön und das Wincent fast verraten hätte, was in der großen Pause zwischen den Festivals passiert auch nicht unbedingt, aber ich konnte drüber hinwegsehen. Und ja, wir hatten uns darauf geeinigt erst nach der Hochzeit und nach unseren Flitterwochen die Hochzeit öffentlich zu machen.

Zurück zuhause hatte uns der Alltag schon wieder. Es war Ende Mai und wieder angenehm warm, weswegen Wincent sich heute vorgenommen hatte den Pool mit Marco aufzubauen. Ich und Anna wollte unsere Terrassen etwas verschönern. „Wincent! Anna und ich fahren jetzt. Das Babyfon steht da vorne, aber ich hab eben nochmal geguckt, die beiden schlafen." Rief ich ihm zu. „Ok, Bis gleich!" rief er zurück. Wir beide fuhren nach Lübeck in ein großes Gartencenter, wo wir uns erhofften alles zu finden. „Ich glaube, ich werde auch noch etwas Gartenwerkzeug brauchen, bei dem Garten. Sowas brauchte ich früher alles nicht." Stelle Anna fest. „Ich glaube ich auch. Früher konnte man die Blumen auf dem Küchentisch noch schnell mit der Gartenschere schere schneiden und jetzt, haben wir plötzlich einen Garten und brauche einen Spaten und vieles mehr." „Wir werden einfach alt." Schmunzelte Anna. „Werde du erstmal schwanger, dann fühlst du dich alt, mit den Aufgaben, die du dann hast." Neckte ich sie.

Tatsächlich fanden wir viele schöne Blumen und das passende Gartenwerkzeug, um den Garten auf den Sommer vorzubereiten. Auf dem Weg zu Kasse viel mir allerdings noch etwas ins Auge. „Warte mal kurz." Sagte ich und ging in den Gang. „Ich glaube, die brauchen wir noch." Lachte ich und präsentierte Anna den Flamingo und das Einhorn, für den Pool. „Oh ja, da haben die beiden gleich noch ordentlich zu blasen." Scherzte Anna und begann ebenso zu lachen.

„Na ihr beiden!" rief Anna zurück daheim. „Da wart ihr aber fleißig" stellte ich fest und ging auf die Terrasse wo meine Kinder unterm Sonnenschirm saßen. „Hallo mein Schatz." Begrüßte ich Malina, die ihre Arme zu mir ausstreckte. „Hast du gut geschlafen?" fragte ich und nahm auch Jona kurz in den Arm. Die beiden beschäftigten sich allerdings schnell wieder mit ihrem Spielzeug, weshalb ich unsere Ausbeute aus dem Auto holte. „Meine Herren, wir dachten uns, da ihr ja schon so fleißig wart, könnte ihr jetzt noch ein bisschen Blasen." Und hielt die beiden Wassertiere vor mich. „Wie geil." Sagte Wincent und kam auf mich zu. „Daraus machen wir einen Wettbewerb!" antwortete Marco. „Hallo erstmal, mein Engel." Sprach Wincent, zog mich in seine Arm und gab mir einen Kuss. „Verlier die Wette bloß nicht." Flüsterte ich ihm in einem schäbigen Unterton ins Ohr und zog ihn erneut zu mir runter. „Als ob ich verliere." Antwortete Wincent zwischen unseren Küssen und schnappte sich die Wassertiere. Ich setzte mich mit Anna und einem Aperol auf die Terrasse, bis wir uns das Spektakel der beiden anguckten. „Auf die Plätzte, fertig los." Die beiden Pusteten und Pusteten. Ihr Köpfe liefen knallrot an und mit ihren aufgeblasenen Wangen sahen die beiden aus wie Hamster. „Auf gehts, nicht schlapp machen." Das ging glaube ich 10min, bis die beiden sich erschöpft auf dem Rasen fallen ließen. Die Wassertiere waren nicht mal zu Hälfte mir Luft befüllt, was eine Leistung. Anna und ich lachten die beiden echt aus, aber seinen Mann mal so zu sehen, ist einmalig. „Ok, vielleicht haben wir eben im Auto die Luftpumpen rausgenommen." Schmunzelte Anna und guckte in große Augen. Marco und Wincent sahen das mit einen kleinen Lächeln, gingen zum Auto und pusteten dann die Wassertiere zu Ende auf.

Tausend Meilen mir dir...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt