Kapitel 28

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Kapitel 28
Mit einem unvorstellbarem Lärm kam jemand zu uns ins Studio gestürmt und riss die Tür auf. „Geht's noch? Aufwachen, Hallo?" schrie die Person. Ich schrecke genau wie Kevin hoch, wir waren beide in unseren Stühlen am Schlafen. „Was machst du denn hier?" fragte Kevin seine Frau, die plötzlich bei uns im Studio stand. „Habt ihr beide mal auf euer Handy geschaut?" ging sie uns an. „Das du dich nicht meldet ok, aber Wincent du hast seit Tagen nicht mehr auf dein Handy geguckt. Deine Familie hat dich angerufen, dich angeschrieben und was weiß ich. Du hast dich seit fast 2 Wochen nicht einmal richtig gemeldet oder deine Frau angerufen. Wincent, Lilly sitzt mit zwei Kindern, euren Kindern alleine zuhause. Weißt du was das bedeutet? Du hast den Arzttermin deiner Tochter vergessen, nicht einmal gefragt, wie es deiner Frau geht oder deinen Kindern. So gut wie das Album auch werden soll, so kann das nicht weiter gehen. Ihr beide kommt jetzt, auf der Stelle mit mir mit, esst was vernünftiges und schlaft euch dann ordentlich aus. Ich hab keine Ahnung, wie lang eure Nacht war, aber es geht nicht, dass das Studio aussieht wie Sau, der Flur voller Müll ist von Verpackungen, Kaffee und überall RedBull Dosen stehen. Was habt ihr euch dabei gedacht? Verschanzt ihr euch mal über eine Woche hier. Dein Sohn Kevin, fragt andauernd nach seinem Papa und bei deinen Kindern Wincent, wir es auch nicht anders sein. Es kann einfach nicht seinen, dass mich deine Schwester und deine Mum versuchen zu erreichen und mich dazu bringen euch hier rauszuholen, weil es euch nicht gutgeht und deiner Familie auch nicht." beendete Lissy ihre Worte und guckte mich an. „Wie, was ist mit meiner Familie? Warum geht es der nicht gut?" fragte ich direkt nach. „Genau, das ist es. Deine Tochter hatte vor zwei Wochen glaube ich einen Kontrolltermin beim Kinderarzt. Die beiden wurden dann noch geimpft gegen Masern oder so. Eigentlich reagieren nur selten Kindern dagegen, aber deine Kinder haben es und waren über eine Woche krank. Lilly hat sich die ganze Zeit selbst um die beiden gekümmert und jetzt ist ihr das alles zu viel geworden, es kam alles auf einmal und sie sitzt jetzt gerade weinend bei euch auf dem Sofa." „Was? Was hat sie?" „Keine Ahnung. Anna ist bei ihr." Das kann dann doch alles nicht wahr sein.

Ich nahm nur noch mein Handy und ging aus dem Raum. Sofort rief ich Anna an, sie ging nicht ran, ebenso wir Marco, meine Mum und meine Schwester. Was mache ich denn jetzt? Ich schaltete meinen Ton direkt auf volle Lautstärke und ging zurück, wo ich meine sieben Sachen zusammensuchte. „Was wird das?" fragte Lissy. „Was glaubst du was ich jetzt mache? Däumchen drehen? Ich hab mir einen Flug gebucht, der geht in drei Stunden. Ich muss heim." Sagte ich und lief von Raum zu rauf. „Erstens, so redest du nicht mit mir, ist das klar? Ohne mich wüsstest du nicht einmal dass es deiner Familie schlecht geht, also bleib mal auf dem Boden und zweitens fliegst du jetzt sicher nicht. Du spielst Morgen noch ein Konzert und danach noch drei weitere. Dass kannst du jetzt nicht einfach absagen!" „Und ob ich das kann, es geht hier um meine Familie!" Fuhr ich sie an. „Ok, stopp, dass reicht!" unterbrach uns Kevin. „Lissy hat recht, bis du im Flieger bist, ist es 17Uhr dann bist du vor 20 Uhr nicht zuhause. Das hat keinen Sinn. In fünf Tagen ist das letzte Konzert, solange musst du dich noch gedulden." „Ich gedulde hier überhaupt nichts. Ihr könnt mich alle mal. Ich werde jetzt in den Flieger steigen und zu meiner Familie fliegen. Es ist mir egal, was ihr sagt." „Und was ist mit deinen Fans, willst du über 40.000 Menschen enttäuschen?" schrie Kevin mir hinterher, aber da war die Fahrstuhltür schon geschlossen. Ich lief aus dem Studio. Keine Ahnung wo es zum Flughafen ging ich lief einfach. Mein Rucksack auf dem Rücken erschwerte mir das Laufen, aber es war mir egal.

Ich blickte auf mein Handy, scheiße. Ich hätte mir ein Taxi rufen sollen. Ich schaffe es nicht mehr zum Flughafen. Dazu bin ich noch in die falsche Richtung gelaufen. Nichts war in der Nähe. Weit und breit kein Geschäft, keine Busstation, nichts. Nur Häuser und Felder. Ich hatte keine Ahnung, wo ich in München war. Ich kannte mich gerade mal in der Umgebung vom Studio oder von meiner alten Wohnung aus. Schlussendlich fand ich eine Bank auf der ich mich niederließ und meine Air Pods in die Ohren steckte. Meinem Pulli legte ich unter meinen Kopf, sodass ich es recht bequem auf der Bank hatte. „Hallo, können sie mich hören?" wurde ich plötzlich aus meinen Gedanken gerissen. Ich blickte hoch, vor mir stand ein älterer Mann mit einem Hund. „Geht es ihnen gut? Brauchen sie Hilfe? Haben sie geweint" fragt er. Ich bin wohl eingeschlafen und habe unbewusst im Traum geweint. „Danke schön, nein mir geht es gut. Wie spät ist es?" fragte ich. „Gleich halb zehn." Antwortete er. „Danke schön" sagte ich und griff nach meinem Handy. Wieder hatte ich unzählige Anrufe und Nachrichten. Ich rief Kevin an und fragte, ob er mich abholen kann.

Zwanzig Minuten später stand er vor mir und ich stieg zu ihm ins Auto. Ich redete nicht, sondern hörte ihm zu. „Wir haben deiner Mum Bescheid gegeben, dass sie dich am Flughafen abholen soll, aber als du nicht kamst, war die Hölle los, glaub mir. Und als sie dann am Schalter gefragt hat, ob du im Flieger gesessen hast, ist sie ganz schön in Panik verfallen. Zu deinem Glück hast du dann angerufen. Ich nahm mein Handy und schrieb ihr kurz eine Nachricht. „Es tut mir leid!". Bei Kevin aß ich noch schnell eine Scheibe Brot und legte mich dann oben ins Gästezimmer. Lissy hatte sich bei mir entschuldigt, ebenso wie ich mich bei ihr. Wir sind einfach beide aus unserer Rolle gefallen und haben die Kontrolle verloren.

Meine Nacht war so halb gut. Ich war das ein oder andere Mal wach, dachte nach und verlor die ein oder andere Träne, warum weiß ich selber nicht, es überkam mich einfach. Gegen Mittag wurde ich geweckt und direkt in den Tourbus geschickt, der vor der Tür stand. Ich verabschiedete mich kurz von Louis, dem Sohn von Kevin und Lissy und ging Kommentarlos in den Bus. Die anderen guckten mich natürlich an, aber ich versuchte ihr Blicke zu ignorieren. Oben in meinem Zimmer schloss ich die Tür ab. Ich wollte nicht gestört werden. Zuerst öffnete ich die Nachrichten meine Familie, öffnete sie aber nur, da ich nicht wusste, was ich antworten sollte und das sicher nur noch mehr Probleme bringen würde. Ich wollte das lieber persönlich klären. Im Anschluss widmete ich mich wieder dein Zeilen zu den Songs. Ich hatte gute Gedanken zu „Weit Weg", aber auch zu „Was die Menschen nicht wissen" und „Vielleicht irgendwann".

Den Soundcheck und das Konzert in Ulm brachte ich perfekt hinter mich und auch beim Meet and Greet, überspielte ich die Situation und umging so gut es ging Fragen zu meiner Familie. Nach dem Konzert fuhren wir weiter nach Hamburg, wo wir gleich zwei Konzerte spielen werden. Bei einem werde ich nur ein paar Songs spielen, weil es ein Konzert von mir und Johannes ist und das andere ist in der Barcleycard Arena.

Tausend Meilen mir dir...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt