Kapitel 43
Wincent
„Gott, wie sollen wir das alles schaffen?" fragte ich mich und fuhr mit meinen Händen durchs Gesicht. „Hey, schau mal wir haben noch drei Songs, die anderen zwölf sind schon final fertig. Zieh dich nicht selbst so runter. Kopf hoch, noch drei Songs und dann zeigst du deinen liebsten dein Baby." Klopfte er mir auf die Schulter. Ich rappelte mich auf und riss mich noch einmal zusammen. Die letzte Konzentration, die ich fand, die letzten Kraftreserven, die ich übrighatte, investierte ich in diese drei Songs, um auch sie perfekt zu machen.
„Alter ich brauche Bier!" ließ ich mich nach hinten in den Schreibtischstuhl fallen und atmete tief durch. „Ich auch." Schloss sich Kevin an. Ich griff zu meinem Handy und rief meine Frau an. „Hi, könnt ihr noch was Kühles zu trinken von der Tankstelle mitbringen?" fragte ich sie. „Guck mal lieber in den Kühlschrank." Schmunzelte meine Frau und innerlich rollte ich mit den Augen. „Danke schön, ihr seid die besten. Wo seid ihr im Moment?" „Wir sind in der Bar um die Ecke." „Ihr lasst es euch gut gehen, verstehe. Wenn ihr wollte, könnt ihr kommen. Wir sind quasi fertig." „OK, dann machen wir uns so langsam auf den Weg. Ich freue mich." Verabschiedete sich Lilly. Ich ging direkt zum Kühlschrank, der bepackt mit Bier war und öffnete direkt zwei Flaschen. „Prost, auf das dritte Album!" stieß ich mit meinem Produzenten an und leerte das Bier in wenigen Zügen.
Während die andern sich auf den Weg machten, bereiteten Kevin und ich alles vor. Wir räumten etwas auf, schafften Platz und bereiteten die Boxen vor. Als die anderen endlich da waren, nahm ich meine Frau erstmal in den Arm. „Danke schön, danke schön für alles. Ich liebe dich." Flüsterte ich ihr ins Ohr und gab ihr einen Kuss.
„Bevor ich euch jetzt das Album präsentiere, muss ich etwas loswerden. Ihr wisst alle, ich bin nicht der Mensch, der gerne Reden hält oder sowas in der Art. Die letzten zwei Jahre waren sehr intensiv, für uns alle. Wir wurden alle gemeinsam auf die Probe gestellt und haben uns da gemeinsam durchgekämpft. Danke an jeden einzelnen von euch. Ich bin nicht immer einfach, ich habe meinen eigenen Kopf. Oft genug, musstet ihr wegen mit einstecken, damit ich meinen Willen bekomme und das schaffe, was ich mir vornehme. Dennoch bin auch ich öfters gescheitert. Ihr als meine Freunde, meine Band, meine Familie habt ihr mich trotzdem immer wieder aufgebaut, mich aufgemuntert und wieder auf den Boden gebracht. Das ist nicht selbstverständlich und ich weiß selbst, dass ich das viel zu oft nicht genug schätze. Aber auch das versteht ihr wieder. Besonderer Dank geht auch an Fabi, Kevin und Lilly. Ihr hattet in den letzten Monaten am häufigsten mit mir zu tun und musstet wegen mir leiden. Ich kann nicht oft genug Danke sagen. Danke für alles. So und bevor wir jetzt noch anfangen zu heulen, hebt die Flaschen, Prost!" Ab diesem Zeitpunkt war bei mir alles vergessen. Ich glaube es war schon kurz vor zwölf, als wir anfingen die Songs abzuspielen, aber das war mir mal wieder egal. Kevin drehte die Boxen auf und startete das Album. Songs für Song hörten wir uns an. Wir sprachen auch noch kurz über die einzelnen Songs, ich wollte meinen Freunden noch mehr verdeutlichen, was ich mit diesen Songs ausdrücken möchte und was sie mir bedeuten.
Gegen kurz nach drei in der Nacht, waren wir fertig. Es sind noch viele Flaschen Bier geflossen und viele Gedanken wurden ausgetauscht, aber am Ende waren wir alle glücklich im reinen miteinander. Kevin schickte die fertigen Songs mit dem aller aller aller letzten Änderungen an Universal und zog sie mir auf einen Stick. Wir verabschiedeten uns erstmal auf ungewisse Zeit und fuhren heim, bzw. Lilly fuhr, ich hatte definitiv zu viel Bier in mir.
Lilly
Wincent am nächsten Morgen aus dem Bett zu bekommen, war mehr als eine Kunst. Ich hatte auch wenig geschlafen, aber trotzdem quälte ich mich aus dem Bett und suchte die letzten Sachen zusammen. „Wincent Weiss, schwing deinen Arsch aus dem Bett oder ich fahre ohne dich!" mahnte ich ihm zum letzten Mal und hörte, wie er wieder nörgelte. „Man, entspann dich." „Ich entspanne nicht. Ich möchte jetzt nach Hause fahren, in meine eigenen vier Wände zu meinen Kindern. Außerdem haben wir noch eine lange Fahrt vor uns." Redete ich genervt zu ihm. Er zog sich schnell eine Hose und einen Pulli an, schlüpfte in seine Schuhe und verabschiedete sich wie ich von Fabi.
Endlich auf der Autobahn schaltete ich das Radio ein und brachte Kilometer für Kilometer hinter mich, während Wincent schlief. Gegen Mittag rief meine Mutter an. „Hallo Mama." Begrüßte ich sie. „Hallo mein Engel, alles gut bei euch?" fragte sie. „Ja, Wincent schläft, aber sonst ist alles gut. Bei euch auch?" antwortete ich ihr. „Hier ist auch alles gut. Es gab eben Kartoffelpüree und jetzt machen die beiden Mittagsschlaf. Kommen nach ihrem Vater." Schmunzelte sie. „Ich freu mich auf heute Abend. Laut Navi kommen wir um 17 Uhr an." Erzählte ich ihr. „Ich freue mich auch. Genießt die letzten Kinderfreien Minuten, bis später." „Bis später!" beendeten wir unser Gespräch. Wincent übernahm am Ende auch noch mal das Steuer und fuhr uns nach Hause, sodass ich mich auch noch etwas ausruhen konnte. Aber so wirklich ausruhen konnte ich mich auch nicht, da ich immer nervöser wurde, endlich die Kleinen wieder zusehen.
Endlich, endlich bogen wir um die letzten Straßenecken zu unserem Haus. Ich konnte kaum noch stillsitzen, dabei waren es gerade 5 Tage, die ich nicht da war. Fünf Tage die sich anfühlten wie Jahre.
Ich steig nur noch aus dem Auto und suchte mir den Weg durch den Garten ins Haus. Ich hörte nur, wie Wincent hinter mir her gerannt kam. Schon als ich durch die Terassentür meine kleinen Mäuse auf der Decke spielen sah, stiegen mir die Tränen in die Augen. „Alles ist gut, wir sind jetzt wieder da." beruhigte er mich und strich mir über den Rücken. Angela öffnete uns dann schnell die Tür und ließ uns rein. Uns kam direkt der Geruch von frisch gekochtem Essen ins Gesicht. Womit haben wir das alles verdient? „Hey meine beiden." Ging ich zu Malina und Jona, die ihren Blick vom Spielzeug auf uns richteten. „Mama und Papa sind wieder da...!" setzten wir uns zu ihnen und nahmen die beiden in den Arm. „Mama!" sagte Malina, als ich sie an meine Schulter legte und ihren Kopf dagegen sinken ließ. Ich knuddelte sie ordentlich ab und war einfach nur froh ihre Nähe, Wärme und ihren Geruch wieder zu spüren. „Mama, Mama!" brabbelte Jona bei Wincent auf dem Schoß, der mir den Kleinen Mann gab und ich ihm die kleine Prinzessin. Es war echt schwer, meine Freudentränen zurückzuhalten, aber ich war einfach nur glücklich, wieder bei meinen Kindern zu sein und in meinen eigenen vier Wänden. „So wir lassen euch dann mal alleine." Sagte Angela und erhob sich vom Sofa. Ich wischte mir noch einmal mit meinem Arm eine Träne von meinem Gesicht und stand mit meinem Sohn auf dem Arm auf. „Ihr könnt aber gerne auch noch bleiben." Reagierte Wincent direkt und ich nickte ebenfalls. „Ach quatsch. Ihr habt die Kinder so lange nicht gesehen, hattet nie wirklich eure Ruhe und und und. Nehmt euch jetzt die Zeit zu viert und genießt es." Winkte Angela mit dem Arm und umarmte uns zum Abschied. „Nochmal vielen vielen Dank. Ich weiß nicht, wie wir das alles wieder gut machen sollen, wirklich. Danke schön, auch an euch beiden danke." Richtete ich mich an meine mum und Shay.
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Tausend Meilen mir dir...
Random!! das ist der zweite Teil von Wincent und Lilly!! es ist empfehlenswert, erst Teil 1 (Seit du bei mir bist) zu lesen. Die Geschichte beginnt nach einem Zeitsprung und spiegelt das Leben von Wincent, Lilly, Malina und Jona Weiss wieder. Chaos, Lieb...