Kapitel 39

248 12 0
                                    

Kapitel 39

Wincent

Nach dem kurzen Gespräch mit Lilly und den Kindern war ich echt erleichtert. In nicht einmal 7 Tagen, kann ich alle drei endlich wieder in den Arm nehmen. Von Mittag an, bis in den Abend hinein beschäftigten wir uns mir „Wie gemalt". Ich rief bestimmt noch weiter 3x bei Lilly an und zeigte ihr den Song. Die ein oder andere Demo kannte sie schon, aber das so zu hören, während ich es einsagt und Kevin zusammenbastelte, war nochmal anders. „Und jetzt stell dir vor, wir spielen ein Konzert, das Licht ist aus, das Publikum still und Flo legt los, die Band steigt ein, ich renne raus 'Alles wie gemalt' Konfetti schießt nach oben, der Vorhang fällt und man sieht die Band und ich, renne auf den Steg und Blicke auf tausend glückliche Gesichter. Das wird der absolute Wahnsinn." Strahlte ich vor Glück und ließ Kevin die Boxen nochmal ordentlich aufdrehen. Wie es auch kommen sollte, endete der Abend mit ein paar Runden zu viel Bier Pong, einem angebrochenem Tischbein, weil ich Depp meinte den letzten Ball von oben in den Becher zu schmeißen, ohne darüber nachzudenken, ob der Tisch hält oder nicht. Letzten Endes war es ein gelungener Abend zusammen mit meinem Produzenten und Fabi, einem Bier zu viel und einem RedBull, um am nächsten Morgen in den Tag zu starten.

Die Zeit rannte und rannte. Es war bereits Montag und am Donnerstag um 23:59 Uhr muss das Album fertig sein. Im Moment fehlen uns noch drei komplette Songs, die wir recorden müssen und dann müssen noch die aller, aller, aller letzten Kleinigkeiten erledigt werden und mehrere Leute müssen Probe hören. Das wird ganz schön stressig werden. Zum Glück hatten wir heute Morgen das Go von Universal erhalten, dass mit der Deluxe Box alles in Ordnung ist und wir uns darüber keine Gedanken machen müssen, ebenso bei dem Albumdesign.

Nach dem wir gestern 'Wie gemalt' fertig hatten, stand heute eher ein ruhigerer Song an. Ich merkte, wie krass ich meine Stimme gestern beansprucht hatte, denn heute funktionierte nichts so, wie es sollte. „Mann, das wird doch so nichts." Fluchte ich und drehte mich im Kreis. „Ganz ruhig, wir versuchen es nochmal." Versuchte mich mein Produzent zu beruhigen. Doch wieder versagte meine Stimme und ich traf nicht die richtige Tonlage. Mit dem Kopf ließ ich mich gegen die Wand sinken und schloss meine Augen. „Du machst dir jetzt einen Tee, gehst eine Runde auf dem Parkplatz und kommst dann wieder rein ok?" fragte mich Kevin und ich nickte. Mit der Tasse Tee, meinen Airpods und dem Handy in der Hand ging ich runter und dachte nach. Was ist plötzlich los bei meiner Stimme? Die letzten Tage hat Sie doch auch gehalten. In meiner Hosentasche fand ich noch den Schlüssel zum Motorrad. Ich öffnete die Klappe und nahm die Packung Kortison raus. Ich wusste selber, dass das Zeug nicht gut für meinen Körper ist und es kein Dauerzustand sein kann, aber ich wusste mir nicht anders zu helfen. Mit einem großen Schluck Tee spülte ich das Ding runter und suchte mir den Weg nach oben, um weiter zu machen.

Pünktlich zum Abendessen, stand ich bei Fabi auf der Matte. Gemeinsam aßen wir eine Reispfanne und unterhielten uns miteinander. Schnell aber ging ich in mein Zimmer, legte mich in mein Bett und starrte an die Decke.

Lilly

Schweren Herzens habe ich die Kinder am Nachmittag an meine Mama übergeben, aber ich wollte zu Wincent. Ich werde zwar auch meine beiden Mäuse vermissen, aber ihren Papa, vermisse ich im Moment einfach unglaublich. Wir haben uns auch bald schon 2.5 Wochen wieder nicht gesehen. Immer mal wieder schrieb mit Fabi oder Kevin eine Nachricht, wie es Wincent, ging und in den letzten beiden Tagen klangen beide eher besorgt. Aus diesem Grund war ich sehr froh, als mein Flieger gegen Mitternacht in München landete und ich von Fabi abgeholt wurde, er hatte mir verboten ein Taxi zu nehmen, dass sei zu gefährlich um diese Uhrzeit. „Hey, nah. Wie geht es dir? Schön, dass du da bist." Nahm er mich in Empfang. „Hi, schön dich zu sehen. Bei mir ist alles supi. Bin sehr müde, war ein langer Tag, aber sonst ist alles in Ordnung und bei dir?" „Geht, hab heute nicht so viel gemacht. Bisschen Wäsche und so." „Ohja, das lieben wir doch alle." Schmunzelte ich und ließ mich auf dem Beifahrersitz fallen. Stille.

„Was macht Wincent?" Fragte ich nach Minuten. „Ich kann es dir nicht sagen. Ich glaube er versucht mit etwas vorzuspielen, aber irgendwie auch nicht. Ich meine er ist in der Wohnung zuhause, wir sind Freunde, er muss mir nichts vorspielen." Erzählte mir Fabi und klang mitgenommen. „Nimm dir das nicht zu herzen. Ich hab, auch wenn es schwer vorzustellen ist, viel mit ihm geschrieben. Er will nicht zugeben, dass das mit Universal nicht spurlos an ihm vorbeigegangen ist, er nicht weiß, wie er das schaffen soll und sich unglaubliche Sorgen macht. Wie ich ihn kenne, war er dann auch noch auf Sozialmedia unterwegs, hat sich bei Fanseiten umgeschaut und war dann noch mehr frustriert." „Warum?" fragt Fabi direkt nach. „Die Fans sind glaube ich kurz vorm Durchdrehen. Zum einen, weil das Album bald kommt und zum anderen, weil man nichts mehr hört. Amelie ist mit Luisa und der Tour beschäftigt und Wincent hat auch keine Zeit mehr um sich so richtig um Instagram zu kümmern. Es gehen Gerüchte rum, dass doch kein Album kommt wir getrennt sind oder etwas mit den Kindern ist. Ich war anfangs auch geschockt, aber Shay hat es Angela erzählt und die wiederum meiner Mum und dann hatte ich immer Therapie, wenn einer von denen bei mir war. Das war erst komisch, aber als man dann im Redefluss war und sich selbst das Gegenteil vor Auge führen konnte ging es. Ich glaube ohne die drei könnte ich da jetzt nicht so drüber reden." Beendete ich meine Worte. Fabi nickte nur noch und konzentrierte sich dann den Bulli unten in der Garage ordentlich einzuparken. „Ich bin ja mal gespannt, was Wincent sagen wird, wenn du gleich bei ihm steht." Schmunzelte Fabi und hob meinen Koffer aus dem Auto. „Und ich erst." antwortete ich ihm und machte mich auf zum Fahrstuhl.

Tausend Meilen mir dir...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt