Kapitel 34
Zeitsprung
Lilly
Die vergangenen zwei Tage waren schon etwas außergewöhnlich. Zwischen Wincent und mir herrschte immer noch eine gewisse, komische Spannung. Wir beide waren wieder in unserem Leben angekommen, allerdings war es noch nicht wieder wie früher. Wir beide harmonierten vor den Kindern perfekt miteinander, aber abends, wenn wir zusammen auf dem Sofa saßen, war es komisch. Irgendwie wollten wir beide die Nähe des anderen, irgendwie aber auch nicht. Wenn wir uns berührten, dann nur kurz und schnell. Teilweise legte Wincent seinen Arm um mich und ich legte meinen Kopf an seine Brust. Bevor wir schlafen gingen, gab es einen Kuss, aber wir schliefen nicht wie sonst Arm in Arm ein, sondern getrennt, jeder auf seiner Betthälfte.
Heute Morgen war es schon wieder Zeit Abschied zu nehmen. Zum Abschied gab ich Wincent ein Familienbild von uns, was er in seinem Portemonnaie verstaute. Der Abschied von seinen Kindern viel ihm sehr schwer, dass sah ich ihm an, aber die beiden verstanden das natürlich noch nicht so richtig. Auch mir viel der Abschied nicht leicht und ich hatte mit den Tränen zu kämpfen. Bedrückt stand ich in der Haustür und sah zu, wie Wincent auf sein Motorrad stieg.
Viel Zeit zum Trauern blieb mir nicht, denn die beiden Mäuse bekamen Hunger und verlangten meine vollständige Aufmerksamkeit.
Wincent
Mit dem Motorrad raste ich die Autobahn runter nach München. Im Studio war ich direkt wieder da. Vorher hatte ich noch schnell meinen Rucksack bei Fabi in der Wohnung abgestellt, wo ich die nächsten Wochen schlafen werde, und bin dann direkt hierher.
Bevor wir anfingen, sammelten wir nochmal alles und verschafften uns eine Übersicht, was noch erledigt werden muss. Wir hatten drei Songs, die komplett grün waren, das waren allerdings die, die schon veröffentlich waren. Die anderen Songs waren teilweise noch schwarz, weil keine Aufnahmen da waren oder rot, weil es nicht passte. Das bedeutet, dass wir heute in vier Wochen um die 14 Songs aufnehmen müssen und bestimmt teilweise noch was an der Melodie, etc. Ändern müssen. Dazu muss heute in zwei Wochen die endgültige Setlist stehen und die Demos, damit Universal das Album absegnen kann. Hochmotiviert legten wir los und begannen mit den Aufnahmen.
"Mach's gut großer!" Verabschiedete ich mich von Fabi und schloss die Tür. Es war bereits 20Uhr und ich war gerade erst Heim gekommen und schon wieder auf dem Weg in den Norden. Die drei Tage, die ich jetzt hier unten war, waren extrem gut. Wir haben sehr viel geschafft, unsere Ziele erreicht und auch nicht die Außenwelt ausgeblendet. Ich wollte heute Abend noch in den Norden fahren, da ich wusste, dass morgen für Lilly ein schwerer Tag ist. Auch wenn sie es nicht zugeben würde, hätte sie mich glaube ich Morgen gerne da. Deswegen dachte ich mir nehme ich mir einen Tag eine Pause und fahre zu ihr hoch.
Mit Kopfhörern in den Ohren und der richtigen Musik fuhr ich los und fuhr über die Autobahn. Nach 7 Stunden stellte ich mein Motorrad auf unserer Einfahrt ab und schloss leise die Haustür auf. Es war bereits 3Uhr nachts, Lilly und die Kinder waren am Schlafen und ich wollte sie nicht wecken. Meine Kombi lag Kreuz und Quer im Wohnzimmer verteil ebenso wie meine Kleidung. Ich trank noch ein Glas Wasser und tapste dann die Stufen nach oben. Schnell warf ich noch einen Blick bei Malina und Jona vorbei, bis ich ins Schlafzimmer ging. Lilly lag in meinem T-Shirt auf meiner Bettseite in mein Kissen gekuschelt. Lächelnd krabbelte ich aufs Bett und schmiegte mich an ihren Rücken. Als sie merkte, dass da jemand war, schreckte sie hoch und guckte mich an. "Wincent!" "Hey mein Engel, alles gut." Beruhigte ich sie. "Was machst du hier? Es ist mitten in der Nacht." Guckte sie mich verschlafen an. "Ich dachte, ich komme meine Frau mal besuchen, weil ich weiß, was heut für ein Tag ist. Ich hab den Nachmittag noch mit Kevin im Studio verbracht und bin dann hergefahren. Ich wollte sich nicht schon wieder alleine lassen." Erklärte ich ihr und zog sie in meine Arme. Kurz danach verschloss ich unsere Lippen miteinander und es fühlte Zusammen legten wir uns aneinander gekuschelt ins Bett und schliefen ein.
"Papa, Papa!" Hörte ich am nächsten Morgen und spürte wie meine Kinder auf mir saßen. Ich öffnete die Augen und sah meine Frau strahlend neben dem Bett stehen. "Guten Morgen." Lächelte ich uns zog sie zu mir ins Bett. "Hast du gut geschlafen?" Fragte ich sie. "Seitdem du da bist, noch besser." Schmunzelte sie und gab mir einen Kuss. Malina und Jona hauten derweil auf meinem Oberkörper rum und freuten sich, mich wiederzusehen. "Seid ihr schon lange wach?" Fragte ich. "Zumindest solange, dass deine Kinder sich mit deiner Kombi beschäftigt haben, immer wieder gefragt haben was das ist und ich den Tisch gedeckt habe." "Danke schön." Antwortete ich und kuschelte mich an sie. Wir verweilten noch etwas im Bett, kuschelten miteinander und genossen die Zeit als Familie. Ich hatte das Gefühl, wieder völlig angekommen zu sein und diese komische Schwelle zwischen Lilly und mir durchbrochen zu haben.
Gemeinsam setzen wir uns unten an den Tisch und frühstückten. Es war wieder richtig schön, als Familie am Tisch zu sitzen, die Kinder zu füttern und gut in den Tag zu starten. Im Anschluss machten wir uns alle fertig und stiegen ins Auto. Ich hatte meine Mum gestern gefragt, ob sie auf die Kleinen aufpassen kann, damit ich den Tag mit Lilly verbringen kann. Sie war sofort einverstanden und willigte ein. Als die beiden Rabauken abgegeben waren, fuhren wir weiter zum Strand. Ich hatte mir überlegt, zum Mittag in ein Restaurant zu gehen, in Neustadt bei der Bucht, wo wir schon das ein oder andere erlebt haben.
"Danke schön, die Idee von dir ist echt wunderschön." Lächelte sie und gab mir einen Kuss. „Gerne" antwortete ich und gab ihr noch einen Kuss. Gemeinsam aßen eine Gemüseplatte mit verschiedenen Beilagen und unterhielten uns über die Zukunft. „Wincent" sagte Lilly plötzlich. „Würdest du mit zum Grab von meinem Vater kommen?" Fragte sie mich. Ich war bereits schon einmal dar, aber das war nur sehr kurz und ist schon etwas her. „Klar." Nickte ich. „Danke" „Dafür nicht." Versicherte ich ihr.
Auf dem Weg zum Friedhof hielten wir noch bei einem Blumenladen und ließen einen schönes Strauß anfertigen, den wir am Grab vorbeibringen wollten. Langsam steig Lilly aus dem Auto und atmete tief durch. Ich gab ihr den Strauß und nahm ihre andere Hand in meine. Schritt für Schritt gingen wir weiter. Ich erinnerte mich immer mehr, wo das Grab war, und hatte noch eine leise Vorstellung, wie es aussah. Ich merkte, wie Lilly meine Hand fester drückte und sich anspannte. Kurz vorher nahm ich sie noch einmal in den Arm und strich ihr eine Strähne hinters Ohr. „Dein Papa ist verdammt stolz auf dich." Flüsterte ich ihr zu und sah wie eine Träne den Weg über ihre Wange suchte.
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Tausend Meilen mir dir...
Random!! das ist der zweite Teil von Wincent und Lilly!! es ist empfehlenswert, erst Teil 1 (Seit du bei mir bist) zu lesen. Die Geschichte beginnt nach einem Zeitsprung und spiegelt das Leben von Wincent, Lilly, Malina und Jona Weiss wieder. Chaos, Lieb...