Kapitel 27

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Kapitel 27

Lilly

Wincent ist jetzt seit fast 1.5 Wochen weg und er fehlt mir echt. Zuhause geht es drunter und drüber. Jona brabbelt und quatscht vor sich hin und Malins fängt auch langsam an die ersten Worte zu sprechen. Dazu lieben es die beiden im Moment, sich wie auch immer am Sofa hochzuziehen und zu stehen. Wie oft ist mir das Herz in die Hose gefallen, wenn einer der beiden nach hinten gefallen ist und fast mit den Kopf gegen den Tisch geknallt ist. Marie kam zwischendurch auch vorbei und passte etwas auf die beiden auf, damit ich mich um den Haushalt und die Wäsche kümmern konnte. Regelmäßig schreibt mir Wincent Nachrichten, fragt wie es und geht oder was er gerade macht. Teilweise war er echt übervorsorglich, aber die letzten beiden Tage hat er sich kaum gemeldet. Ich glaube es liegt an den Sessions fürs Album, aber man macht sich dann ja schon so seine Gedanken. Was für mich aber noch viel schlimmer ist, was ich aber niemals vor Wincent sagen würde ist, dass er nicht gesagt hat, wie das Interview in Berlin bei Digster Pop war und ich von Luisa und Amelie erfahren musste, dass Wincent Helena höchstpersönlich aus dem Raum geworfen hat und nach einer andern Interviewerin verlangt hat. Hätte er mir das nicht schreiben können oder mich anrufen können?

Heute spielt er in Dresden ein Open-Air-Festival, nicht wer weiß wie groß, sondern eher weniger Zuschauer. Er wollte unbedingt dahin, wegen der Fan nähe, damit er auch viel Kontakt mit seinen Fans haben kann. Heute Morgen hat er kurz „Guten Morgen" geschrieben, das wars dann auch schon wieder. Dabei muss er doch wissen, das heute eine Untersuchung von Malina ansteht, kann er dann nicht wenigstens mal anrufen, um mir die Angst zu nehmen oder mich zu beruhigen. Nicht das ich Angst habe, aber ein gewisser Respekt ist schon da.

Ich machte die Kinder nach dem Frühstück fertig und setzten sie im Badezimmer auf den Fußboden, damit ich mich fertig machen konnte. Eigentlich würde ich die beiden gerne bei sich im Zimmer spielen lassen, aber wir haben an der Treppe noch kein Gitter und die Gefahr ist mir zu groß, dass jemand die Treppe runterfällt. „Jona nein!" sagte ich zu ihm, als er sich an der Badewanne hochzog und versuchte sich hinzustellen. Ich schaffte es gerade noch, meine Bürste loszulassen und den kleinen Mann festzuhalten, sodass er nicht mit dem Kopf auf den Boden knallte. „Hier, nimm dein Auto." Sagte ich zu ihm.

Auf den letzten Drücker verfrachtete ich die beiden ins Auto und fuhr los zum Kinderarzt. Wir mussten gar nicht ins Wartezimmer, sondern konnten direkt durchgehen. Ich schilderte der Ärztin nochmal alles, was passiert ist und was sie wissen muss. Sie machte dann einige Untersuchungen bei Malina und nahm ihr auch etwas Blut ab, sowie einen Abstich vom Urin wegen den Entzündungswerten. Mein Herz weinte wieder mit, als Malina Blut abgenommen werden musste, aber es musste eben sein. Ich hielt sie so gut es ging fest und versuchte sie abzulenken. Zum Glück hatte sie sich schnell wieder beruhigt. „Frau Weiss, wenn sie möchten, kann ich bei ihrem Sohn und ihrer Tochter noch die erste Impfe gegen Masern, Mumps und Röteln geben. Die zweite wäre dann Anfang des nächsten Jahres." „Äh, ja klar können wir machen." „Ok, ich weiß für Mütter kommt das oft sehr überraschend, aber sie brauchen sich keine Sorgen machen. Sie bekommen gleich erstmal die Aufklärungen und alles und dann können sie immer noch entscheiden. Nur in seltenen Fällen, haben Kinder Nebenwirkungen vom Impfstoff."

Ich wusste sofort, dass ich die kleinen impfen lassen möchte, dass sah Wincent auch so, aber das kam gerade sehr plötzlich. Vielleicht war es auch besser so, dass ich mich zuhause nicht verrückt machen konnte. Ich laß die Aufklärung ordentlich durch und setzte meine Unterschrift aufs Papier. Immer noch komisch, dass ich jetzt mit Weiss unterschreibe, aber es gefällt mir sehr.

Am liebsten hätte ich mitgeweint, als die beiden geimpft wurden oder ihnen wenigstens den Schmerz genommen. Ich drückte den beiden vorher zur Ablenkung noch einen Keks in die Hand, aber so ganz hat das nicht funktioniert. Am Ende saß ich auf dem Stuhl mit zwei schreienden Kindern. Wäre Wincent bloß hier, dachte ich in dem Moment.

Eineinhalb Stunden später legte ich mich völlig erschöpft aufs Sofa. Malina und Jona schliefen oben in ihren Betten, denn für die beiden war es auch äußerst anstrengend, genau wie für mich. Die Ärztin hatte mir noch mal versichert, dass die Medikamente in Kombination gut wirken und die Schübe schwächen, was sehr gut ist. Dazu sind die Entzündungswerte sehr sehr gering, was auch sehr gut ist. Ich merkte nur, wie meine Augen immer schwerer wurden und ich mich immer mehr in die Kissen legte.

Wincent

Dieser Tag heute in Dresden war der absolute Wahnsinn. Wir spielten bereits um 18 Uhr, in den Sonnenuntergang hinein. Es waren rund 500 Besucher da, was deutlich weniger sind als sonst. Aber ich hatte mir es explizit gewünscht, hier zu spielen. Mit meinem Mikro bin ich immer durch die Menge, habe mich neben Fans oder Kinder gesetzt, mit ihnen gesunden und es einfach genossen. Nach dem Konzert gab es noch ein Meet and Greet für alle. Ich habe mit jedem ein Foto gemacht und mich kurz unterhalten. Das war der absolute Hammer, weil mir immer wieder gesagt wurde, wie sehr ihnen das Konzert gefallen hat und ich selber noch mehr das Strahlen in ihren Augen gesehen habe. Wir ließen den Abend wunderschön im Bus bei Musik und Bier ausklingen und fuhren weiter nach Zwickau, wo Morgen Kevin zu uns stoßen wird.

Mit dröhnendem Schädel und etwas Gewusel stand ich am nächsten Morgen auf und trank direkt einen großen Kaffee. Als ich die Stimme von meinem Produzenten draußen hörte, lief ich los und sprang von hinten auf seinen Rücken. „Kevin!" rief ich. „Wincent." Antwortete er mir völlig lustlos. „Schön, dass du dich auch freust mich wieder zusehen. Ich hab dich vermisst." sagte ich ganz liebe voll zu ihm und begrüßte ihn richtig. „Ich hab dich auch vermisst." Spielte er mit und tat auf verliebt. „Wenn ihr eure Liebesshow beendet habt, gibt es drinnen Frühstück." Meldete sich Luisa zu Wort. Schon während dem Frühstück bastelten wir weite an den Songs fürs Album und ich präsentierte meine neuen Ideen, die bei Kevin nicht immer positiv ankamen. Anschließend verkrochen wir uns oben im Bus zusammen mit Phillip unserem Songwriter und ein paar Leuten aus der Band.

Nachmittags unterbrach uns Amelie, weil sie sich langsam sorgen macht, warum sie niemanden mehr sieht und ich langsam los muss zum Interview. Zwangspause also. Nach dem Interview meldete ich mich kurz bei Lilly, allerdings war sie mit den Kindern beschäftigt und hatte nicht die freue Hand fürs Handy.

Bis zum Konzert waren es noch eineinhalb Tage, die wir mit Album schreiben verbrachten und mehr und mehr schreib ich auch für mich persönlich auf, was ich mit den Songs verbinde und was sie mir bedeuten. Gerade die Minuten vorm Schlafen gehen schrieb ich Sätze zu den Songs auf, denn das war die Zeit, die ich für mich hatte und wo ich selber nachdenken konnte, ohne andere. Ob diese Zeilen jemals veröffentlicht werden, steht noch in den Sternen.

Zeitsprung

Nach dem Konzert inZwickau, sind wir alle man nach München gefahren. Wir hatten ein paar Tage Pause,die ich durchgängig im Studio mit Kevin verbracht habe. Wir haben produziert,aufgenommen, aufgenommen und produziert. Die Kaffeemaschine war im Dauer Einsatzund die RedBull Dosen stapelten sich. Das einzige, was wir noch taten war essenbei Lieferando zu bestellen und ein paar Stunden zu schlafen. Teilweise bekamenwir noch Besuch, aber viel bekamen wir davon nicht mit. Zwischendurch spielteich noch zwei Konzerte in Regensburg und München, aber danach ging es wiederund Studio. Es machte mir richtig Spaß so intensiv am Album zu arbeiten und dieGeschichten nieder zu schreiben, doch eine Sache vergas ich dabei.

Tausend Meilen mir dir...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt