Kapitel 37

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Kapitel 37

Wincent

Dieser Tag war echt für den Arsch. Ich schnappte mir in der WG meine Laufschuhe und rannte um die Häuser. Am Ende kam ich nach 1.5 Std. verschwitzt zurück und wurde von Fabi empfangen. Kommentarlos ging ich unter die Dusche und suchte mir was frisches zum Anziehen. Anschließen ging ich in die Küche, wo Fabi uns eine Bowl zubereitet hatte. Heute gab es sogar eine Extraportion Erdnussbutter, die ich auch echt brauchte. Wir setzten und zusammen aufs Sofa und schauten fern. Ich warf noch schnell einen Blick auf mein Handy, Lilly hatte mir ein Bild von sich und den Kindern geschickt. Mir kam sofort das Lächeln zurück und ich schoss ein schnelles Kussmundfoto von mir und begann dann mit Fabi zu zocken. Der Abend wurde spät, sehr spät, aber das war mir egal, denn ich konnte an etwas anders denken, außer an das Album und das zählte in diesem Moment.

„Alter aufstehen!" wurde ich am nächsten Morgen unsanft von Johannes geweckt, der neben meinen Bett stand und mich mit meinen Klamotten abwarf, die auf dem Boden verteilt lagen. Direkt zog ich mir meine Decke über den Kopf und machte mich ganz klein. „Beweg deinen Arsch hoch. Wir wollen denen doch zeigen, wo der Hammer hängt. Also was liegst du dann hier so rum?" fragte er mich und zog mir die Deckte weg. „Ohh" meckerte ich  und rappelte mich langsam auf. „Wie spät ist es?" fragte ich. „Gleich ist schon wieder Mittagszeit, also los jetzt." Hetzte er mich. Ich trottete nur so aus meinem Zimmer in Richtung Badezimmer. „Fabi, aufstehen, guten Morgen!" rief ich dabei über den Flur. „Verpiss dich!" rief er nur zurück. Lachend ging ich ins Bad, putzte mir die Zähne und machte mich breit fürs Studio, um Universal zu zeigen, wo der Hammer hängt.

Angekommen, brachten mich die anderen auf den neusten Stand der Dinge. Sie hatten gestern den Nachmittag über noch ein Kompromiss geschlossen, mit dem ich auch einigermaßen zufrieden war. Schlussendlich bedeutete es für uns aber gleichzeitig noch mehr Arbeit, aber ich glaube diese Arbeit nehmen wir alle gern in Kauf. Wir haben jetzt noch 20 Tage, in denen wir das Beste aus dem Album rausholen werden, wie es nur geht. So starteten wir auch direkt und erstellten mit der Hilfe von Amelies planerischen Künsten einen Zeitplan. Wir versuchten die Aufgaben so gut es geht zu verteilen und es möglichst abwechslungsreich zu gestalten. Hauptpunkte auf unser Liste waren Songs Recordern, die Album Merch Collection, das Album Design und die Deluxe box. Hauptsächlich waren Amelie und Dario für den Kreativen Teil verantwortlich und ich mit Kevin für den Musikalischen. Johannes war als Springer eingeteilt. Den Nachmittag schlugen wir uns allerdings alle zusammen um die Ohren, in dem wir die Designs für die Merchkollektion festlegten. Als das geschafft war, kümmerten sich Amelie und Dario um die Bestellungen und dass das alles mit der Merchfirma funktioniert, während Johannes und ich noch einmal unseren gemeinsamen Song recorden. Gegen späten Abend fuhren wir alle in die WG, wo Fabi für uns lecker gekocht hatte.

Vier Tage ging das nun jetzt schon so. Vormittags führten wir gemeinsame Besprechungen oder hörten uns fertige songausschnitte an. Zwischendurch besorgten wir uns was zu essen und tranken den ein oder anderen schluck, ansonsten zeigten wir alle echt eine krasse Disziplin. Heute Morgen hatte ich es schwer aus dem Bett zu kommen. Ich hatte mir gestern den Abend mit dem Buch um die Ohren geschlagen und die letzten Zeilen fertig getippt, sodass mir jetzt noch um die zwei Wochen bleiben, dass alles handschriftlich auf Papier zu bringen. Verspätet kam ich im Studio an, wo ich die anderen vor Laptop saßen. Ich warf einen Blick auf den Bildschirm, verstand aber nicht viel, sodass ich mich aufs Sofa schmiss und die Augen schloss. „Ey, was ist mit dir los?" fragte mich Kevin. „Gestern warst du doch noch so voller Energie. Lange Nacht gehabt?" fragte er und ich nickte. „Lilly?" hakte er nach und ich schüttelte den Kopf. „Hab gestern kurz mit ihre geschrieben, mich danach aber dem Buch gewidmet." Murmelte ich und setzte mich auf. „Na los, heute steht 'vergiss mich' und ein Teil von Winter'an." Versuchte mich Kevin zu motivieren und zog mich rüber an den Schreibtisch.

„Wir sind soweit, wie sieht es bei euch aus?" kam Johannes zu uns. „Wir brauchen noch etwas, läuft gerade gut." Antwortete ich ihm. „Ok, dann euch noch viel Erfolg, wir sehen und morgen." Verabschiedete er sich und ging. Dabei waren Kevin und ich gerade in unserem Flow angekommen. Wir nahmen gerade 'vergiss mich' auf und ich war voll drin. Wir brauchten gar nicht mal so viele Versuche für die unterschiedlichen Spuren im Refrain und auch die Strophen gingen echt gut. Gegen halb zwei zogen aber dann auch wir die Tür vom Studio hinter uns zu und fuhren heim.

So gut, wie der letzte Abend aufgehört hatte, so gut startete auch unser Morgen. Wir trafen die endgültige Entscheidung für das Albumcover und das Hintergrund Bild. Es war ein Wellenmotiv, in einem dunklen grün Ton, mit einem blau Stich. Darauf war das Logo zu sehen, ebenfalls wie der Titel. Ich war absolut zufrieden und freute mich richtig, das Ding bald in meinen Händen halten zu dürfen. Doch es muss wohl alles zu schön gewesen sein, denn am Nachmittag lief nichts wie geplant. Meine Stimme machte zu und das so kurz vorm Ende. Über die Hälfte der Songs sind fertig, oder brauchen nur noch kleine Verbesserungen. Uns fehlten noch fünf Songs, plus die vier Songs für die Deluxe Box. Als Amelie davon wind bekam, verfrachtete sie mich direkt in die WG und stellte mir mein Ipad und eine Tasse Tee vor die Nase. Dazu bekam ich Papier und Füller in die Hand gedrückt und ein Sprechverbot erteilt. Wie scheiße soll der Tag eigentlich noch werden. Also gut, ich begann die Zeilen vom Ipad aufs Papier zu übertragen und war kurz vorm Aufschreien, als ich mich zum zweiten Mal in der letzten Zeile verschreib und neu beginnen durfte. Fabi stand derweil in der Küche und kochte glaube ich eine Hühnersuppe. Ich brauchte dringend eine Pause und verschwand mit meinem Handy in der Hand auf dem Klo. „Essen!" rief Fabi und holte mich zurück in die Realität. Wie auch sonst, setzte ich mit wortlos an den Tisch und aß die Suppe. Zum Nachtisch schrieb ich noch die ein oder andere Seite, bis ich noch eine Runde mit Fabi zockte und mich dann ins Bett fallen ließ. Bei einem letzten Blick auf Handy sah ich eine Nachricht von Lilly. „Geht's dir gut?" fragte sie. „Ja, das wird schon wieder. Fabi macht einen guten Job als Krankenpfleger. Ich vermisse euch, hab dich lieb, gute Nacht." Antwortete ich ihr und legte mein Handy an die Seite.

Tausend Meilen mir dir...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt