Kapitel 30
„Ahhh!" schrie Anna plötzlich und rannte auf mich zu. „Du bist Schwanger! Vier Tests sind positiv! Ich glaub es nicht!" strahlte sie und nahm mich in den Arm. „Ich muss Wincent anrufen. Ich halte das nicht bis Morgen aus." Sagte ich, griff zu meinem Handy und spürte wie sich meine Augen mit Tränen füllten. Gerade nach dem, was er gestern auf dem Konzert gesagt hatte, musste ich ich jetzt anrufen und wollte nicht warten, bis er morgen Abend nach Hause kommt. „Stopp, warte." Hielt mich Anna auf. „Ganz eventuell, habe ich vor ein paar Tagen Karten für das Abschlusskonzert in Kiel gekauft." Sagt sie und ich guckte sie an. „Du bist verrückt." Antwortete ich ihr und fiel ihr um den Hals. Es war irgendwie eine unglaubliche Freude, wieder schwanger zu sein, auch wenn noch nichts fest war, gerade weil nur 80% der Test positiv waren. Im Laufe des Tages, merkte ich dann aber doch, wie sich die Angst in mir hervorkroch. Oben im Schlafzimmer schnappte ich mir passende Klamotte aus dem Merchfach, legte meine Hände auf den Bauch und fing an zu grübeln. Noch ein Kind? Was sagt Wincent wirklich? Haben wir genug Platz im Haus? Wenn wir schon mit zwei Kindern fast überfordert sind, wie soll das dann mit drei Kindern werden? Zum Glück redete Anna mir auf der Fahrt gut zu und leistete mir mentale Unterstützung, sonst könnte ich für nichts garantieren.
Wincent
Den letzten OffDay gestern habe ich mit den Kindern Shay und Moritz verbracht. Wir waren spazieren und hielten uns sonst in der Halle auf. Heute spielen wir das letzte Konzert des zweiten Albums und das letzte Konzert der Sommertour. Mir war es sehr wichtig, vor dem Einlass nochmal alle aus der Crew zu sehen, ich hatte einiges wieder gut zu machen. Wir versammelten und alle in der Halle und stellten uns in einen großen Kreis. „Bevor wir hier und heute das letzte Konzert der Sommertour spielen, möchte ich mich bei euch entschuldigen. Vorab, ich weiß, dass ich ein Arschloch Chef bin, aber darum geht es gerade nicht. Ich möchte mich bei euch für mein Verhalten entschuldigen, dass ich einige von euch vernachlässigt habe und nur an die Musik und meine Karriere gedacht habe, obwohl ihr wisst, dass Freunde und Familie eigentlich immer im Vordergrund stehen. Es tut mir leid, dass ich euch so einige Probleme beschert habe, nicht immer einfach war und auch nicht immer gerecht. Ich hab euch alle echt gerne und bedanke mich bei euch, dass ihr mich unterstützt, das ist nicht selbstverständlich, auch wenn es irgendwo euer Job ist. Ihr könntet blind arbeiten und es würde doch funktionieren und das ist das, was ich liebe. Danke schön, lasst uns heute noch einen geilen Abend machen und dann Morgen zurück zu unsern liebsten fahren. Danke für alles, ich liebe euch. Prost!" beendete ich meine Rede, kippte den Kurzen runter. Einzelne aus der Crew nickten mir zu oder klopften mir auf die Schulter, allerdings gingen sie alle relativ schnell wieder ihren Aufgaben nach.
Vor dem Konzert ging ich noch kurz zu den kleinen und verabschiedete mich von ihnen. Mit voller Motivation ging ich auf die Bühne und eröffnete ein letztes Mal mit „Kaum Erwarten" die Show. Ich sah noch nicht direkt das ganze Publikum, da das Licht noch zu dunkel war, aber die Gesichter, die ich sah, strahlten über beide Ohren. Dazu spürte ich, dass da noch mehrere 1000 Menschen stehen, die mich regelrecht durch das Konzert tragen werden.
Erst beim zweiten Song, 'Hier mit dir' kam Licht in die Halle. Ich kletterte wie immer über die Absperrung und lief durch das Publikum. Es war für mich wie eine Befreiung durch die Menge zu laufen und den direkten Kontakt zu meinen Fans zu haben. Noch mehr freute ich mich heute auf den Song '365 Tage'. Wir spielen das Lied immer zur Mitte des Konzerts. Für mich ist das der perfekte Zeitpunkt, weil mir dieser Song nochmal einen richtigen Kick gibt. Bei der Strophe kletterte ich über die Absperrung und ging dieses Mal auf die rechte Seite. Beim zweiten Refrain startete ich den Countdown und ging in die Hocke „10, 9, 8, 7, 6, 5, 4, 3, 2, 1 Ich hab schon 365 Tage ewig lang gewartet, völlig außer Atem. In den letzten 52 Wochen den Kopf zu oft zerbrochen und jetzt ist es einfach passiert oho! Ich es einfach passiert Oho!" ich sprang, tanzte und drehte mich im Kreis. Überall um mich herum junge Mädels, die mitfeierten, aber leider mit ihrem Handy in der Hand. Wirklich völlig außer Atem drehte ich mich noch einmal und erkämpfte mir den Weg durch die Menge zurück zur Bühne. Bei der Drehung dachte ich, ich gucke nicht richtig, als ich eine Person entdeckte. Im ersten Moment dachte ich, ich habe mich verguckt, aber als ich weiter nachdachte und mich erneut schnell umdrehte, wurde mir immer mehr bewusst, dass da wirklich meine Frau mit Anna stand. Immer wieder drehte ich mich unauffällig um und tat so, als würde ich anderen Fans hallo sagen, mit der Hoffnung eine der beiden noch einmal zusehen, erfolglos. „Dann wollen wir mal den nächsten Song spielen, den habe ich zusammen mit einer anderen Künstlerin geschrieben. In dem Lied geht es um einen One-Night-Stand, ja ich weiß, ich hab jetzt eine Freundin und keine One Nights Stands mehr, aber es gab ja auch eine Zeit davor. Ist ja auch egal, jedenfalls habe ich den Song mit Sarah Connor geschrieben, der heißt jemanden vermissen und geht so, Benni, zeig was du kannst." Sprach ich ins Mikro und merkte, wie unangenehm Lilly das sein wird und wie sie mich dafür schon wieder boxen könnte.
Schwungvoll brachte ich Konzert und Meet and Greet zu ende, welches sich unglaublich in die Länge zog. Irgendwie waren die Gewinnerinnen alle sehr zurückhaltend und schüchtern. Als es dann aber zu Ende war, lief ich direkt zu Amelie. „Amelie, Lilly war da. Ich muss sie holen." Sagte ich hysterisch zu ihr. „Du kannst da jetzt aber sicher nicht rausgehen, wenn du nicht belagert werden willst." Antwortete sie mit. „Aber ich muss da raus. Was ist, wenn sie mich nicht sehen will, was ist, wenn sie jetzt heimfährt?" „Das wird sie schon nicht." Versuchte sie mich zu beruhigen. „Woher willst du das Wissen, ich weiß nicht mal ob es Lilly war.?" nervte ich sie weiter und lief ihr hinterher. „Man Wincent, siehst du nicht, dass ich gerade genug zu tun habe? Schwing deinen Hintern jetzt zu deiner Schwester und deinen Kindern und warte einfach mal ab. Vielleicht waren es wirklich die beiden und vielleicht habe ich Anna ja auch zwei Backstage Pässe in die Hand gedrückt." Ich guckte sie an. „Hast du?" sie schmunzelte. „Danke, danke, danke. Du bist die beste." Bedankte ich mich. „Ich weiß, geh jetzt mal lieber zu deiner Schwester, die braucht deine Hilfe. Und als ob Lilly nach Hause fährt, wenn ihre beiden Kinder hier sind." Antwortete Amelie mir noch, dreht sich schnellen Schrittes um und schickte mich in meine Garderobe.
Meine Schwester saß mit Moritz und den kleinen auf dem Sofa und versuchte beide irgendwie zu füttern. Die Lätzchen waren schon voller Kartoffelbrei und das Sofa hatte auch etwas abbekommen. „Boar, ist das immer so?" fragte sie und ich zuckte mit den Schultern. „Ein Löffel für Papa, ein Löffel für Mama, ein Löffel für Oma, ein Löffel für die beste Tante der Welt." Versuchte ich die beiden zum Essen zu animieren und tatsächlich funktionierte es. Eine halbe Stunde später hatte ich zwei kleine Kinder ruhig schlafend neben mir und die erschöpfte beste Tante der Welt in meinen Armen.
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Tausend Meilen mir dir...
Разное!! das ist der zweite Teil von Wincent und Lilly!! es ist empfehlenswert, erst Teil 1 (Seit du bei mir bist) zu lesen. Die Geschichte beginnt nach einem Zeitsprung und spiegelt das Leben von Wincent, Lilly, Malina und Jona Weiss wieder. Chaos, Lieb...