Kapitel 40

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Kapitel 40

So leise, wie möglich, gingen wir in die WG. Ich zog meine Schuhe im Flur aus, legte meine Jacke auf dem Sofa ab und bahnte mir den Weg zu Wincents Zimmer. Vorsichtig öffnete ich die Tür. Es war stockdunkel in dem Raum, die Vorhänge waren verschlossen, es war kein Mucks zu hören. Ich tapste mich voran und sah meinen Ehemann in seinem selbstgebauten Bett aus Paletten mit seiner Schwarzen Bettwäsche im Bett liegen. Er lag nicht wie sonst auf dem Bauch, er lag auf der Seite und hatte sich an die Bettdecke gekuschelt. Was war denn da los. Ich ging auf die andere Seite vom Bett und wollte mich von hinten an seinen Rücken kuscheln. Doch schon als ich nur seine Schulter berührte, schreckte er auf und guckte mich an. „Pscht, ich bin es." Guckte ich ihn an und versuchte ihn zu beruhigen. Er rieb sich die Augen und setzte sich auf. „Was machst du hier? Es ist mitten in der Nacht." Murmelte er. „Freut mich auch dich zu sehen. Ich dachte ich unterstütze dich in den letzten paar Tagen noch einmal." Schmunzelte ich und da machte er die Bewegung, auf die ich gewartet hatte. Er öffnete seine Arme und sagte mit einem Lächeln im Gesicht „Komm her". Das ließ ich mir nicht zwei Mal sagen und ließ mich in seine Arme fallen. „Ich hab dich vermisst." Murmelte ich an seine Brust und spürte endlich wieder seine Nähe. „Ich dich auch." Antwortete er mir und gab mir einen Schmatzer an meinen Hals. Es fühlte sich wieder so gut an, in seinen Armen zu liegen, seine Nähe zu spüren und seinen Duft zu riechen. Am liebsten wollte ich nicht mehr aufstehen. „Ich gehe kurz Zähne putzen und komme gleich wieder." Löste ich mich von ihm. „Ich will aber nicht, dass du gehst." Sagte er und drückte mich noch mehr gegen sich. „Ich gehe nur schnell für kleine Mädchen und putze mir dir Zähne." „Aber schnell." Betonte er. „Versprochen." Versicherte ich ihm. „Aber vorher will ich einen Kuss." Schmollte er und zog mich zu sich.

„Wincent!" versuchte ich bei dem Kuss zu sagen, als ich merkte, wie er mit seiner Zunge gegen meine Lippe stupste. Schnell löste ich mich dann endgültig von ihm, rollte meinen Koffer ins Zimmer und verschwand mit meiner Kulturtasche im Schlafzimmer. Zurück bei Wincent war ich gerade dabei mir meinen Schlafanzug raus zu suchen, als ich merkte, wie ich beobachtet werde. „Guck nicht so." sagte ich ihm und warf ihm mit meinem T-Shirt ab. „Eyy" protestierte er. Ich hielt mir dann meine Hände vor den Körper und ging in die Hocke, um mir ein anderes Shirt zu nehmen. „Kannst gerne oben ohne bleiben, gibt nicht, was ich noch nicht gesehen habe." Schmunzelte Wincent und kassierte direkt noch ein T-Shirt von mir. „Wie viele T-Shirts hast du dabei?" fragte er. „Genug!" antwortete ich ihm und warf direkt noch eins. „Wenn du so weiter machst, hast du gleich zumindest kein mehr, gefällt mir eh besser." Lachte er und legte meine Shirts beiseite. „Du bist blöd." Sagte ich und streckte ihm die Zunge raus. „Aber wie du meinst." Ich ging zu seinem Koffer, suchte mir ein Shirt von ihm, welches ich mir überwarf.

Zum Schluss krabbelte ich aufs Bett, legte mich in Wincents Arme und legte meinen Kopf auf seiner Brust ab. Schweigend lauschte ich seinem Herzschlag. „Danke schön, dass du gekommen bist." Brach er die Stille. Ich drehe ich um und guckte ihm in die Augen. „Gerne. Ich glaube, du kannst das noch einmal gebrauchen." Und drückte ihm einen Kuss auf den Mund. „Ich glaube auch, danke schön." „Wenn du reden willst, ich bin für dich da." versicherte ich ihm nochmals. „Ich weiß, wirklich. Aber jetzt möchte ich lieber wissen, was im Norden so abgeht und was unsere Kinder machen. Ich glaube Mum und Shay könnten sauer sein, weil ich mich bei den beiden nicht gemeldet habe." Kratze er sich am Hinterkopf und guckte mich erwartungsvoll an. Ich begann ihm dann viel zu erzählen, gerade auch wie es Malina und Joan ging, was sie neues gelernt haben und redete uns in den Schlaf.

Wincent

Mich freute es unglaublich, dass mich meine Frau besuchen gekommen ist. Als ich am morgen aufgewacht bin, lag endlich wieder jemand in meinen Armen, der mir halt gab und mir ein Lächeln ins Gesicht zauberte. Ich schrieb direkt Marianne eine Nachricht und fragte, ob in der Nacht mit den Kindern alles funktioniert hat. Sie schickte mir daraufhin ein Foto, wie die beiden Mäuse komplett beschmiert mit ihrem Brei am Tisch saßen. Ich begann direkt noch mehr zu lachen und spürte wieder den Stolz in mir. Vorsichtig strich ich Lilly die Haare aus dem Gesicht und kuschelte mich an ihren Rücken.

Nach einem entspannten Frühstück auf dem Balkon, unter vielen Decken machten wir uns auf ins Studio. Kevin wusste von der Überraschung auch Bescheid, sodass er schon mit unserer Verspätung gerechnet hatte. Ich präsentierte Lilly direkt die Song, an denen wir die letzten Wochen gearbeitet haben und merkt noch mehr, wie ich dieses Album liebte und dahinterstand. Heute wollten wir „Was weißt den du schon über mich aufnehmen". Der Song ist richtig fetzig und macht richtig gute Laune. „Kannst du kurz mitkommen?" fragte mich Lilly kurz bevor wir anfangen wollten. Ich nickte sofort und ging mit ihr vor die Tür. „Soll ich vielleicht ein paar Storys hochladen. Du wirst das auf Insta ja auch mitbekomme haben oder? Also klar ich weiß, dass wir das eigentlich nicht machen wollten, aber vielleicht finde ich doch noch die ein oder andere kreative Ader in mir." fragte sie mich vorsichtig. „Klar kannst du das. Kennst ja meinen Code." Schmunzelte ich. Warte mal... Mein Kopf fing an zu rattern. 1809, der 18.09 scheiße. „Scheiße" sagte ich und guckte zu Lilly, die mich ebenfalls erwartungsvoll anguckte. „18.09, wir haben schon wieder unseren Hochzeitstag vergessen." Sagte ich beschämt zu ihr. Jedoch begann Lilly nur zu Lächeln und hielt sich die Hände vors Gesicht. „Meinten wir damals nicht irgendwann mal, dass wir hoffentlich nicht unseren Hochzeitstag vergessen." „Oh ja" erinnerte ich mich zurück. „Einigen wir uns darauf, unser Hochzeitsdatum wird das von der Kirche? Der 26.06.2020?" fragte sie mich. Ich nickte nur, nahm meine Frau in den Arm und drückte ihr einen Kuss auf die Lippen.

Wir schafften noch einiges an dem Nachmittag und arbeiteten wieder bis spät in die Nacht. Mittlerweile war jedem von uns die Müdigkeit ins Gesicht geschrieben und es war egal, wie gut es gerade lief, wir brauchten alle schlaf. Somit verließen wir um kurz nach zwei das Studio und setzten uns ins Auto. „Ich hab Hunger." Murmelte Lilly neben mir auf dem Sitz. „Ich glaube wir haben noch etwas essen von gestern Abend, Fabi hatte gekocht." Sagte ich zu ihr und konzentrierte mich wieder auf die Straße. „Das will ich aber nicht." Quengelte sie und guckte mich erwartungsvoll an und als wir dann an der roten Ampel standen und ich ihrem Blick aus dem Fenster folgte, verstand ich. „Verstehe." Schmunzelte ich und legte meine Hand auf ihren Oberschenkel. „Der Krümel in mir hat Hunger." Lächelte sie. „Der Krümel, oder der Krümel?" musste ich stutzen. „Der Krümel, das Baby ist noch ein Krümel, das Geschlecht weiß ich noch nicht." Lächelte mich Lilly an und verschränkte ihre Hand mit meiner. „Warum heißen eigentlich alle drei Kinder Krümel" fragte ich interessiert. „Das ist mein Mamainstinkt, das ist einfach so." „Aha" nickte ich und fuhr auf den Parkplatz von MC Donalds. Wir bestellten uns etwas zu essen und setzten uns relativ nach hinten in eine Ecke. Zum Glück waren um diese Zeit nur noch wenige Gäste und keine Teenager, die mich erkennen oder so. Lilly lehnte sich gegen meinen Oberkörpern und ich schloss meine Hände von hinten um sie und legte sie auf ihrem Bauch ab. „Ich liebe dich." Sagte ich und gab ihr einen Kuss auf den Kopf. „Ich dich auch." Drehte sie sich zu mir, streckte mir ihren Kopf entgegen und verschloss unsere Lippen miteinander. 

Tausend Meilen mir dir...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt