Kapitel 8

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Lexi by LuanaWhite

Ich weinte bitterlich während der Alphawolf immer wieder auf mich einbiss.
"Bitte hör auf. Bitte!" flehte ich ihn an. Werwolfbisse heilten nicht so schnell wie andere Wunden. Sie brauchten dafür Tage, wenn ich es überhaupt überlebte. Wieso ließ er mich denn so leiden? Warum tötete er mich nicht schnell?

Mein Menschenkörper lag nur noch reglos auf dem Boden während ich aus zahlreichen Wunden blutete. Arme, Beine, Hüfte, Rücken, Bauch. Es gab kaum eine Körperstelle die er nicht erwischt hatte. Nach ner Weile ließ ich es nur noch über mich ergehen und weinte wimmernd weiter. Doch dann ließ der Wolf endlich von mir ab.

"Sieh es als deine letzte Lektion, kleine Kätzin. Verschwinde aus unseren Wald. Wenn ich dich noch einmal hier sehe, bring ich es zu Ende und töte dich." drohte er mir knurrend und kehrte mir dann den Rücken zu.

Wie konnte es nur soweit kommen? Diesmal meinten sie es wirklich ernst. Ich war an einem Wendepunkt in meinen Leben angekommen. Wenn ich nicht sterben wollte, musste ich hier weg. Ich musste mein erstes, richtiges zu Hause wieder verlassen. Ich war es ja gewohnt dass man mich nicht wollte, aber ich würde diesen Wald hier so sehr vermissen. Nur wo sollte ich denn jetzt hin?

Mit all den Wunden war es mir nicht mehr möglich mich in meine Katzengestalt zu verwandeln. Ich musste also erstmal ein Mensch bleiben. Aber ich war am Leben. Ich kroch in meine Höhle und holte mir eines meiner wenigen Kleidungsstücke. Ein kurzes, lockeres, schwarzes Kleid. Anschließend versuchte ich mich auf meine Beine zu stämmen und begann durch den Wald zu gehen.

Ich kannte den Wald in und auswendig, dennoch würde es auf zwei Beinen viel länger dauern zu seiner Grenze zu gelangen als wenn ich auf allen Vieren war. Ich wollte hier wirklich nicht weg, aber nun blieb mir einfach keine andere Wahl. In der Stadt war ich verloren. Ich hatte keinen Besitz. Kein Geld. Wo sollte ich nur hin?

Ich lief einfach weiter. Meine Wunden taten unglaublich weh und brannten wie die Hölle. Je näher ich der Stadt kam, umso mehr Menschen begnete ich. Und natürlich erntete ich viele Blicke. Schließlich sah man nicht ständig ein Mädchen mit zahlreichen Wunden herum laufen die nicht aufhören wollten zu bluten. Wie weit würde ich überhaupt kommen, ehe mich meine Kräfte komplett verließen? Ich musste mir einfach erstmal irgend einen Platz suchen wo ich mich ausruhen konnte.

Ich lief gerade neben einer Straße entlang und immer wieder flitzte ein Auto an mir vorbei. Der Wind, der dadurch entstand, wehte mein langes, weißes Haar durcheinander. Mir war kalt. Richtig scheiß kalt. Doch dann hielt eines der Autos an und ein Mann stieg aus.
"Hallo? Brauchen Sie Hilfe? Soll ich sie ins Krankenhaus fahren?" fragte er mich. Ich sah ihn völlig verstört an. Was sollte ich denn in einem Krankenhaus? Die konnten mir ohnhin nicht helfen. Ausserdem würde ich eine Behandlung eh nicht bezahlen können. Also schüttelte ich nur den Kopf und lief weiter.

"Warten Sie doch!" rief der Mann und lief mir hinterher. Er griff nach meiner Schulter. Ich war dadurch so erschrocken, dass meine Augen eisblau aufleuchteten und ich ihn kätzisch anfauchte. Vermutlich hatte sogar mein Gebiss sich kurz in das einer Raubkatze verwandelt.

Der Mann taumelte zurück. Er flüchtete in sein Auto, stieg hart auf die Bremse und flitzte schnell davon. Ich folgte der Straße weiter bis ich in die Innenstadt von Winchester Falls ankam.

Ich war inzwischen schon seit Stunden unterwegs und langsam konnte ich nicht mehr laufen. Viele Menschen gingen hektisch an mir vorbei und schienen mich nicht mal wahr zu nehmen. So als wäre ich unsichtbar. Manche stießen mich sogar unbeabsichtigt mit der Schulter an.

Plötzlich erkannte ich ein Gebäude dass sich vor mir auftat. Ich erkannte es wieder. Das war das Haus, in dem sich Sam's Penthouse befand. War ich unterbewusst hier her gelaufen?

Ausser Sam kannte ich hier niemanden. Er hatte mir gestern geholfen. Würde er es ein weiteres Mal tun? Was war, wenn er mich gar nicht sehen wollte? Wenn ihm die letzte Nacht gar nichts bedeutet hatte? Aber ich sehnte mich danach ihn wieder zu sehen, auch wenn es verrückt war. Schließlich war er ein Vampir. Und heute könnte er mich nicht beissen. Wenn er diesmal von mir trinken würde, würde es mich töten, da ich bereits viel zu viel Blut verloren hatte.

Ich wischte mir ein paar Tränen aus dem Gesicht und ging zu der Tür des Hauses. Aber sie war verschlossen. Ich schaute auf die Namensschilder der Türklingeln, aber die waren alle nur mit den Familiennamen beschriftet und ich hatte keine Ahnung wie er hieß. Ich kannte nur seinen Vornamen.

Also ging ich um das Gebäude herum und entdeckte eine Feuerwehrtreppe die auf das Dach führte. Ich begann diese hinauf zu steigen. Jeder Schritt tat weh. Jede Stufe fühlte sich wie die reinste Qual an. Die Wunden ziehten und brannten noch immer fürchterlich. Schließlich schaffte ich es nach einer Weile bis ganz nach oben und zog an der Tür die ins Innere führte. Zum Glück war diese unverschlossen.

Ich stieg innen die Treppen wieder hinab in das achte Stockwerk und fand schließlich die Tür die zu Sam's Penthouse führte. Ich zitterte. Was, wenn er mich weg schicken würde?

Ich hatte keine andere Wahl, ich musste es versuchen. Gestern... Das war so... Irgend etwas war da zwischen uns. Ich hatte es gestern fest gespürt. Eine gewisse Anziehung. War es die selbe Anziehung, die mich jetzt hier her geführt hatte?

Ich drückte auf die Klingel und wartete. Und wartete. Und wartete. Keine Reaktion. Ich klopfte.
"Sam? Bist du zu Hause?" fragte ich nach. Doch wieder keine Reaktion. Vermutlich war er gar nicht da. Und was jetzt?

Die Verzweiflung bahnte sich wieder ihren Weg an die Oberfläche. Ich lehnte mich an die Wand neben der Tür und rutschte zu Boden. Ich raufte mir meine Haare und begann wieder fürchterlich zu weinen.

Ich konnte nicht mehr zurück in den Wald. Sam war meine einzige Chance. Wenn er mich weg schicken würde, wo sollte ich dann hin? Ich konnte meine Augen nicht mehr offen halten und sie fielen mir zu. Ich sackte nun komplett zu Boden.

Wie viel Zeit vergangen war, während ich an diesem Ort schlief, konnte ich nicht sagen. Aber als ich meine Augen aufschlug, hörte ich Stimmen. Jemand lachte. Und ich konnte etwas riechen. Es roch nach... SAM?

Cursed Beings - Demons&AnimalsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt