Lexi by LuanaWhite
Meine weißen Pfoten bewegten sich beinahe geräuschlos über den unebenen Waldboden. Ich witterte ein Kaninchen und ich durfte die Spur nicht verlieren. Seit zwei Tagen hatte ich schon nichts mehr gegessen und bei dem Gedanken an das zarte Fleisch dieses Tieres lief mir das Wasser im Mund zusammen.
Ich bin ein Schneeleopard, genauer gesagt eine Werkatze. Mein Wesen ist den eines Werwolfs sehr ähnlich. Geboren wurde ich als Mensch. Meine Eltern hatte ich nie kennen gelernt und bis zu meinen 12. Lebensjahr wurde ich nur von einer Pflegefamilie in die Nächste gesteckt. Aber ein zu Hause hatte ich nie. Ich hatte nie das Gefühl, dass die Leute bei denen ich gelebt hatte, mich auch wirklich als Tochter wollten.
An meinen 12 Geburtstag brach dann das erste Mal meine Verwandlung aus. Ich wusste nicht was mit mir passierte. Ich hatte schreckliche Schmerzen, was kein Wunder war wenn alle Knochen in einem Körper brachen und sich verformten, und ebenso sich die Organe verschoben.
Schlussendlich verwandelte ich mich in das was ich tief in meiner Seele schon immer war. Eine einsame Raubkatze.
In meiner Tierform lief ich davon. Nie wieder wollte ich zu Menschen die mich nur aufnahmen damit sie vom Staat Geld kassierten. Ich war ganz allein auf mich gestellt. Und ich fand es gut so.
Nachdem ich mich immer wieder verwandelt hatte, machten mir die Schmerzen kaum mehr was aus. Und je älter ich wurde, umso seltener verwandelte ich mich in einem Menschen zurück.
Schließlich blieb ich fast nur noch in der Gestalt meines Schneeleoparden und blieb tief in dem Wald von Winchester Falls. Eine kleine Höhle gewährte mir Unterschlupf bei schlechten Wetter und für den Notfall, dass ich mich doch wieder in einen Menschen verwandeln musste, hatte ich dort ein paar Kleidungsstücke parat liegen. Denn Kleidung machte eine Verwandlung nicht mit. Ich war jedes Mal nackt wenn ich mich wandelte.
Heute wahr ich 20 Jahre alt und lebte inzwischen seit sieben Jahren als Werkatze. Mein Leben könnte schön und friedlich sein, wenn nicht die Werwölfe wären. Sie betrachteten den Wald als ihr Eigentum. Ihr Territorium. Und sie machten kein Geheimnis draus das sie mich hier nicht wollten. Weil ich kein Wolf, sondern eine Katze war. Ziemlich rassistisch, oder? Naja, so schien einfach ihre Natur zu sein, aber ich wollte hier einfach nicht weg. Zum Ersten Mal fühlte ich mich irgendwo daheim. Ich gehörte in diesen Wald, das spürte ich ganz tief in mir drin. Ob es den Wölfen nun gefiel oder nicht.
Doch das war nicht das Einzige dass sie gegen mich hatten. Leider haben mich ein paar Mal Menschen gesehen die sich einen Ausflug in den Wald gegönnt hatten. In der Stadt machte es anscheinend schnell die Runde dass ein Schneeleopard hier lebe, und es kamen immer mehr Jäger weil sie mich einfangen wollten.
Das war natürlich auch schlecht für die Wölfe. Vor allem da Werwölfe etwas größer wie normale Wölfe waren. Die Jäger würden auch nicht davor zurück schrecken auf sie zu schießen. Dies war ein weiterer Grund warum sie mich einfach los werden wollten. Doch ich blieb. Die konnten mich alle mal kreuzweise. Dieser Wald war nicht ihr Eigentum!
Ich sah wirklich nicht ein warum ich hier weg sollte. Wo sollte ich denn auch schon hin? Ich fühlte ich in meiner Katzengestalt einfach am wohlsten und nichts würde daran etwas ändern. Auch wenn ich somit mein restliches Leben allein verbringen musste.
Endlich hatte ich das Kaninchen entdeckt und pirschte mich vorsichtig entgegen der Windrichtung an das kleine Wesen an. Mit der Zeit hatte ich mir das Jagen selbst beigebracht und irgendwie schien es ein eigener Instinkt zu sein.
Der Moment war perfekt und ich sprang direkt auf das Tier zu und tötete es mit einem einzigen Biss. Endlich wieder was zu futtern! Doch während ich begann meine ersten Fleischfetzten heraus zu reißen, wurde ich von meiner Beute weg geschleudert. Ich fauchte auf.
"Du darfst hier nichts jagen! Das ist unser Revier! Verpiss dich, Mietze!" erklang eine männliche Stimme. Verdammt, ein Werwolf.
Werwesen konnten die Gedanken der anderen hören um zu kommunizieren. Aber manchmal wäre es mir wirklich lieber ich würde sie nicht hören.
"Ich habe Hunger. Ich lebe hier genauso wie ihr, also lass gefälligst deine dreckige Pfoten von meiner Beute!" entgegnete ich sauer. Doch dann tauchten drei weitere Wölfe auf und ich hatte somit nicht die geringste Chance. Werwölfe waren nun mal um einiges Stärker und sie waren in der Überzahl. Also blieb mir nichts anderes über als den Kopf einzuziehen und davon zu laufen.So würde das nie was mit Nahrung werden. Ich hatte langsam echt das Gefühl dass ich bald verhungern würde. Die nächsten Stunden hatte ich richtiges Pech und fand keine weitere, geeignete Beute mehr. Ich schlenderte zum Fluss und trank ein wenig Wasser daraus ehe ich begann mit meiner Zunge etwas mein Fell zu putzen. Danach legte ich meinen Kopf auf meinen Pfoten ab und schlief etwas ein.
Doch dann schrak ich hoch, weil ein lauter Knall im Wald ertönte. Ich hörte wie Vögel panisch weg flogen. Das musste ein Schuss gewesen sein. Es waren wieder einmal Jäger in der Gegend. Ich musste mir schnell ein sicheres Versteck suchen damit sie mich nicht entdeckten. Ich lief und lief und plötzlich ertönte ein weiterer Knall und dann spürte ich einen furchtbaren Schmerz.
Meine Augen weiteten sich panisch und ich sackte zusammen. Mein Oberschenkel an der hinteren Pfote tat weh. Scheisse, hatte mich eine Kugel getroffen? Durch den Schmerz verwandelte ich mich gegen meinen Willen zurück in einen Menschen.
Ich begann zu weinen und lag nun nackt auf diesem kalten Waldboden. Ich sah wie das Blut aus meinen Körper trat und alles unter mir rot färbte. Ich musste die Kugel raus holen damit ich wieder heilen konnte. Doch ich erwischte sie nicht. Sie steckte zu tief. Gleich würden die Jäger da sein und dann saß ich mächtig in der Klemme.
Doch anstatt der Jäger hörte ich plötzlich viel Knurren um mich herum. Die Werwölfe. Sie kamen aus dem Dickicht vor und begannen mich zu umkreisen.
"Da ist das Kätzchen wohl in die Falle gegangen." hörte ich die Gedanken eines Wolfes sarkastisch in meine Kopf.
"Lasst mich in Ruhe, ich habe euch nichts getan." schluchzte ich, aber die Wölfe traten immer näher und fletschten ihre Zähne.
"Wir sagten dir schon tausend mal du sollst hier verschwinden. Wir wollen dich hier nicht. Jetzt ist es ohnhin zu Ende, kleine Mietze."
Was sollte das bedeuten? Wollten sie zusehen wie ich hier elendig verblutete oder wollten sie mich nach all der Zeit nun selbst töten? Ich bekam panische Angst. Ich wollte wirklich nicht sterben. Doch wer sollte mir schon helfen? Da gab es wirklich nicht eine einzige Seele auf dieser Welt die das tun würde. Vermutlich war es mit mir nun wirklich zu Ende.
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Cursed Beings - Demons&Animals
FantasíaAlexia 'Lexi' Parker ist ein sehr seltenes Wesen. Eine Werkatze. Sie lebt abgeschottet von der Welt in dem Wald von Winchester Falls. Leider sind die ansässigen Werwölfe von ihrer Anwesenheit nicht gerade begeistert und lassen nichts unversucht sie...