Kapitel 16

215 12 0
                                    

Lexi by LuanaWhite

"Lexi, du bist hier in Gefahr. Du musst unbedingt verschwinden."

Was? Was sagte Sam da? Seine Worte hallten in meinen Kopf einige Male nach, aber ich wollte nicht verstehen was er damit meinte. Er hatte mich doch gestern erst noch überredet hier zu bleiben. Er meinte dass ich hier bei ihm sicher wäre. Wieso wollte er jetzt dass ich ging? Wohin denn? Und woher stammte all das Blut dass an seinem Körper klebte. Er sah aus als käme er gerade von einem Schlachtfeld.
"Wo soll ich denn hin? Was ist passiert, Sam?" fragte ich verwirrt und ging auf ihn zu.

Er wirkte gar nicht mehr so cool und gelassen wie sonst. Er wirkte schon fast panisch. Besorgt. Ich wollte meine Hand an seine Wange legen, damit er sich etwas beruhigte, doch er wich mir aus und drückte mir die Tasche in die Hände. Was sollte ich denn davon halten? Mir tat es wirklich weh dass er mich weg schickte, aber ihm schien es genauso zu gehen.

Nun war aber er es der seine Hand nach mir ausstreckte und sie auf meine Wange legte. Ich ließ es zu, lehnte mich sogar dagegen. Sam sah mir eindringlich in meine Augen.

"Es tut mir so leid, Liebes. Du musst mir jetzt vertrauen. Ich wünschte, ich müsste dich nicht wegschicken, aber es ist nur zu deinem Schutz." Sam schluckte hart. Es war sein voller Ernst.

"Ich habe mir viele Feinde gemacht und ich will nicht, dass dir wegen meinen Taten etwas zustößt. Deswegen such dir ein Versteck und wenn ich hier alles geregelt habe, finde ich dich. Vorausgesetzt du möchtest das." redete er hektisch auf mich ein und drückte mir einen schnellen Kuss auf die Lippen, ehe er mich zur Tür zog.

Ich konnte gar nicht glauben was hier eben geschah. Ich hatte nicht mal Zeit dass zu realisieren. Sam steuerte schon die Aufzüge an, doch dann schien er etwas zu riechen. Und ich roch das auch. Waren das andere Vampire?

Sam zog mich mit seiner Vampirgeschwindigkeit zum Treppenhaus und eilte mit mir aufs Dach und führte mich zur Feuerleiter.
"Es tut mir wirklich von Herzen leid, Liebes. Bitte geh jetzt." bat er mich erneut.

Es trieb mir die Tränen in die Augen. Ich wollte hier nicht weg, ich wollte bei Sam bleiben, aber ich hatte keine Wahl. Ich vertraute ihm blind und deshalb musste ich tun was er sagte und musste gehen, das war eindeutig. Und ich wusste nicht wie lange es dauern würde bis ich Sam wieder sehen würde. Das tat weh.

"Okay. Pass auf dich auf, Sam." schluchzte ich und küsste ihn noch ein letztes Mal ehe ich begann die Feuertreppe runter zu steigen. Als ich noch mal rauf sah, war Sam bereits nicht mehr zu sehen.

Als ich unten auf der Straße ankam, war ich am selben Punkt wie 24 Stunden zuvor. Ich war verloren. Zuerst hatte ich mein zu Hause den Wald verloren, und jetzt war ich gezwungen den einzigen zu verlassen, dem ich anscheinend wirklich etwas bedeutete. Ich sollte mir ein Versteck suchen, aber wo?

Ich begann einfach die Straße entlang zu laufen während mir weitere Tränen die Wangen runter liefen. Ich hatte Angst um Sam. Was, wenn ihm etwas zustieß? Aber er war doch so stark. Er hatte die Wölfe so schnell getötet gehabt. Gab es überhaupt jemanden der ihm etwas tun könnte? Aber ohne Grund hätte er mich nicht weg geschickt. Es gab nur einen Grund der das erklärte. Diese Feinde, von denen er sprach, vor ihnen konnte er mich anscheinend nicht beschützen.

Ich sah auf die Tasche in meiner Hand und blieb stehen. Das Handy. Durch dieses kleine Gerät könnte mich Sam erreichen wenn es wieder sicher wäre. Ich musste daran glauben dass er das schaffen könnte und dann würde er mich finden, so wie er es gesagt hatte. Sam konnte alles schaffen. Dessen war ich mir sicher. Ich musste das einfach glauben.

Nach einer Weile versiegten meine Tränen. Ich lief weiter ohne ein bestimmtes Ziel durch Winchester Falls. Gab es hier in der Stadt überhaupt ein sicheres Versteck? Plötzlich fiel mir ein Bild in die Augen. Genauer gesagt ein Plakat. Auf dem Plakat war ein Bild von einem Löwen abgebildet. Es war eine Werbung für den ortsansässigen Zoo. Und die Katze in mir sagte mir, dass das der Ort war, wo ich hin sollte. Zu meines Gleichen. Unter anderen Katzen wäre ich sicher. Auch wenn ich mich nicht verwandeln konnte. Es änderte trotzdem nicht mein Wesen. Meine Natur.

Es dauerte einige Stunden bis ich zu dem Zoo kam. Aber wie sollte ich da rein kommen? Ich hatte kein Geld um mir eine Eintrittskarte zu kaufen. Und im Moment waren hier viel zu viele Leute um mich rein zu schleichen. Ich musste warten bis der Zoo geschlossen hatte. Bis es soweit war, setzte ich mich auf eine Parkbank und holte das Handy heraus, in der Hoffnung, Sam würde sich melden. Aber so schnell ging das garantiert nicht.

Als es endlich dunkel wurde, packte ich das Handy wieder in die Tasche und suchte nach einem geeigneten Platz wo ich über die Mauer ins Innere springen konnte. Ich hoffte die Wolfsbisse beeinträchtigten nicht meine Fähigkeiten.

Ich nahm Anlauf und sprang vom Boden ab, und landete tatsächlich elegant oben auf der Mauer. Ich lächelte in mich hinein, warf die Tasche auf der anderes Seite runter und sprang hinterher. Doch da entdeckte ich in der Ferne einen Nachtwächter. Ich hob meine Tasche auf und versteckte mich hinter einem Gebüsch bis er weg war. Dann machte ich mich auf die Suche nach den Löwen.

Mir taten all die Tiere leid, die in Käfigen eingesperrt waren. Am liebsten hätte ich sie alle raus gelassen. Aber ein Käfig bedeutet auch Sicherheit. Keiner jagte sie. Keiner tötete sie. Und genau so ein Versteck brauchte ich jetzt.

Endlich konnte ich das Gehege der Königskatzen finden. Als ich eine Löwin erblickte, fühlte ich sofort eine Verbundenheit zu diesem wunderschönen Tier. Ich begann zu lächeln und mir einen Eingang zu suchen. Es war umständlich mit dieser Tasche dort einzusteigen, aber ich musste auf sie aufpassen wie auf meinen Augapfel. Vor allem auf das Handy darin. Aber dann nahm ich es raus und steckte es mir in die Hosentasche. Ich fühlte mich besser wenn ich es griffbereit hatte.

Als ich es endlich geschafft hatte, in das Gehege zu kommen, dauerte es auch nicht lange bis die erste Löwin auf mich zukam. Sie spürte wahrscheinlich meine Anwesenheit, oder hatte mich gerochen. Ich ging etwas in die Knie und ließ kurz meine Augen aufleuchten. Sie wirkte nicht bedrohlich, sie sah mich nicht als Beute an, das merkte ich sofort. Sie war neugierig und senkte ihren Kopf um an mir zu schnuppern.

Ich ließ sie gewähren.
"Du bist wunderschön." flüsterte ich leise zu der Großkatze und ich hörte ein leises Brummen aus ihrer Kehle. Doch ich wusste, damit war es nicht getan. Ich musste mich dem männlichen Tier dieses Rudels, dem Anführer zeigen. Nur er bestimmte ob ich hier bleiben durfte oder nicht. Ich hoffte wirklich sehr, dass er meine Anwesenheit hin nahm. Für Menschen dürfte diese Situation wohl bizarr erscheinen oder gefährlich, aber ich war eine von ihnen und diese Löwin vor mir schien das zu spüren.

Auch wenn sie nicht sprechen konnte, so verriet mir mein Wesen, mein Instinkt und ihre Körpersprache was sie sagte. Und als sie mir den Rücken zu kehrte und langsamen Schrittes weg ging, folgte ich ihr.

Und dann sah ich ihn. Seine Mähne war prächtig. Majestätisch. Er war wahrlich ein König. Der Löwe, der über die Weibchen in diesem Rudel herrschte, ging auf mich zu. Nur wenige Zentimeter vor mir blieb er stehen und hinter ihm konnte ich andere Löwinnen erkennen. Erneut ließ ich meine Augen kurz aufleuchten und ging in die Knie und senkte meinen Kopf, um meine Unterwerfung zu zeigen. Der Löwe ließ kurz seine Zähne fletschen und schüttelte daraufhin seine Mähne. Dann senkte auch er seinen Kopf, schnupperte an mir und dann...leckte er mit seiner Zunge über mein Gesicht. Ich konnte nicht anders als leise zu kichern. Er hatte mich akzeptiert und als er mir den Rücken zukehrte, zeigte er mir somit dass ich Wilkommen war. Denn eine Raubkatze drehte nie jemandem den Rücken zu, den sie als Bedrohung ansehen würde.

Die Löwen hatten mich akzeptiert und somit hatte ich wohl vorerst das sicherste Versteck in Winchester Falls gefunden. Hier würde mich wohl niemand vermuten. Ich suchte mir eine Ecke in der ich mich erstmal hin setzte. Auf meinen Handy blieb alles ruhig. Wie lange würde es wohl dauern bis Sam die Gefahr beseitigt hatte? Und wie lange würde ich in diesem Versteck unbemerkt bleiben?

Cursed Beings - Demons&AnimalsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt