Kapitel 63

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Lexi by LuanaWhite

Es war schrecklich. Egal was ich auch versuchte, ich konnte Sam nicht abhalten Archie leer zu saugen. Es war das erste Mal, dass ich gesehen hatte, wie Sam ein unschuldiges Opfer ermordete. Ich wusste, er hatte das früher öfter gemacht, aber die Tatsache, dass er das eigentlich gar nicht wollte, und ich es mit angesehen hatte, war einfach furchtbar.

Als wir im Penthouse drinnen waren, konnte ich meine Augen einfach nicht von dem leblosen Körper reißen. Dieser Mann hatte das einfach nicht verdient. Auch wenn er immer manipuliert wurde, er war eine gute Seele gewesen. Mir liefen die Tränen wie Wasserfälle hinunter.

Als plötzlich Joe ebenfalls im Penthouse stand, wandte ich mich sofort an ihn.
"Thomas hat das getan. Euer beschissener Bruder! Er hat Sam verflucht! Wie kann man das seiner eigener Familie nur antun?" schrie ich Joe an.

Sam brachte wieder Abstand zwischen uns. Er wollte doch niemanden mehr töten und musste das, was passiert war, selbst irgendwie verdauen. Ich sah wie es ihm fertig machte, dazu gezwungen zu werden, als ob man ihm den freien Willen genommen hatte.

"Es ist nicht seine Schuld Lexi." erinnerte Sam mich mit leiser Stimme.

"Ich hatte euch warnen wollen. Aber ich kam zu spät. Ich wollte das nicht und ich bin nicht für die Taten meines Bruders verantwortlich. Ich verspreche dir Sammy, ich werde einen Weg finden dich zu heilen. Aber ich brauche Zeit. Das hier ist ein sehr mächtiger Fluch und Thomas konnte ihn nur sprechen, weil der ansässige Zirkel ihm geholfen hatte." erklärte Joe ganz ruhig.

Ich wollte Joe nicht angehen und ich gab ihm auch keine Schuld, aber ich war gerade einfach unter Schock. Ich war verzweifelt. Auch wenn ich versuchte stark zu sein, um Sam Kraft und Hoffnung zu geben, war ich gerade einfach nur überfordert. Ich war weder Hexe noch Vampir. Ich war nicht super stark, schnell oder konnte zaubern. Ich war nur ein Mensch, der etwas besser springen konnte wie andere und sich in eine Katze verwandeln konnte. Ja ich war ünermenschlich aber ich wusste einfach nicht wie ich meinen Ehemann, meiner großen Liebe helfen sollte.

"Tut mir leid." flüsterte ich leise zu Joe und rieb mir über die Stirn. Wie viele verdammte Hexenzirkel gab es denn in Winchester Falls? Hatten alle Hexen was gegen meinen Sam? Wie konnte man einen bösen Mann wie Thomas bloß helfen? Hatten die alle kein Herz?

"Ich helfe wo ich kann." sagte ich an Joe gewandt und wollte dann zu Sam gehen. Ich wollte ihm in meine Arme nehmen, ihm küssen und ihm Trost spenden. Und nachdem was ich eben gesehen hatte, wollte ich auch von ihm gehalten werden. Doch er wich erneut vor mir zurück, was mir einfach nur weh tat. Ich wusste, er wollte mir nicht weh tun, aber es tat trotzdem weh.

"Ich liebe dich, Lexi. Bitte sei mir nicht böse. Ich will nur nicht die Kontrolle verlieren und dir weh tun." erklärte Sam mir und ich verstand ihm ja. Ich verstand ihn wirklich.

"Lexi, das ist lieb von dir, aber was wir jetzt erstmal brauchen ist Zeit." entgegnete Joe mir bitter.

"Zeit ist genau das, was schwierig wird." säuselte Sam leise vor sich her. Doch plötzlich eilte er in das Schlafzimmer und als er wieder kam, hatte er einen Dolch in der Hand. Was hatte Sam jetzt vor?

"Ich kann euch Zeit verschaffen." meinte er ernst und hielt mir auf einmal den Dolch entgegen.
"Lexi, du musst jetzt für mich stark sein. Du musst mir diesen Dolch in die Brust rammen. Ich werde dadurch nicht sterben, sondern in einen tiefen Schlaf fallen. Wenn ihr eine Heilung gefunden habt, zieht ihr dann den Dolch wieder aus mir heraus, ok?" Das konnte Sam doch jetzt nicht ernst meinen, oder?

Meine Augen weiteten sich enorm. Ich konnte doch die Liebe meines Lebens nicht nieder stechen! Das war zu viel was Sam da von mir verlangte. Das konnte ich doch nicht tun.
"Sam.. Ich kann nicht." hauchte ich leise.

"Du musst, Liebes. Es gibt nur diesen einen Weg. Ich will keine Unschuldigen töten. Und vor allem nicht dich." sagte mein Ehemann liebevoll zu mir und ich atmete tief durch. Dann sah ich hilfesuchend zu Joe, er nickte mir zu. Er hielt es wohl auch für das vorerst Beste.

"Also gut." meinte ich dann schließlich bitter und nahm Sam den Dolch ab. Meine Hand zitterte. Sam machte sich bereit und schloss seine Augen. Ich trat näher an ihn heran und legte die Spitze des magischen Dolches an seine Brust.
"Ich liebe dich, Lexi." flüsterte er leise. Es war ein Abschied. Ein grauenvoller Abschied.

"Ich liebe dich, Sam." entgegnete ich schluchzend. Ein Schwall Tränen floss erneut über mein Gesicht und dann küsste ich Sam innig. Ich küsste ihn voller Liebe und stach den Dolch durch sein Fleisch. Sam ging zu Boden und ich weinte fürchterlich als ich mit ihm zu Boden sank und ihn einfach nur fest in meinen Armen hielt.

Joe kniete sich nach ein paar Augenblicken neben uns nieder. Ich presste Sam einfach nur weinend an meine Brust, als er seine Hand tröstend auf meine Schulter legte.

"Wir werden Sammy heilen. Das verspreche ich dir und da ihr jetzt Mann und Frau seid, gehörst du auch zur Familie, Lexi.", sagte er zu mir sanft.

Ich nickte und dann ließ ich Joe Sam hoch nehmen, damit er ihn in unser Schlafzimmer tragen konnte und dort vorsichtig aufs Bett legte. Er sah meinen Sam eindringlich an.
"Ich werde nichts unversucht lassen dich zu retten Bruder, versprochen." flüsterte er ihm zu.

Ich konnte einfach nicht aufhören zu weinen. Dieses Bild... Sam im unseren Bett. Ein Dolch in seiner Brust... Es erinnerte mich zu sehr an die Vision die ich hatte. Eine Vision die Jason mir einst geschickt hatte.
Deine Liebe wird ihn töten.

Ich konnte nicht mehr. Ich lehnte mich an den Schrank und rutschte zu Boden. Was hatte ich nur angerichtet?

"Was jetzt Joe? Was machen wir jetzt?" schluchzte ich verzweifelt und sah zu meinen Schwager, der mir eigentlich völlig fremd war, auf.

Joe ging zum Schrank und öffnete ihn neben mir und suchte Sams sämtliche Zauberbücher und Mitschriften raus.
"Ich werde Sams Bücher und Mitschriften durchforsten. Irgendwas muss da sein. Sam ist so ein kluger Kopf." erklärte er mir und sah mich ernst, aber auch mitfühlend an.

"Er schafft das Lexi. Sam ist ein Kämpfer, ok? Wir kriegen das wieder hin. Das verspreche ich dir. Und jetzt komm. Hilf mir die Bücher in die Küche zu tragen, dann fang ich gleich an." bat Joe mich sanft.

Ich nickte etwas und sah noch mal auf das Bett zu Sam. Es war so schrecklich ihn so dort liegen zu sehen. Ich hatte das Gefühl, als hätte ich meinen Mann ermordet.

Dann versuchte ich mir die Tränen weg zu wischen und half Joe mit den Büchern. Ich hoffte, er würde einfach schnell etwas finden.

"Und wenn wir Thomas töten? Würde das den Fluch brechen?" fragte ich Joe, der mich ganz geschockt ansah. Ja, Thomas war auch sein Bruder, aber ein Dreckskerl. Warum sollte man so jemanden wie ihn überhaupt weiter am Leben lassen? Thomas hatte den Tod verdient, mehr als alles andere.

Cursed Beings - Demons&AnimalsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt