Kapitel 39

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Lexi by LuanaWhite

"Aber, Sam. Sie ist doch noch ein Baby. Ich mache nichts unnatürliches. Versprochen." meinte ich und Sam seufzte auf. Ich ging wieder zu dem Baum zurück und sah zu dem Kätzchen hoch.

"Komm runter, ich fang dich auf." flüsterte ich leise zu dem Tier. Ich konnte sie nicht einfach da oben lassen. Und tatsächlich mauzte sie leise auf und versuchte zu mir runter zu klettern, doch dann rutschte sie aus und hing mit ihren Krallen der Vorderpfoten am Ast fest. Oh nein! Ich wusste selbst wie weh sowas tat.

Sam gefiel diese Situation ganz und gar nicht und das war mir durchaus bewusst. Er wollte einfach durch nichts auffallen aber dieses Kätzchen brauchte nun mal Hilfe. Ich konnte das einfach nicht ignorieren.

Schließlich sprang Sam mit seiner übernatürlichen Kraft schnell hinauf, als keine Menschen zu uns sahen und holte tatsächlich das Kätzchen herunter. Jedoch erntete er dafür einen kleinen Kratzer.

Sam ließ sie auf dem Boden runter und das Tier lief davon. Natürlich war der Kratzer sofort geheilt, aber Sam's Shirt war leider etwas kaputt, aber das war es schließlich wert. Zumindest war das meine Meinung.
"Komm gehen wir zum Restaurant." bat er mich und ging schon mal los.

"Samuel Green, mein Held." scherzte ich etwas und kicherte. Sam aber schien das ganze überhaupt nicht zu amüsieren. Wenn dort oben ein Menschenkind fest gesessen hätte, wäre das vermutlich kein Thema gewesen. Warum war es bei einem Tier weniger wichtig? Sie waren sogar besser als Menschen. Und nach allem was ich erlebt hatte, war ich mehr denn je davon überzeugt.

Als wir in das Restaurant gingen, staunte ich nicht schlecht. Hier war es wirklich hübsch und es roch so verdammt lecker. Ich konnte gar nicht erwarten etwas zu essen. Sam erklärte mir wie man sich in einem Restaurant verhielt und ich gab mir wirklich Mühe. Wir genossen ein gutes Essen und lachten auch viel. Jedoch sah mein Vampirhexer mich schräg an als ich die Spagetti mit meinen Mund schnell aufsog. Das waren wohl eher falsche Manieren.

Die nächsten Tage erklärte mir Sam immer mehr und führte mich immer wieder in die Stadt aus damit ich mich an die anderen Menschen anpassen konnte. Mit der Zeit gelang es mir wirklich gut und Sam sagte mir wie stolz er auf mich wäre. Doch zu all dem brauchte ich einen Ausgleich. In mir schlummerte nun mal ein wildes Tier das heraus wollte.

Gegen späten Nachmittag gingen Sam und ich immer zusammen in den Wald. Dort suchten wir uns eine Lichtung wo Sam mir begann die Kampfkunst beizubringen. Zuerst begannen wir mit einigen Verteidigungsstrategien und er erklärte mir auf welche Körperstellen ich bei einem Angriff zielen musste. Und wie man jemanden das Genick brach, was fast jedes übernatürliche Wesen für kurze Zeit ausschalten konnte. Aber auch Kehle und Herz. Immerhin könnten die Vampire jederzeit wieder auftauchen und dann wollte ich vorbereitet sein.

Sam war ein strenger und disziplinierter Lehrer, aber das war auch gut so. Und manchmal wurde es auch etwas heiß wenn wir uns beim Training zu nahe kamen. Und das störte mich auch nicht. Im Gegenteil. Es war jedes Mal ein Hochgenuss der Sinnesfreuden.

Nach unseren Trainingseinheiten vergewisserte sich Sam dass im Wald alles in Ordnung war ehe er mich für ein bis zwei Stunden allein ließ damit ich mich wandeln konnte und mein Schneeleopard sich austoben konnte ehe er mich wieder abholte. So auch an dem heutigen Abend.

Ich lief auf vier Pfoten über den feuchten Boden da es vorhin etwas geregnet hatte. Ich genoss es, schärfte meine Krallen und sog die verschiedenen Gerüche ein. Ich hatte wieder mal Lust etwas zu jagen und es waren keine Werwölfe da, die mich hätten daran hindern können. Ich genoss diese Freiheit.

Gerade war ich dabei der Spur eines Hasen zu folgen, als mir ein anderer, seltsamer Geruch in die Nase stieg. Dieser Geruch... Es war seltsam. Fremd aber auch irgendwie vertraut. Meine Neugier war groß und die Beute vergessen. Also folgte ich diesem sonderbaren Duft. Und dann stand dieses Wesen plötzlich vor mir.

Ein Schneeleopard. Ein Wertierwesen, genauso wie ich. Ich war noch nie einem anderen begegnet und ich konnte es nicht glauben. War das ein Trugbild? Ein Zauber? Erlaubte sich hier irgendjemand einen Scherz mit mir?

"Alexia Parker. Endlich habe ich dich gefunden." erklang die männliche Stimme des anderen in meinem Kopf. Woher kannte er meinen Namen? Langsam ging ich einige Schritte zurück. Nur weil er das gleiche Wesen wie ich war, würde ich ihm nicht gleich vertrauen.

"Wer bist du?" fragte ich und er kam näher auf mich zu. Ich begann zu fauchen. Das hier war mein Wald. Ich hatte Sam versprochen mich niemanden mehr zu unterwerfen und ich würde mich an dieses Versprechen halten.

"Ach, sei doch nicht so, Alexia. Ich bin Jason. Jason Bennett. Du spürst doch dass von mir keine Gefahr ausgeht. Ich habe mein Leben lang nach dir gesucht." meinte er und klang dabei sehr von sich überzeugt.

Was bedeutet er hatte nach mir gesucht? Mir kam das ganze sehr seltsam vor.
"Was soll das heißen? Woher kennst du meinen Namen?" fragte ich verwirrt.

"Unsere Familien waren eng miteinander befreundet, Alexia. Aber jetzt sind wir beide die letzten Wertiere die als Schneeleoparden auf dieser Erde wandeln. Verstehst du? Wir... Ich... Du musst die Wahrheit erfahren. Die Wahrheit über die Vergangenheit." begann er zu erklären aber ich verstand nicht was er damit sagen wollte.

Unsere Familien? Ich hatte meine Familie nie kennen gelernt. Zumindest konnte ich mich nicht mehr daran erinnern sie zu kennen. Welche Wahrheit meinte er?
"Sprich nicht so in Rätseln. Was meinst du? Rück mit der Sprache heraus oder verschwinde." brüllte ich ihn kätzisch an. Aber er lachte. Dann begann er sich zu setzten und starrte mich mit einem Blick an, der mir Unbehagen bereitete. Ich spürte irgendwas, etwas, wo ich nicht wusste was es war.

"Also gut. Alexia. Du musst mir jetzt gut zuhören. Ich habe Gerüchte gehört. Dass Samuel Green mit einem Wertier befreundet ist. Als ich mich genauer umgehört habe, wusste ich, dass es sich um dich handeln musste. Aber du musst dich von ihm fern halten. Er ist gefährlich. Sein Hexenzirkel hat deine Eltern getötet!"

Was sagte dieser Jason da? Die Hexen... Haben meine Eltern getötet? Wie? Warum? Ein furchtbarer Schmerz durchfuhr meine Brust. Warum hatten sie das getan? Meine Eltern... Sam... Ich glaubte das einfach nicht.

Plötzlich ging Jason in Angriffsstellung.

Sam war hier. Ich roch ihn. Und in der nächsten Sekunde stand er neben mir und knurrte den anderen Schneeleoparden bedrohlich an.

Cursed Beings - Demons&AnimalsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt