31. U r no fun

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꧁Taehyung꧂

Mit einem Lächeln auf den Lippen halte ich dem Jüngeren die Tür auf, sodass wir uns endlich auf den Weg machen können. Yoongi hat mich derweil schon angeschrieben und berichtet, dass er und Jimin bei dieser Party bereits angekommen sind. Es ist kurz nach acht.
Freundlich winkt uns Yejin durch das Küchenfenster zu, als wir uns auf den
Weg machen.

„Und dir ist das auch wirklich recht?"

Es ist nicht das erste Mal, dass ich mich bei dem Jüngeren, der im Gegenteil zu mir recht ordentlich gekleidet ist, erkundige, ob er auch wirklich mit mir zusammen auf diese Feier gehen möchte. Ich traue diesem Frieden ganz und gar nicht. Das spüre ich in meinen Knochen.

„Du möchtest meine Einverständniserklärung wirklich schriftlich haben, oder?" Er krempelt die Ärmel seines weißen Hemdes, das im Saum seiner schwarzen Hose verschwindet, welche zusätzlich seine bemerkenswert schmale Taille betont, nach oben. Es ist noch recht warm am Abend, auch wenn sich der August langsam dem Ende neigt.

„Ich möchte nur sichergehen", entgegne ich, die Hände dabei in den Hosentaschen meiner schwarzen Sporthose versteckt. Ich trage ein weißes Shirt ohne Motiv. Die Zeit, in denen ich angemessen gekleidet vor die Haustür getreten bin, um eingebildeten Mitschülern in England den Vogel zu zeigen, sind vorbei. Dass ich nicht in Hausschuhen los gestiefelt bin, ist alles.

„Wer kommt denn alles dahin?"

Die Party findet im nächstliegenden Stadtteil eines Schülers statt, nach dessen Namen ich mich nicht erkundigt habe.

„Bis auf die Leute, die wir beide kennen, weiß ich nicht, wer noch alles kommt. Ich habe nicht danach gefragt", gestehe ich. Der Jüngere nickt. Es wird kein weiteres Wort auf dem restlichen Weg verloren. Bis auf vorbeifahrende Autos, ein paar wenige Fußgänger oder Radfahrer gibt nichts einen Ton von sich. Man hört keine Vögel zwitschern, noch einen Hund bellen. Wir scheinen den anderen Stadtteil bald erreicht zu haben.

„Jungkook!"

Erschrocken, wie ein Reh, das dem Jäger direkt vor die Lunte gelaufen ist, bleibt Jungkook an meiner Seite stehen, als wir das Haus, in dem die Feier stattfindet, erreichen. In einen hellen Hosenanzug gehüllt, stürmt Jimin freudig über den Rollrasen vor dem großen Haus. Bass geladene Musik dröhnt hinter den Mauern hervor. Ob die Nachbarn das alles bereits gewohnt sind?

„Da seid ihr ja endlich! Wir dachten schon, jemand hätte euch auf dem Weg hier her entführt."

Der Jüngere löst sich endlich aus seiner Starre, nachdem sein Klassenkamerad vor ihm zum Stehen gekommen ist. Jimin, dessen Wangen einen leichten Rotschimmer aufweisen, scheint nicht mehr allzu nüchtern zu sein. Es dauert nicht lange, da bewegt sich auch Yoongi in unser Blickfeld. In seiner Hand hält er eine kleine Tasche, die seinem Freund gehören muss. Ein Gentleman.

„Kommt schnell rein, die fallen da drinnen wie eine Meute über die guten Getränke her." Mein ältester Freund, der für seinen Hass auf solche Partys bekannt ist, führt uns anschließend in das große Haus, hindurch die lange Eingangshalle, bis zu einem geräumigen Wohnzimmer, in dem sich über ein Dutzend Schüler unserer Schule befanden. Der Rest befand sich wohl im ganzen Gebäude verteilt, den Autos am Straßenrand und der Einfahrt nach zu urteilen, müssen es viele sein.

„Die Toiletten sind oben, die Küche ist dort, in die Richtung jeder in regelmäßigen Abständen hin taumelt — einfach der Meute folgen — und im Keller wird auch noch gefeiert. Was die da unten aber treiben, ist ein Rätsel", verkündet Jimin. Yoongi pflanzt sich derweil auf einen freien Platz auf der Couch in der Ecke des Wohnzimmers, auf der Jin, wie auch Namjoon und Hobi dicht an dicht sitzend, ein Kartenspiel vorbereiten. Jins Kopf lehnt an Namjoons Schulter, während er zusätzlich Hobis Hand hält.

„Oh, ihr seid endlich da", bemerkt Jin freudig, nachdem Jungkook, der seit unserer Ankunft nicht einen Laut mehr von sich gegeben hat, und ich uns ihnen gegenüber gesetzt haben. Die Polster sind ziemlich weich.

„Wollt ihr etwas trinken?", bietet Jimin an, der sich von uns allen noch nicht Platz genommen hat. Ich überlege erst, ob ich meinen ursprünglichen Plan, mich mit allen Ehren abzuschießen, wirklich in die Tat umsetzen sollte. Mein Blick fällt auf Jungkook, der nervös mit seinen Fingern spielt. Ich verwerfe meinen Plan.

Ich habe versprochen, auf ihn Acht zu geben.

„Ich nehme einen Tequila, wenn ihr das da habt."

Verwunderte Blicke schießen auf den Jüngsten ein, als wäre er gejagte Beute und wir die Jäger mit Pfeil und Bogen.
Jimin nickt bedenklich und verschwindet anschließend in Richtung Küche.

Es vergeht einige Zeit, bis der Junge, mit den frisch braun gefärbten Haaren wieder aus der Küche und einem Tablett an Getränken, zurückkehrt. Wer auch immer diese Party gestartet hat, dessen Alkoholvorrat ist bestimmt stark zugesetzt bei diesen Massen, die gerade vernichtet werden.

Wir beginnen zu trinken und uns über alles Mögliche zu unterhalten. Die Stimmung ist ausgelassen, selbst Jungkook scheint sich langsam an seine Umgebung zu gewöhnen und aufzutauen. Wir lachen und unterhalten uns über Gott und die Welt. Alles scheint in Ordnung, bis zu dem Moment, in dem drei weitere Personen das Wohnzimmer betreten. Nach kurzem Überlegenen und schweifenden Blicken, schreitend sie direkt auf uns zu.

Jungkook sitzt mit dem Rücken zu ihnen, er bemerkt sie nicht. Als einer von ihnen jedoch dicht hinter ihm zum Stehen kommt, erkennt er allein an einem kaum hörbaren Räuspern, um wen es sich genau handelt. Selbst mir stockt der Atem.

„Was ein Zufall, dass man sich hier trifft. Seokjin, was eine Freude. Oh, der Hr. Schülersprecher. Und du—", unterbricht er sein Sprechen, als er mit dem Finger auf mich deutet.

Er, der Anführer. Die Person, vor der Jimin und ich Jungkook vor kurzem beschützt haben. Sein Gefolge haftet an seiner Seite, wie zwei zusätzliche Schatten.

„Park." Die Stimme des Schlägers, dessen Statur die Jimins und meines Yoongis ähnelt, wird etwas leiser, als er den Braunhaarigen in unserer Runde bemerkt. Innerlich schmunzele ich über die vergangene Begegnung zwischen ihm und diesen Typen.

Jungkook scheint bewusst ausgelassen zu werden.

„Was wollt ihr?", erkundigt sich nun Seokjin, der den angespannten Blick meines Stiefbruders ebenfalls bemerkt. Der Jüngste sitzt da wie eine Salzsäule, die Hände zwischen seinen Oberschenkeln eingeklemmt, den Kopf geneigt.

„Wir hatten nur vorgehabt—"

„Entschuldigt mich bitte", unterbricht es den Anführer und wie von der Tarantel gestochen, flüchtet Jungkook aus unserer Runde. Er verschwindet zwischen den Leuten, die im Wohnzimmer langsam im Rhythmus der leise spielenden Musik tanzen.

„Schade, gerade als es hätte lustig werden können." Er nimmt auf Jungkooks Couchpart Platz. Wir anderen bemerken nicht, wie sich seine Schatten von ihm entfernen.

„Du widerst mich an, Hyuk."

So heißt dieser Kerl also. Jimins Worte klingen nach reinem Gift.

„Halt den Ball flach, Park. Sei froh, dass es für dich keine Konsequenzen haben wird, was du letztens abgezogen hast." Ein Knurren seitens Yoongi lässt Hyuk die Brauen heben.

„Ihr alle seid kein Spaß." Er langt nach Namjoons Glas voller Rum, das er zuvor auf dem kleinen Glastisch abgestellt hat.

„Jungkook ist der Einzige von euch, der etwas Spaß verstanden hat."

Overlooked | Taekook Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt