Kapitel 18

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L E Y A

Ich war vor kurzem noch total überzeugt, dass der schönste Anblick den ich jemals sah, der Regenbogen in Atlanta war. Jack und ich standen extra früh auf, weckten unsere Eltern, nur um ihnen den Regenbogen zu zeigen.

Das war mit Abstand der schönste Urlaub, an den ich mich noch erinnern konnte.

Doch nun, wo ich mit offenen Mund zu dem größten Wasserfall den ich womöglich in meinem Leben je gesehen habe starrte, verschlug mir der Anblick die Sprache.

Dadurch, dass es schon dunkel war und nur noch der Mond und die wenigen Laternen die Brücke erhellten, sah ich wie das Wasser tanzte und dabei glitzernde Sprenkel hinterließ.

Ich drehte mich langsam zu Adam, der sich an das Geländer lehnte und mich stumm betrachtete.

"Wieso?", fragte ich schließlich leise, zu sehr hatte ich Angst die Stille zu verjagen.

Es schien, als ob er einen Moment überlegte, denn er drehte sich zum Wasserfall.

Ich nutzte die Gelegenheit, um ihn noch näher und genauer zu betrachten. Er trug nur ein weißes Hemd über seinem muskulösen Körper, was mich alleine bei dem Anblick erfrieren ließ. Mir war selbst mit der gefütterten Winterjacke zu kalt und man meinte doch ich sei an Kälte gewöhnt.

"Ich weiß das die nächsten Wochen eine große Herausforderung für dich werden", fing er an und drehte seinen Kopf zu mir. Seine eisblauen Augen fixierten meine moosgrünen und studierten jedes kleinste Detail genau ein.

"Erst recht wenn du unter meine Mutter trainierst."
Ein schmunzeln legte sich auf seine Lippen, ehe es verblasste. Sein Kiefer zuckte und er sah verdächtig still auf den Boden.

Der Anblick brach mir das Herz. Ich würde ihn gerne umarmen und ihm ins Ohr flüstern, dass er nicht alleine war. Aber ich konnte nicht. Ich durfte nicht.

Adam war schon lange nicht mehr nur mein Boss. Er war jemand, dem ich näher kommen wollte. Er sah immer so sorglos aus und schien, als hätte er alles im Griff.

Aber etwas in mir sagte, dass er Wunden hatte die tiefer waren, als die meine.

"Du wirst unter Druck stehen und dir manchmal wünschen, einfach nur zu verschwinden. An einen Ort, der nur dir gehört."

Adam richtete sich auf und trat einen Schritt näher, wobei ihm seine dunklen Haare ins Gesicht fielen und ihn nicht mehr so aussehen ließ, als besäse er hunderte von Kleinunternehmen.

"Ich habe dir das gezeigt, weil ich will, dass du solch einen Ort hast. Du kannst wann immer du willst herkommen und du selbst sein. Nur für dich alleine", flüsterte er zum Ende und steckte sich seine von der Kälte rot gewordenen Hände in die Tasche seiner Hose.

Ich war sprachlos.

Noch nie hatte sich jemand so viel Mühe gegeben. Nach meinem Unfall hatte ich Brooke und meine Familie. Mehr wollte ich zu diesem Zeitpunkt auch nicht, aber niemals dachte jemand daran, dass ich auch mal für mich sein musste.

Ich hatte nie Zeit das ganze für mich zu verarbeiten. Ständig wollten meine Eltern und Brooke wissen, ob es mir gut geht, ob ich genug esse, ob ich noch für die Schule lerne. So viele Fragen, jeden Tag aufs Neue.

Dancing With My Boss Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt