28 ~ Amoi seg'ma uns wieder

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Ich war allein. Allein mit meinem Ehemann der mich abgrundtief hasste.

"Zieh dich an. Wir fahren weg" hörte ich hinter mir und drehte mich sogleich verwundert um. "Wohin John?" fragte ich ehe ich mich zurückhalten konnte und spürte sogleich das Klatschen an meiner Wange. "Ich sagte zieh dich an und nicht stell dämliche Fragen. In 5 Minuten fahren wir." Sogleich huschte ich ins Schlafzimmer und zog mich eiligst an. Da ich nicht wusste wohin, entschied ich mich für eine normale Jeans, ein Shirt und einen Pulli drüber. Meine Gedanken wollten nicht zur Ruhe kommen und so wagte ich einen Blick aufs Handy, wo mir eine Nachricht angezeigt wurde.

Aya: Es tut mir leid...

Na davon kann ich mir nun was kaufen...Ich seufzte auf, ging nochmal ins Bad und machte mich fertig. Als ich mir Schuhe und Jacke angezogen hatte, stand John schon neben mir und wir gingen gemeinsam zum Auto. Ich stieg ein und fühlte die aufkommende Angst in mir, welche ich seit dem Unfall immer hatte sobald ich ein Auto betrat. Schnell schnallte ich mich an und schloss die Augen als wir losfuhren. John war ein sicherer Fahrer. Manchmal etwas zu schnell aber er wusste genau was er tat. Ich fragte mich wohin wir fuhren, da ich den Weg nicht kannte. Plötzlich durchbrach Johns Stimme die Stille. "Ich hasse dich nicht Beth. Habe ich nie getan."

Verwirrt über seinen plötzlichen sanften Ton und diese Worte öffnete ich meine Augen und sah zu ihm.

"Um dich zu hassen, müsste ich noch irgendeine Art von Gefühlen für dich haben. Doch als du meinen Sohn getötet hast, waren all meine Gefühle die ich früher einmal hatte, weg." Wir hielten an einer Ampel und ich wusste nicht wie ich reagieren sollte, aber da sprach John auch schon weiter.

"Ich hasse dich nicht. Ich verachte dich zutiefst. Und ich weiß nicht ob wir so weiterleben können wie bisher, denn ich ertrage deine bloße Anwesenheit kaum noch"

Es tat weh diese Worte direkt ausgesprochen zu hören, auch wenn ich es bereits wusste. Denn seine Taten in den letzten Jahren, bewiesen es. Wir fuhren weiter und er schwieg wieder. Plötzlich wusste ich wo wir waren und riss erschrocken die Augen auf. "John?" Doch der parkte schon ein und stieg aus. Was wollte er hier? Er hat mir stehts verboten her zu kommen, egal wie sehr ich es wollte. Und anfangs hatte ich regelrecht darum gebettelt...

Zusammen gingen wir die langen Gänge entlang, kaum ein Laut war zu hören. Hier und da hörte man die Vögel zwitschern, ansonsten hörte man nur unsere Schritte. Als John stehen blieb blickte ich auf den kalten Stein vor uns hinab, fiel auf die Knie und schluchzte auf. Er hatte mich endlich ans Grab unseres Sohnes gebracht. JJ war seit 4 Jahren fast auf den Tag genau tot. Und heute stand ich das erste Mal vor seinem Grab. Vorsichtig streiche ich an seinem Namen entlang... John Damion Junior Cooper...

Es tat so unglaublich gut, und doch so weh hier zu sein. Vor dem Stein lagen ein kleiner Teddybär und Blumen. Verwundert blickte ich zu John hinauf, wollte nachfragen und ihm danken, doch er war nicht mehr da. John brachte mich her und verschwand wieder. Ich forderte mein Schicksal nicht heraus und widmete mich wieder dem Grabstein und meinen Gedanken. In Gedanken sprach ich mit meinem kleinen Jungen, erzählte ihm von seiner Schwester und säuberte das Grab ein wenig von dem Laub. Nach ca. 20 Minuten erhob ich mich und seufze leise. "Es tut mir so unglaublich leid mein Schatz" flüsterte ich leise und hauchte einen Kuss an den Stein ehe ich wieder zum Parkplatz zurück ging wo bereits John im Auto auf mich wartete. 

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