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Dieses Schuljahr wird ein Desaster. Ich weiss es einfach.

Mit klopfendem Herzen wache ich auf und Schweiss rinnt mir über die Stirn. Mit einigen langen Atemzügen beruhige ich mich. Der Wecker auf meinem Nachttisch zeigt 05:37 Uhr an, aber ich weiss, dass ich sowieso nicht mehr einschlafen kann.

Heute ist der 1. September. Mein letztes Jahr in Hogwarts beginnt. Schaudernd versuche ich mich an meinen Albtraum zu erinnern, schaffe es aber wie üblich nicht. Je näher das Schuljahr rückt, desto mehr Albträume habe ich.

Mein Koffer steht schon vollständig gepackt neben meiner Tür bereit. Leise seufze ich. So schön die Sommerferien auch waren, alles hat einmal ein Ende, rede im mir zu. Die nackte Wahrheit ist aber, dass ich Angst davor habe, Ron wiederzusehen.

Komm schon Herms, probiere ich mir vergeblich einzureden.

Auf Gleis 9 ¾  sehe ich Harry endlich wieder und renne stürmisch auf ihn zu. Mit einer langen und innigen Umarmung begrüssen wir uns.

„Ähem", macht eine Person direkt neben uns.

Oh. Ron. Ich habe ihn völlig vergessen, wegen der Freude, meinen besten Freund wiederzusehen. Eine Weile herrscht Stille. Aber als Ginny zu uns stösst und Harry in die Arme nimmt, entschärft das die Situation gewaltig.

Molly und Arthur Weasley, Rons und Ginnys Eltern, kommen auf uns zu. Freudig begrüsse ich sie.

„Keine Dummheiten, das gilt auch für dich, Harry", sagt Molly mit strengem Blick in die Runde. Einen Moment später nimmt sie uns mit Tränen in den Augen in die Arme und verabschiedet sich von uns.

Ron und ich müssen einen Waggon weiter als Harry und Ginny, denn nun ja, wir sind Vertrauensschüler. Während wir uns durch die anderen Schüler hindurchschlagen, streift mein Handrücken Rons Hand. Reflexartig ziehe ich die Hand zurück, während Ron mich eisig anstarrt.

Na toll, denke ich.

Im Dämmerlicht ragt Hogwarts gewaltig vor uns auf. Als der Wagen am Bahnhof von Hogsmeade anhält, schnappe ich mir meinen Koffer und stürze hinaus.

„Erstklässler zu mir!", ruft die gewaltige Gestalt, die uns am Bahnsteig erwartet hatte.

„Hi", sage ich grinsend und begrüsse den Halbriesen Hagrid. Harry, Ginny, Luna und ... Ron stossen zu uns hinzu.

Als wir auf die selbstziehenden Kutschen zusteuern, bemerke ich, dass sie gar nicht mehr selbstziehend waren. Das sind Nachwirkungen von der Schlacht um Hogwarts. Die schwarzen Skelettpferde, mit ihren ledernen Schwingen mustern uns neugierig. Ich erinnere mich zurück, als wir auf ihnen geflogen sind, um zum Ministerium zu gelangen. Während wir langsam den Pfad zu Hogwarts hinauf  fahren, streichle ich Krummbein, der sich in meinem Schoss zusammengerollt hat. Begeistert schnurrt er und streckt sich ausgiebig.

Als wir endlich ankommen, sehe ich, dass Hogwarts so wie immer aussieht. Die Schäden von dem grossen Kampf wurden beseitigt.

Mit einem grossen Lächeln auf dem Gesicht geleitet uns Professor McGonagall mit einer Schar von Erstklässlern in die grosse Halle. Über den Haustischen sind die Wappen der Häuser aufgehängt. Das Stundenglas mit den Hauspunkten schimmert im Licht der Kerzen, die über uns schweben. Der Raum ist brechend voll. Ich quetsche mich an den Tisch zwischen Neville und Lavender.

Ugh.

Die hat mir gerade noch gefehlt.

Vor uns, auf einem dreibeinigen Stuhl, thront der sprechende Hut. An unzähligen Stellen ist er repariert und im Allgemeinen ist er sehr abgenutzt.

Aber bevor er die neuen Erstklässler in ihre Häuser zuteilen kann, erhebt sich Dumbledore, und beginnt seine erste Rede. Ja, ich meine ERSTE Rede. Sein Bruder Aberforth Dumbledore hat den Platz unseres geliebten Schulleiters angenommen.

Angeblich hatte er nach einem langen Gespräch mit Dumbledores Porträt in seinem Büro, alles nötige Wissen, um die Arbeit seines Bruders fortzusetzen.

„An alle neuen Schüler, Willkommen!", beginnt er seine Rede.

„An alle älteren Schüler, Willkommen zurück!", fügt er lächelnd hinzu. Ein grosser Applaus beendet seine letzten Worte.

„Wir haben ein schweres Jahr hinter uns. Aber die dunklen Zeiten sind vorbei und das sollten wir feiern!" Erneuter Applaus ertönt.

Die Erstklässler werden Einer nach dem Anderen aufgerufen. Ein Mädchen bricht erleichtert in Tränen aus, da es nicht nach Slytherin eingeteilt wurde. Slytherins Ruf ist nicht gerade der Beste.

„Lecker", stöhnt Ron, als sich die goldenen Schalen auf dem Tisch füllen.

„He, Hermine, was ist das da an deiner Schulter?", fragt eine weibliche Stimme zu meiner Rechten. Ach, ich hasse diese Lavender. Schnell bedecke meine Schulter mit meinem Umhang. Dass ich auf einer Austalienreise mit meinen Eltern von einer Riesenschlange angegriffen wurde, muss hier niemanden interessieren.

„Nichts, nichts", erwidere ich mit einem tödlichen Blick in Lavenders Richtung. Nur habe ich jetzt die Aufmerksamkeit aller Leute, die in Hörweite sitzen.

„Erkläre ich später", presse ich zwischen meinen Lippen hervor.

Als ich mein drittes Stück Apfelkuchen aufgegessen habe, lehne ich mich zufrieden und satt zurück. Mein Blick wandert zum Lehrertisch. Plötzlich erwidern die verhassten Augen des Tränkemeisters meinen Blick. Snape kneift die Augen zusammen und wendet sich verächtlich ab.

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