„Und Hermine, was hast du?" Ginny beäugt mein Prüfungsblatt. Ein dickes, rotes O (Ohnegleichen) pragt in der oberen, rechten Ecke. „Ich wusste es!", frohlockt Ginny.
Selbst ich bin -mal wieder positiv - überrascht. „Sie haben es sich verdient, Miss Granger", sagt Snape langsam hinter meinem Rücken. Harry hat trotz seines Halbblutprinzenbuches „nur" ein E (Erwartungen übertroffen).
Ginny hat ein A (Annehmbar) und auf Rons Blatt steht ein T (Troll).
Snapes Umhang streift meinen Rücken. Innerlich seufze ich auf. Dieser Mann macht mich wirklich verrückt, ob ich nun will oder nicht. Zwischen uns ist etwas, das kann auch Snape nicht bestreiten. Manchmal erwische ich ihn im Unterricht dabei, wie er mich verstohlen anguckt. An anderen Tagen nennt er mich „Besserwisserin" oder „Tunichtgut".
„Scheisse Herms, pass auf!", Harry zieht meine Hand weg. Der Schmerz setzt später ein, als er sollte. Als ich auf mein Handgelenk starre, sehe ich rot verbrannte Haut, auf der sich kleine und grosse Blasen bilden. Mein Kessel blubbert brühend heiss weiter. „Professor Snape! Kommen Sie bitte her! Hermine hat sich verletzt!", schreit Ginny angsterfüllt. Die Hitze krabbelt mein Arm hinauf und macht ihn taub. Aufregung macht sich in der Klasse breit. Alle tuscheln leise.
Ich höre jemanden rufen: „Wir müssen Sie zur Krankenstation bringen!"
Mein Arm tut zwar weh, aber es geht gerade noch irgendwie. „Mir geht es gut... Ich brauche nicht aufs Krankenzimmer zu gehen. Kann mir aber vielleicht jemand ein Kühlpack holen?"
„Ein Dreck brauchen Sie ein Kühlpack. Sie haben schwere Verbrennungen, Sie naives Mädchen."
„Ich bringe Hermine in den Krankenflüg-", fängt Ginny an. „Ich mache das, gehen Sie gefälligst zurück an Ihre Arbeit", vervollständigt Snape ihren Satz.
Stolpernd gehe ich Snape hinterher. Okay, ich gebe es zu, meine Hand tut wirklich höllisch weh. Sie fühlt sich an, als wurde sie eine Woche lang von Fluffy als Kauknochen benutzt.
„Miss Granger, ich dachte, Sie haben mir versprochen, sich nicht mehr zu verletzen", sagt Snape und lässt mich aufholen. „Falls es Ihnen nicht aufgefallen ist, muss ich immer Ihre kleine Krankenschwester spielen", knurrt er.
„Es tut mir Leid."
„Es tut Ihnen Leid, was?"
„Es tut mir Leid, dass Sie immer die Folgen beseitigen müssen."
„Haben Sie nicht noch etwas vergessen?"
Jetzt habe ich wirklich keine Lust auf seine kleinen Spielchen.
„Nein, habe ich nicht." Ich schaue ihn herausfordernd an, stemme meine Hände in die Hüften und bleibe stehen. „Miss Granger, wissen Sie, Sie sehen aus wie Molly Weasley. Eigentlich wollte ich Ihnen diesen Vergleich ersparen..."
Snape betrachtet mich belustigt. Aber meine Hand pocht immer noch wie verrückt. „Können wir weitergehen?", frage ich ihn. „Erst wenn Sie das Zauberwort sagen, Miss Granger."
Wut steigt in mir hoch. Ich habe spätestens jetzt keine Lust mehr auf seine dämlichen, kleinen Spielchen.
„Bitte."
„Das ist in der Tat ein Zauberwort, aber nicht das richtige." Snape bleibt weiterhin eisern stehen.
„Abracadabra." Wenn ich es mir recht überlege, macht mir dieses Spiel langsam doch ziemlich grossen Spass. Ein kleines Grinsen stiehlt sich auf mein Gesicht. Aber Snape macht keine Spässchen.

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Love Potion
Fanfiction„Du bist meine Vergangenheit, meine Gegenwart und meine Zukunft." Nach dem Krieg darf Hermine Jean Granger ihr siebtes Schuljahr wiederholen. Dort macht sie Bekanntschaft mit ihrer geheimnisvollen Vergangenheit. Doch welche Rolle spielt Severus Snap...