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Dumbledore erhebt sich und schreitet zu seinen Rednerpult. Die Schüler verstummen schlagartig.

„Unsere ehemalige Grossinquisitorin", Dumbledore spricht das letzte Wort verächtlich aus, „ist anscheinend wieder auf freiem Fuss. Ihr werdet in Kürze informiert, was das für Auswirkungen auf Hogwarts haben wird."

Erneutes Gemurmel erfüllt die Halle. Dumbledore schlurft wieder zu seinem Platz an den Lehrertisch,  Er wechselt einen besorgten Blick mit Professor McGonagall. Mein Blick wandert weiter zu den Professoren Flitwick und Sprout, die energisch diskutieren.  Professor Slughorn will lautstark seine Meinung verkünden, aber keiner ausser Professor Trelawney beachtet ihn. Snape, ich erspare mir das Professor, schaut grüblerisch und grimmig drein.

Als die goldenen Schüsseln von den Tischen verschwinden, ist das Frühstück beendet. Daraufhin gehen die Schüler noch immer murmelnd aus der grossen Halle in die Klassenzimmer. Ich vermute, nicht viele haben das Frühstück angerührt und ich verspüre Mitleid für die armen Hauselfen, die trotzdem für uns kochen mussten.

Ich schlängle mich durch die Schülermassen in unser Klassenzimmer für Verwandlung. An der Tafel stehen ein paar Aufträge, die wir erledigen sollten. Professor McGonagall erscheint eine halbe Stunde nach Beginn der Lektion.

Ich schnappe mir mein elftes Stachelschwein, das ich in ein Nadelkissen verwandle und dann verschwinden lasse. Ein Herzzerreissendes Quieken erfüllt das Klassenzimmer. Es hört sich an wie der Laut eines Tieres in Not.

Ich sehe ein Stachelschwein, dem wie von Zauberhand seine Stacheln rausgezogen werden. Das Stachelschwein probiert unter den Tisch zu kriechen und sich irgendwie zu verstecken, aber immer mehr Stacheln fallen heraus.

„Aufhören, wer immer dieses arme Tier quält, aufhören!", schreit Professor McGonagall. Dem Stachelschwein fehlen jetzt fast alle seiner Stacheln: Sie liegen verstreut auf dem Tisch und Boden. Zitternd kauert es hinter einem Tischbein.

Wer quält dieses Tier? Also alle haben ihren Zauberstab in der Hand, aber jeder schaut genauso schockiert drein wie ich. Und einen solchen Fluch haben wir eigentlich noch gar nicht gelernt?

McGonagall hebt das nun stachellose Stachelschwein in die Höhe und betrachtet es gründlich. „Schwarze Magie", knurrt sie, ehe sie das arme Stachelschwein auch in ein Nadelkissen verwandelt. Nur hat das Nadelkissen keine Nadeln mehr und ist somit im Grunde ein ganz normales, kleines Kissen.

Wer hier drin ist so böse, solch einem unschuldigen und kleinen Wesen etwas so furchtbares anzutun? Ich denke noch ein bisschen darüber nach, komme aber zu keinem Entschluss. Nach ein paar Minuten hat sich dieses Thema dann auch aus meinem Kopf verabschiedet, denn...

Snape platzt herein und sagt fast schon gleichgültig: „Alle Schüler und Lehrer werden in der grossen Halle erwartet." Er verschwindet genauso schnell, wie er gerade hereingeplatzt ist. Dieser Mann ist wirklich ein Mann der spezielleren Sorte.

Ich packe meine Bücher zusammen, stecke meinen Zauberstab in meinen Umhang und trotte im Gänsemarsch meinen Mitschülern hinterher.

„Ich entschuldige mich bei Euch für diese kurzfristige und spontane Versammlung. Nach einem Gespräch mit dem Zaubereiministerium kamen wir zu dem Entschluss, dass es vorerst in Hogwarts keine gravierenden Veränderungen geben wird." Allgemeines aufatmen der Lehrer und Schüler. Vermutlich hat jeder- insbesondere Harry - die Nase voll von Dementoren.

„Jedoch...", Dumbledore macht eine winzig kurze Pause. Jedes Geräusch verstummt schlagartig und alle schauen eine Spur besorgter drein. Das kann nicht gut enden...

„Die Wochenenden in Hogsmeade sind ab sofort gestrichen. Die Sperrstunde wird von 21 Uhr auf 20 Uhr verlegt. Vertrauensschüler und Lehrer werden in den Nächten Patrouille gehen."

„Der hört sich langsam an wie Umbridge", hauche ich in Deans Richtung, der zu meiner Linken sitzt. Als Antwort höre ich ein unterdrücktes Lachen. Ginny schaut ihn zornig an und er verstummt so plötzlich, als hätte ihn der Blitz getroffen.

„VERTRAUENSSCHÜLER ZU MIR!", höre ich Professor McGonagall rufen. Ich, Ron und einige andere Schüler bleiben sitzen, während alle anderen die grosse Halle verlassen und in ihre Klassenzimmer zurückkehren.

Ich stehe auf und gehe auf Professor McGonagall zu. Andere folgen meinem Beispiel. Ausser den Vertrauensschüler sind noch die Hauslehrer Professor McGonagall, Flitwick, Sprout und Snape anwesend.

„Also, wir werden in jedem Eurer Gemeinschaftsräume eine Liste mit den Schichten aufhängen. Diese beginnen mit dem Anfang der Nachtruhe und enden bei den ersten Sonnenstrahlen. Am Tag darauf habt ihr frei und könnt diesen Tag fürs Ausruhen nutzen."

„Wie werden die Schichten und Gruppen geplant?", fragt Ron.

„Es werden jeweils zwei Schüler und ein Professor eine Gruppe bilden. Je nach Leistung werdet ihr öfter oder weniger oft eingeteilt. Eine Gruppe besteht aus nur einem Lehrer und einem Schüler, das alles werdet ihr dann aber in euren Gemeinschaftsräumen erfahren. Bei möglichen Fragen könnt ihr euch an Euren Hauslehrer oder mich wenden."

Damit ist das Gespräch offensichtlich beendet, denn niemand hat noch weitere Fragen. Ich gehe mit Ron und den anderen vier Vertrauensschülern aus Gryffindor zu unserem Gemeinschaftsraum und beäuge die Liste.

Ganz oben steht:

1. Ronald Bilius Weasley, Draco Lucius Malfoy & Professor Minerva McGonagall.

Oje, armer Ron. Bis Umbridge wieder hinter Gittern in Askaban verrottet, wird sich Ron mit Draco herumschlagen müssen. Ich höre ihn schon lautstark protestieren.

Weil Pansy von der Schule geflogen ist, geht es mit den Teams nicht ganz auf und deshalb muss jemand alleine mit einem Professor patrouillieren. Mein Blick wandert langsam die Liste hinab, während ich meinen Namen suche.

Ganz am Ende finde ich ihn dann. Ich bin schon ganz gespannt, wer meine Partner sein werden.

12. Hermine Jean Granger & Professor Severus Snape.

SCHEISSE!!!

Das Schicksal scheint mich ja wirklich zu hassen. Die Aussicht einige lange Nächte mit Snape zu verbringen, lässt mich innerlich aufstöhnen. „Du Glückspilz", sage ich an Ron gewandt. Liebend gern würde ich Snape gegen Draco versandkostenfrei eintauschen. Kann ich Snape wohl mit ein paar Briefmarken zur Post bringen? Aber das wäre dann wohl zu viel des Guten...

Daneben hängt eine Liste mit den ersten Terminen für diese Woche. Ich sehe, das ich in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag eingetragen bin. Das ist also leider schon morgen.

Irgendwie hätte ich gern Pansy in unserer Gruppe. Obwohl sie der blanke Horror ist, die Aussicht, Zeit mit Snape allein zu verbringen ist noch schlimmer als dieses tollwütige Biest namens Pansy Parkinson.

Eine Weile bespreche ich die Sache mit dem Patrouillieren noch mit (!) Ron. Seit er Lavender wieder als Freundin hat, ist er viel entspannter. Hat wohl zu viel männliche Energie der Gute...

„Du hast wirklich Pech mit Schniefelus", gibt er zu. „Es würd' mich nicht wundern, wenn du völlig verstört von diesen Nächten zurückkommst..."

„Komm mich dann aber im St. Mungo jeden Tag besuchen, okay?", scherze ich.

„Mh-hmm", sagt Ron.

Der nächste Tag vergeht viel zu schnell. Als ich auf die Uhr gucke zeigt diese 19:30 Uhr an. In einer halben Stunde beginnt meine erste Patrouille. Juhu...

Love PotionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt