Love Potion

2

Am Morgen, als ich in die grosse Halle zum Frühstück gehe, schaue ich schnell auf meinen Stundenplan. Die Doppelstunde Zaubertränke, die ich als Erstes habe, lässt meine Stimmung nicht gerade besser werden.

„Morgen", grummelt Harry und rutscht zur Seite, um mir Platz zu machen.

„Eine Doppelstunde Zaubertränke bei dieser grässlichen Fledermaus", flüstert Ron wütend in unsere Richtung. Anscheinend haben auch sie den Stundenplan betrachtet. Um die Stimmung aufzuhellen sage ich: „Nun kommt schon, Jungs, dann haben wir es hinter uns."

Ich bin überrascht, aber Malfoy hat mir im Vorbeigehen nicht 'Schlammblut' gesagt. Offensichtlich hat er sich ziemlich ins Positive verändert.

Ohne Vorwarnung fliegt die Tür zum Klassenzimmer auf. „Da ist aber jemand schlecht gelaunt", meint Ginny und ich kichere. Da wir alle die 7. Klasse wiederholen müssen, bin ich im gleichen Jahrgang wie Ginny.

Harry, Ginny, Ron und ich setzen uns an eine Tischreihe ganz nach hinten. Aber schon kommt die griesgrämige Fledermaus an unsere Reihe.

„Euch, vor allem Mr. Potter", sagt Snape mit einem höhnischen Gesichtsausdruck zu Harry, „möchte ich in der ersten Reihe, vor meinem Pult haben." Mit flatterndem Umhang rauscht Snape zurück nach vorne. Kopfschüttelnd packen wir unsere Bücher zusammen und trotten ihm hinterher. Harry zischt leise: „Fahr zur Hölle, Schniefelus."

„Heute beschäftigen wir uns mit dem Vielsafttrank", beginnt Snape mürrisch. Meine Hand schiesst nach oben, aber er ignoriert sie genüsslich. Ich falle ihm ins Wort.

„Aber Professor, das haben wir letztes Jahr mit Professor Slughorn gemacht", sage ich, ohne aufgefordert zu werden.

„Habe ich Ihnen die Erlaubnis gegeben, mich zu unterbrechen?, fragt Snape mit hochgezogener Augenbraue.

„N-Nein Sir", erwiderte ich.

„Schon wieder, sehen Sie? Zehn Punkte Abzug für Gryffindor", sagt er süffisant.

Alle starren mich an, während ich Snape stumm alle möglichen Flüche an den Kopf werfe. Er erklärt der Klasse weiter, was sie zu tun haben, aber vor Wut kann ich mich nicht mehr konzentrieren. Ja, eine Hermine, die sich nicht konzentrieren kann, sieht man nicht jeden Tag. Aber da mir der Vielsafttrank schon einmal in der 2. Klasse gelungen ist, ist es nicht sonderlich schlimm, dass ich die Einleitung verpasse.

Als langsam wieder Leben zurück in die Klasse kommt und alle ihre Bücher aufschlagen, zische ich Ron zu: „Welche Seite?" Bevor Ron auch nur einen Mucks machen kann, steht etwas grosses, ganz in schwarz gekleidetes vor mir. Diese fiese Fledermaus!

„Während meines Unterrichts spricht man nicht, Miss Granger", sagt er leise drohend. Ich weiss, ich hätte meinen Blick abwenden sollen, aber ich starre ihn herausfordernd in die Augen. Sein Blick war dunkel und kalt. Leise Schauer erschüttern mich, aber ich halte dem Blick stand. Stumm starre ich ihn weiter an.

Der Raum leuchtet plötzlich auf. Ein lautes Donnern erfüllt das Klassenzimmer und Regen prasselt gegen die geschlossenen Fenster des Schlosses. Dies verleiht seinen auch so schon gemeinen Worten einen bösen Nachdruck.

„Acht Uhr, in meinem Büro. Haben Sie mich verstanden, Miss Granger?", sagt er laut und deutlich, um den Donner zu übertönen. Mein Gesicht läuft rot an.

„Ja, Sir", bekomme ich gerade noch heraus.

„Gut", sagt er und wendet mir den Rücken zu.

Vor Aufregung kann ich mich nicht richtig konzentrieren. Ich halte mich aber immer schön an die Anleitung, im Gegensatz zu Harry, mit seinem Halbblutprinzen-Buch. Er hat es irgendwie noch aus den Flammen retten können.

Vorsichtig und präzise schneide ich die Haut einer Baumschlange klein, als ich ein kleines Stupsen links spüre. Ginny schiebt mir einen kleinen Zettel zu. Darauf hat sie eine lustige Karikatur von Snape auf ein Stück Pergament gemalt. Ich schaue sie mir belustigt an, sie ist wirklich gut.

„Aha", macht es hinter mir. Ich spüre den warmem Atem einer Person, die hinter mir steht.

„Eine schöne Zeichnung haben Sie da gemacht, Miss Granger", sagt die Stimme kalt.

Ich erstarre als Snape mir das Stück Pergament aus der Hand reisst und es langsam in seinem Umhang verschwinden lässt.

„Nach der Stunde zu mir", knurrt er.

Als ich mein Fläschchen Vielsafttrank abgefüllt und zur Bewertung abgegeben habe, bleibe ich gehorsam daneben stehen. Ginny wirft mir einen entschuldigenden Blick zu, als sie an mir vorbeigeht. Ich schaue auf die Fläschchen Vielsafttrank der anderen Schüler hinab. Meins ist mit Abstand das Beste. Abgesehen von Harrys natürlich. Aber der spielt ja auch nicht fair.

Als alle Schüler den Raum verlassen haben, kommt Snape langsam auf mich zu.

„Das finden Sie wohl lustig, was?", fragt er mich. Ich blicke ihn trotzig an. Ja ist wohl die falsche Antwort gewesen, denn als ich das Zimmer verliess, hatte ich einen Monat lang Nachsitzen aufgebrummt bekommen.

Dämliche Fledermaus...