Love Potion

39

Ich presse meine Augen fest zu. Sehr fest. Ich habe Angst vor dem, was gerade passiert ist. Dennoch öffne ich sie.

Vor mir ist der Schlafraum der Gryffindormädchen. Ich stehe nicht mehr im Raum der Wünsche, sondern liege im Bett. Die Nachtruhe hat schon längst angefangen.

Tränen treten mir in die Augen. Ziellos wandere ich im Schloss umher, ich will zu seinem Büro und gleichzeitig will ich nicht. Schockiert wandle ich herum, nicht fähig einen richtigen Gedanken zu fassen. Ich brauche jetzt nur jemanden. Severus.

Ich stehe vor seinem Büro und hämmere gegen die Tür. Einige Minuten passiert nichts, ehe sie schwungvoll aufgerissen wird.

Ein Blick des Wiedererkennens huscht über Severus Gesicht, er erkennt seinen schwarzen Pullover, den ich trage.

„Miss Granger..."

Ich überlege nicht. Ich handle.

Mit Tränen in den Augen umarme ich ihn, halte ihn fest, während die Tränen erst richtig zu fliessen beginnen. Ich atme tief ein und geniesse seinen Geruch, während ich mich eisern an ihm festklammere. Den Geruch habe ich die letzten Monate täglich gerochen und genossen. Dieser Körper ist mir so vertraut, so viel habe ich ihn berührt und gefühlt. Oh mein Gott.

Aber Severus schiebt mich weg.

„Severus...?"

„Das heisst Professor Snape!", erwidert er scharf.

Herzzerreissend schluchze ich auf. Meine Welt zerbröckelt in tausend kleine Bruchstücke.

„Zwischen uns war..."

„Gar nichts. Ich weiss nicht, was Sie meinen."

Ich ziehe die Kapuze aus, schiebe den Pulli zur Seite und zeige ihm meinen Hals. Mit einem Winken des Zauberstabes verschwindet der Abdeckzauber.

„Und was ist das? Soll ich mir das selbst zugefügt haben?"

Er presst seine Lippen zusammen, als er meinen Hals mustert. Wieso begreift er nicht? Weiss er nicht, wie sehr ich ihn liebe? Wieso hat er eine so grosse Mauer zwischen uns aufgebaut?

Mit der Hand greife ich in meine Haare, nehme das Krönchen heraus und zerbreche es glatt in zwei Hälften. Diese werfe ich ihm vor die Füsse.

„Ich dachte, dass Sie mich lieben. Aber sehen Sie diese Krone? Diese symbolisiert meine Gefühle für Sie."

Ich ziehe meinen Pulli aus, gottlob trage ich darunter ein T-Shirt und pfeffere es der Krone hinterher.

Mit meiner ganzen Kraft hole ich aus und schlage die Tür zu.

Zitternd sinke ich zu Boden und lehne mich an die Tür. Zwischen uns ist es aus. Das was ich am meisten liebe, ist mir entglitten. Schon wieder. Die Welt verschwimmt in einer Flut voll Tränen und diesmal versiegeln sie nicht. Diesmal ist kein Severus da, der mich tröstet und mir sagt, dass alles gut werden wird. Jetzt bin ich allein. Und die Tür zwischen uns ist unser kleinstes Hindernis. Dahinter ragt eine meterhohe Mauer auf.

Auf der anderen Seite der massiven Holztür kauert auch Severus auf dem Boden und hört dem herzzerreissenden Schluchzen zu. Zu gerne würde er die Tür aufreissen und sie trösten, er kann aber nicht. Das mit Lily kann und darf nicht wieder passieren. Wegen ihm ist sie gestorben. Und wenn das mit Hermine passiert, ist die Welt endgültig untergegangen. 

Stumm wartet er ab. Das Schluchzen hört auf und nach vielen Minuten, wahrscheinlich sogar Stunden ist Hermine eingeschlafen.

Vorsichtig öffnet er die Tür, um sie nicht zu wecken. Im Schlaf sieht sie so friedlich aus, ihre Augen sind aber trotzdem rot und geschwollen.

Severus weiss, dass sie keinen Albtraum hat. Der Schlaf ist eine willkommene Abwechslung für sie, wie ein Paradies. Denn ihr Leben wurde innerhalb einer Nacht zum Albtraum. Jetzt sind es nicht mehr die Träume, die ihr zu schaffen machen. Es ist ihr Leben. Und Schuld daran ist ein Mann, der sie verletzt, weil er sie beschützen will. Denn das Leben ist wie eine Operation. Manchmal muss man schneiden, um zu helfen.

Vorsichtig hebt er sie hoch. Ihr Kopf ruht an seiner Brust, während er sich langsam ihr zuwendet. Severus haucht ihr einen zarten Kuss auf die Lippen und murmelt: „Alles wird gut", ehe er sie in ihren Schlafsaal hochträgt.