„Mein Dornröschen ist endlich aufgewacht."
Ich schmiege mich noch enger - wenn das überhaupt möglich ist - an Cedircs Brust. Er grinst und fragt: „Lust auf Waffeln mit Vanilleeis?"
Ich muss kichern. Cedric schaut mich mit seinen haselnussbraunen Augen an.
„Im Ernst, Hermine, ich kann mich nicht erinnern, wann und was ich zuletzt gegessen habe."
Die Ereignisse von gestern strömen auf mich ein wie eine riesige Flutwelle.
„Cedric! Was ist gestern mit dir passiert?!"
Aber er schüttelt ratlos den Kopf.
„Ich kann mich nicht erinnern, aber Madame Pomfrey meint, dass es ein Tier war."
Wir lassen das Thema jetzt unberührt. Wir wollen beide nicht darüber sprechen.
Doch was wenn..?
Ich hab ja den Zeitumkehrer von Professor McGonagall geschenkt bekommen, was wenn ich ein paar Stunden in die Vergangenheit reise und sehe was wirklich passiert ist?
Die Idee geht mir nicht mehr aus dem Kopf, am Abend wage ich es. Ich habe das schon tausendmal gemacht, aber irgendwie bin ich nervös, nervös davor, was ich sehen werde.
Das Ereignis liegt fast zwei Tage zurück, deshalb drehe ich 48 mal daran, einmal für jede Stunde. Ich werde herumgewirbelt, aber irgendwie fühlt sich alles anders an, so fremd.
Ein paar Momente später verschwindet das Gefühl und ich stehe vor der grossen Halle. Ich weiss nicht, wieso ich mich fortbewegt habe, aber das ist mir eigentlich auch egal.
„Wer sind Sie denn?"
Ich drehe mich um und schaue in Dumbledores Gesicht. Albus Dumbledores Gesicht. Albus Dumbledores Gesicht vor etwa zwanzig Jahren.
Ach nein.
Wie kann das passieren? Ich bin mir sicher, nur 48 mal daran gedreht zu haben und nicht circa 175'200 mal.
„Ich äh ... Ich bin eine neue Schülerin."
Es fällt mir nichts besseres ein als das.
„Sie müssten dann aber schon im 7. Schuljahr sein, oder nicht?"
Zum Glück verliert Dumbledore kein Wort darüber, dass ich im Pyjama bin.
„J-Ja, ich hatte Privatunterricht."
Dumbledore mustert mich mit seinen wachsamen Adleraugen.
„Ah, verstehe und wie heissen Sie?"
„Hermine Jean Granger."
Scheisse! Ich hätte einen Fantasienamen erfinden sollen! Aber dafür ist es jetzt zu spät.
Dumbledore schnippt mit den Fingern, ein alter Lupen erscheint in seiner Hand und schon sitzt dieser alte Lumpen auf meinem Kopf.
Hmmmm, du gehörst hier nicht hin...
Ich flehe den sprechenden Hut in Gedanken an, er soll mich einfach einteilen und sonst nichts sagen.
Jetzt spricht der Hut nicht mehr in meinen Gedanken. Während er seinen Mund öffnet, rutscht die Krempe über meine Augen.
„GRYFFINDOR!"
Jemand eilt herbei, ich erkenne eine Vertrauensschülerin aus Gryffindor.
„Hey, ich bin Lily Evans, ich hab Dumbledores Nachricht erhalten, dich zum Gemeinschaftsraum zu bringen."
Staunend folge ich Harrys Mutter. Die Gänge sind leer, schliesslich ist auch Nachtruhe.
„Hab gehört, dass du Privatunterricht hattest, wieso bist du jetzt in Hogwarts und das mitten im Schuljahr?"
Lily ist hübsch. Sie hat eine so schöne Ausstrahlung, sodass man einfach in ihrer Nähe sein will.
„Äh mein Lehrer ist verreist."
Klingt doch logisch oder?
Lily führt mich zu den Schlafsälen.
„Hier, dieses Bett ist noch frei... es gehörte einem Mädchen, das zu den Beauxbatons übergewechselt ist."
„Morgen wird deine Schuluniform und all dein Schulmaterial vor deinem Bett bereitstehen", sagt Lily und legt sich in ihr Himmelbett.
Das ging überraschend leicht.
Am nächsten Morgen in der grossen Halle setze ich mich zu Lily. Die Aufmerksamkeit ist auf mich gerichtet, aber ich ignoriere es.
„Hermine, kann ich dir meine Freunde vorstellen? Das ist James, Remus, Peter und..."
Ein gut aussehender Junge fällt ihr ins Wort. Ich erkenne den jungen Sirius.
„Sirius, zu deinen Diensten."
Sirius macht eine ungeschickte Verbeugung und grinst mich an.
Ich habe meine eigene Schuluniform aus Hogwarts an. Besser gesagt nur meinen Umhang, den ich über dem Pyjama getragen habe. Der Andere war irgendwie kratzig.
Unfassbar, aber heute, am Montag haben wir tatsächlich eine Doppelstunde Zaubertränke als Erstes!
Ich gehe zügig dorthin. Ich hab keine Lust, dass andere hinter meinem Rücken über mich tuscheln.
„Woher kennst du den Weg zu Zaubertränke?", fragt Lily mich in der Stunde.
„Ich habs vermutet", probiere ich mich zu rechtfertigen.
Aber schon lenkt mich etwas oder besser gesagt jemand ab. Ein zwanzig Jahre jüngerer Snape schaut mich fragend an. Jünger sieht er sogar irgendwie gut aus...
Ich beobachte ihn noch eine Weile, bis Professor Slughorn die Tür öffnet und wir Felix Felicis brauen. Mein Zaubertrank wird ansatzweise gut, aber Snapes ist einfach nur perfekt. Nun gut, er ist ja schliesslich auch der Halbblutprinz, ein Meister in Zaubertränke.
Schnell freunde ich mich mit den Rumtreibern an, vor allem Sirius scheint Interesse an mir zu haben. Üah. Er ist ja schön und süss, aber ich kenne ihn dreissig Jahre älter als guten Freund und Harrys Pate...
„Ich möchte mit ihr reden."
Ich drehe mich überrascht um und sehe Snape vor uns stehen. James und Sirius jedoch schubsen ihn verächtlich weg.
Doch ich sage: „Einen Moment, bin gleich wieder da." Sie zucken mit den Schultern und ich folge Snape zum See. Diese Gelegenheit will ich mir nicht entgehen lassen.
„Wieso lügst du alle an? Ich merke, dass du nicht von hier bist."
Dieser dumme, gescheite Kopf...
„Woher-?"
Aber Snape schneidet mir das Wort ab.
„Schau dein Abzeichen an, es hat einen goldenen Rand, diesen haben die jetzigen noch nicht. Du kommst aus der Zukunft."
Snape sagt das, als wäre das das normalste auf der ganzen Welt. Zögerlich nicke ich.
Es fühlt sich komisch an, dass er mich duzt, aber ich geniesse es zugleich auch.
Ich frage das einzig Logische.
„Kannst du mir helfen, zurück zu kommen?"

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Love Potion
Fanfiction„Du bist meine Vergangenheit, meine Gegenwart und meine Zukunft." Nach dem Krieg darf Hermine Jean Granger ihr siebtes Schuljahr wiederholen. Dort macht sie Bekanntschaft mit ihrer geheimnisvollen Vergangenheit. Doch welche Rolle spielt Severus Snap...