Love Potion

6

„Du bist dir ganz sicher, dass diese Wunden von dir sind?", fragt Ginny mich spät Abends in unserem Schlafsaal. Schon tausendmal habe ich es ihr versichert, aber sie glaubt mir noch immer nicht.

Die Zeit bis zu den Herbstferien verläuft ohne besondere Ereignisse. Snape ignoriert mich und ich gebe langsam die Hoffnung auf.

„Severus, wie läuft die Schule, alter Schulknabe?", höre ich Sirius in seinem Zimmer brummen. Ehrlich, ich will nicht lauschen, aber nennen wir es einmal ein "Wissenschaftliches Projekt für die Allgemeinheit".

Ich spähe durchs Schlüsselloch und sehe Remus, Sirius und Snape mit einem Gin Tonic in den Sesseln sitzen.

„Remus hat mir einiges über deine ausserschulischen Aktivitäten in Hogwarts erzählt", prustet Sirius los.

„In welche Klasse geht sie?", fügt Sirius noch rasch hinzu. Über was reden sie wohl?

„Erstens gibt es keine sie und zweitens würde es euch auch gar nichts angehen!", höre ich Snape poltern. Jetzt ist meine Interesse vollständig geweckt.

Das Gespräch verstummt schlagartig als Remus sagt: „Ich rieche jemanden vor der Tür."

Shit.

Hastig will ich die Treppe runterstürzen, als die Tür aufgeht. Ich schaue über die Schulter und blicke in Sirius grinsendes Gesicht.

„Lauf", flüstern seine Lippen lautlos. Das lasse ich mir nicht zweimal sagen.

„Remus, bist du verschnupft oder was? Draussen ist niemand."

Ich sende ein Stossgebet als Dank in den Himmel. DANKE SIRIUS!

„Hermine, was hast du oben gemacht?", fragt Harry und mustert mich aufmerksam.

„Ich war... eh...  duschen."

„Aha. Du gehst also in Sirius Badezimmer duschen? Und deine Haare sind übrigens trocken."

„HARRY, KOMMST DU?", höre ich Ginny schreien. Sie und Harry haben einen Nachmittag in der Winkelgasse geplant. Seltsamerweise ist mein Buch eine Geschichte von Hogwarts auf mysteriöse Weise verschwunden.

„Kann ich mitkommen?" Ich brauche unbedingt wieder das Buch. Seltsamerweise verschwindet es immer, wenn Ron und Harry da sind. Seltsam.

„Ich geh dann mal zu Florish & Blotts", rufe ich Harry und Ginny hinterher. Kichernd huschen sie in ein kleines Café.

Auf dem Weg zu Florish & Blotts sehe ich einen bekannten Haarschopf in der Nokturngasse verschwinden. Dieses Miststück Pansy Parkinson. Ich will ihr folgen, um zu sehen welche zwielichtigen Geschäfte sie dort besucht.

Herms, geh in diesen verdammten Buchladen rein und vergiss Pansy.

Ich ignoriere die vernünftige Stimme und schleiche Pansy hinterher.

Als ich um die Ecke biege, sehe ich Pansy in einer winzigen Seitengasse verschwinden. Zögernd folge ich ihr. Die Häuser der Nokturngasse sind verschimmelt und alt. Vor jedem Laden stehen seltsame Geschöpfe.

„Das macht dann zwei blonde Kindsköpfe", murmelt ein Ladenbesitzer zu seiner Kundin. Die Frau beginnt in ihrer Handtasche zu kramen.

Schaudernd gehe ich weiter und biege ebenfalls um die Ecke in die Gasse. Hier fällt kein Sonnenlicht hinein. Eine Tür fällt scheppernd ins Schloss. Pansy ist weg.

Ich will schon kehrtmachen, als eine magere Hand mein Armgelenk umklammert. Ich sehe in das eingefallene Gesicht einer alten Vettel.

„Lassen Sie mich gefälligst los!", schreie ich, als die Frau versucht, mich ins Ladeninnere zu ziehen. Ich stolpere über die Schwelle. Während die Vettel mich weiterhin festhält, fährt sie mir mit der anderen Hand fast zärtlich über die Wange. Dabei bricht ein Stück ihres überlangen Fingernagels ab.