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Ich stehe wieder in Sirius Büro. Aber jetzt schaue ich ihn fassungslos an.

„Du hättest Snape um ein Haar umgebracht und Remus zum Mörder gemacht!", schreie ich ihn an. Aber Sirius schüttelt stumm den Kopf.

„Ich weiss, dass das ein Fehler war. Ich war jung, dumm und voll Hass auf Snape. Ich weiss, das rechtfertigt mein Handeln nicht, aber ich hoffe ihr könnt mir verzeihen, so wie Snape mir verziehen hat."

Eine Träne läuft ihn über die Wange und verschwindet in seinem brauen Bart. Ich umarme ihn fest und drücke ihn an mich. Auch Ginny schliesst sich unserer Umarmung an. Aber Harry steht immer noch steif da. Sirius löst sich aus unserer Bärenumarmung und geht auf Harry zu. Ein Tropfen Blut läuft ihm von seiner zerkauten Unterlippe. Er öffnet den Mund um etwas zu sagen, bleibt aber still. Nach einiger Zeit schliesst er ihn wieder und lässt sich zu Boden gleiten.

„M-Mein Vater w-w-war doch so a-arrogant, wie S-Snape gesagt hat", schluchzt er.

Sirius umarmt ihn und sagt: „Das war einmalig Harry, so war er sonst nie. James war der mutigste, fürsorglichste und beste Mensch, den ich je kennengelernt habe. Harry, vertrau mir, dein Vater ist nicht so."

Das scheint Harry zu trösten, denn tief in seinem Inneren weiss er, dass sein Vater so war, wie Sirius ihn beschrieben hat.

„Harry, du musst wissen, in dieser Nacht hatten James und Lily einen fürchterlichen Streit. Ganz Hogwarts ist erbebt. Und deshalb war er so wütend, denn der Auslöser dieses Streites war Snape."

Genaueres hat er uns dann auch nicht erzählt. Aber ich denke, wir wissen alle um was es ging. Und zwar um Snape.

An schlafen können wir jetzt sowieso noch weniger denken. Als ob schlafen im Plan gestanden hätte. Kurz vor dem Morgengrauen schleichen wir uns in die grosse Halle und beginnen unser Frühstück zu essen. Langsam wird die Halle echt voll, dementsprechend ist der Lärmpegel auch ziemlich hoch.

Draco kommt herein und sieht aus, als hätte er ein Gespenst gesehen. Hat er ja gewissermassen auch.

Die Eulen trudeln in die Halle und lassen Briefe und Pakete vor die Schüler fallen. Eine altersschwache Eule hat einen grässlichen roten Brief im Mund. Einen Heuler. Ich verfolge gespannt wohin die Eule fliegt. Irgendwie hält sie nicht auf die Haustische zu, sondern auf den Lehrertisch.

Die Eule lässt den Brief fallen, der direkt in Sirius Schoss landet. Sie verliert an Höhe und lässt sich in eine Schale voll Haferflocken sinken. Errol.

Ein leichtes Lächeln umspielt Sirius Lippen, während er den Brief öffnet.

„DU DIEB HAST MEINE KEKSE GESTOHLEN! DIE WAREN FÜR TANTCHEN MURIELS GEBURTSTAG BESTIMMT! DU KANNST NOCH WAS ERLEBEN!", heult Molly Weasleys Stimme durch die Halle. Doch Sirius prustet los und äfft sie nach. Rons Ohren laufen hochrot an, sogar Ginny wird eine Spur Rosa.

Remus beobachtet die Szene amüsiert. Er sieht erschöpft aus und unter seinen Augen sind schwarze Ringe. Er sieht sogar noch müder aus als sonst.

Ich stehe auf und gehe ins Klassenzimmer für Zaubereigeschichte. Professor Binns wartet schon auf uns und ich setze mich an einen Tisch und hole die Bücher hervor. Ich lasse mir während der Stunde nicht amerken, wie sehr ich mich langweile.

Als er endlich mit seinem Vortrag über Kobolde im 15. Jahrhundert fertig ist, ist die Stunde schon fast vorbei. Netterweise entlässt er und ein paar Minuten früher.

„Hermine, kann ich dann deine Notizen von dieser Stunde abschreiben?", fragt Ron mich. Ich halte ein leeres Blatt in die Höhe und er schaut mich fassungslos an.

„Du hast nicht zugehört?", sagt er entgeistert. Doch ich lasse ihn stehen und knalle gegen eine breite Brust. Nicht schon wieder...

„Hoppla, Hermine, alles okay?", fragt Cedric mich. Das muss ich wohl erklären: Nach Voldemorts Tod ist Cedric wiederauferstanden und ist um kein Tag gealtert. Also ist er jetzt auch im siebtem Schuljahr.

„'tschlundigung, hab dich nicht gesehen", murmle ich und gehe weiter. Kann mir bitte jemand erklären, wieso ich immer in Jungs oder besser gesagt Männer hineinlaufe?

Gerade als ich vor der Bibliothek stehe, höre ich ein leises Mauzen. Mrs. Norris sitzt im Gang und sieht aus, als würde sie mich gerne töten.

Ich beachte sie nicht und will weitergehen, als es mir auffällt. Mrs. Norris Augen sind hellblau. Ich könnte schwören, dass sie einmal rot gewesen waren. Und sie schaut boshafter. Als wäre das eine ganz neue Katze...

Ich schüttle den Kopf und gehe weiter. Wahrscheinlich irre ich mich.

„Hermine, hast du Won-Won gesehen", ruft mir eine verhasste Stimme nach. Ich gehe weiter und tue so, als hätte ich sie nicht gehört.
Ich höre Lavenders Schritte hinter mir, sie packt meine Schulter und zieht mich zurück.

„Hermine, ich wiederhole mich, hast du Ronald gesehen?", fragt sie nun ernst.

„Wieso fragst du das mich? Ich dachte, du wärst seine Freundin?" Ich probiere ihre Hand abzuschütteln aber sie hält eisern fest.

„Nur um das klarzustellen, Ron gehört mir, verstanden?", fragt sie und ihr Griff lockert sich ein wenig. Ich will schon meinen Zauberstab ziehen, da höre ich eine weitere Stimme.

„Lavender, es reicht. Lass sie los."

Augenblicklich lässt sie meine Schulter los und läuft bis zum Haaransatz rot an.

„Äh, wir haben unser nur ähm.. unterhalten", presst sie hervor und verschwindet.

„So ein kleiner Biest", sagt der Unbekannte und ich drehe mich zu ihm um. Es ist nur Cedric.

„Ähm, danke", sage ich. Schlendernd begleitet er mich die letzten paar Meter bis zur Bibliothek.

„Du wirst nächste Woche ja auch schon 20, oder?", fragt er. Das stimmt, ich bin älter als die anderen Schüler, die das Jahr wiederholen wollten. Um genau zu sein, fast ein Jahr.

Cedric schüttelt ratlos den Kopf.

„Es ist so krank einfach drei Jahre lang weg zu sein, während alle glauben man sei tot. Das war ich irgendwie ja auch aber jetzt lebe ich."

Es ist sicher hart aber Cedric verabschiedet sich, er muss weiter.

Nachdem ich zwei Bücher durchblättert habe, gehe ich hoch zum Gemeinschaftsraum, wo mich eine Überraschung erwartet...

Überall im Raum tummeln sich kleine rote Katzenbabys. In der Mitte steht der stolze Katzenpapa. Krummbein.

Ich hebe ihn hoch und schaue ihn vorwurfsvoll an.

„Krummbein! Du kannst doch nicht einfach", ich zähle die vielen Katzenbabys, „ Vater von 23 Kätzchen werden!"

Magische Tiere bekommen meist mehr Junge als normale Tiere. Die Kätzchen sind immer noch leicht nass, also wurden sie gerade geboren. Ausser mir, Krummbein und vielen Katzenbabys ist der Raum leer.

Doch Krummbein schnurrt verärgert und springt wieder herunter. Von der Katzenmutter ist keine Spur zu sehen. Ich schätze, diesen Posten werde ich jetzt wohl einnehmen müssen...

Love PotionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt