Klitschnass kehren wir zum Ende der Spinner's End zurück und öffnen leise die unverschlossene Haustür. Severus seufzt leise auf.
„Ich habe ihnen schon tausendmal gesagt, dass sie die Haustür abschliessen sollen", murmelt er, während er den Schlüssel ins Schloss dreht.
Möglichst leise - obwohl die Treppe knarzt - verschwinden wir nach oben in Severus Zimmer.
Ich schnappe mir meinen Pyjama, während ich ins Bad gehe, um mich umzuziehen und Bettbereit zu machen.
Als ich zurückkomme hat sich auch Severus umgezogen.
Mit einer Zauberstabsbewegung erscheint neben Severus Bett eine Matratze mit Bettzeugs. Ich lasse mich darauf nieder.
„Nein, ich schlafe dort. Du schläfst im Bett."
Das kann er doch nicht ernsthaft meinen. Es ist sein Bett?!
„Nein, du bleibst in deinem Bett, Punkt", widerspreche ich ihm.
Ich decke mich zu und schon bald falle ich in einen mehr oder weniger tiefen Schlaf, jedoch mit Albträumen.
„Hermine, aufstehen", sagt eine zärtliche Stimme, während mir eine Hand über den Rücken streicht. Ich grummle und ziehe die Decke über meinen Kopf.
Ein raues Lachen ertönt, als Severus vorsichtig meine Bettdecke anhebt. Ich werfe einen Blick auf die Uhr, die über dem Kamin hängt.
Wow! Es ist schon nach zwei Uhr Nachmittags.
„Hunger", stöhne ich. Mir fällt auf, dass ich die letzte Mahlzeit gestern am morgen in Hogwarts gegessen habe.
Als ich mich aufrichte spüre ich ein leichtes Gewicht auf der Matratze: Einen voll beladenen Teller mit Würstchen, Rührei, Speck und Toast.
Herzhaft schlage ich zu, während Severus mich fasziniert anschaut. Es sieht aus, als hätte er noch nie jemanden essen sehen.
Warte mal. Er schaut nicht mein Essen sondern mich so fasziniert an!
Könnte man sich vorstellen, dass der "alte" Severus ein begnadeter Koch ist? Wahrscheinlich nicht. Der "junge" Severus jedoch kocht himmlisch.
Viel zu schnell habe ich alles verputzt und schon lässt Severus den Teller und das Besteck verschwinden.
„Wir haben zu tun", grummelt er und nickt mit dem Kopf in Richtung Zeitumkehrer.
In einem kleinen Schuppen hinter dem Haus hat er eine richtige Werkstatt. Fasziniert beobachte ich ihn, wie er sorgfältig den Zeitumkehrer auseinandernimmt und die einzelnen Teilchen genau mustert.
Ich würde ihm gerne helfen, aber sagen wir es einmal so: In handwerklichen Aufgaben bin ich miserabel. Ausser im Stricken, aber ich weiss nicht, ob Stricken uns weiterbringen würde.
Mit einigen Schwenkern des Zauberstabs erscheinen die gleichen Teile, wie die, die auf dem Tisch parat stehen.
„Scheisse", grummelt er.
Als ich ihn mit hochgezogenen Augenbrauen anschaue fügt er noch hinzu: „Wir müssen die Teilchen in einem Trank namens Zeitlosserum baden. Deshalb schimmern die Originalteilchen so speziell."
Zeitlosserum. Das habe ich noch nie gehört, da bin ich mir sicher. Woher weiss er das alles?
„Und was genau ist dann das Problem? Wir können es ja einfach herstellen und gut ist."
Er runzelt die Stirn.
„Das Problem ist, dass dafür das Horn eines Einhorns benötigt wird."
Oh. Das ist natürlich etwas anderes.
„Und wie genau sollen wir an das Horn eines Einhornes drankommen, ohne es zu töten?"
Aber ich sehe in Severus Gesicht, dass er einen Plan hat.
„Das Einhorn kann es uns auch freiwillig geben, ohne dass wir es töten", sagt er nachdenklich.
Das wusste ich nicht. Wieso weiss ich auf einmal so wenig?
„Jeden Vollmond erscheint auf der Insel ein Einhorn", verkündet Severus zögernd. Deshalb hatte ich also das Gefühl, dass die Insel so magisch ist.
Ich habe eine böse Vorahnung.
„Wann ist der nächste Vollmond?", frage ich.
„Heute."
Das Glück ist mal wieder auf unserer Seite, nicht? Ist ja gar nicht kurzfristig oder so, nein, gar nicht.
Ich schaue Severus entschlossen an und sage: „Wenn wir das nicht schaffen, wer schafft das dann?"
„Los, gehen wir."
Leise schliessen wir die Haustür und verschwinden hinter dem Haus. Jetzt erscheint mir der Weg so viel kürzer.
„Denk daran, das Einhorn opfert sein Horn nur einer würdigen und unschuldigen Seele. Also so wie deine."
„Und wie deine Severus, wir machen das zusammen."
Keiner hat Lust aufs Schwimmen, deshalb apparieren wir einfach.
Wow. Mitten auf der Insel ist ein grosses, weisses Pferd mit einem langen Horn auf dem Kopf. Das Horn schimmert im Mondlicht und um das Einhorn herum ist eine silberne Aura. Es ist wunderschön.
Meine Finger schiessen zu Severus Hand und umfassen seine. Gemeinsam treten wir vor.
„Geehrtes Einhorn, es tut mir aufrichtig Leid, dich zu stören, aber wir brauchen dein Horn. Hermine muss zurück Nachhause."
Langsam trottet das Einhorn auf uns zu. Es beschnuppert meine Hand und stupst sie an. Vorsichtig streichle ich über die weiche Nase des Pferdes. Mit aufmerksamen Augen schaut es uns an.
Das Einhorn scheint zu verstehen. Es senkt den Kopf und verbeugt sich vor mir. Das Horn schimmert plötzlich noch mehr als vorher.
„Es ist einverstanden", flüstert Severus.
„Nimm es", fügt er noch hinzu.
„Zusammen", wispere ich.
Ich hebe die Hand, die immer noch Severus Hand hält. Gemeinsam berühren wir das eiskalte Horn und im nächsten Moment halten wir es in der Hand.
Das Einhorn oder besser gesagt jetzt das Keinhorn wiehert und steigt. Dann verschwimmt es mit dem Mondlicht, bis nur noch sein Horn übrig ist, das ich jetzt fest umklammert halte.
Eine Träne kriecht meine Wange herunter.
„Danke."
Severus zieht mich eng an sich und drückt mich fest.
„Alles ist gut", wispert er in meine Haare und hält mich lange Zeit fest umklammert. Wir stehen einfach da und geniessen die Zweisamkeit. Dieser Junge ist nicht mein Tränkemeister Snape, es ist ein ganz besonderer Junge namens Severus.
„Das Einhorn hat sich für dich geopfert, weil du etwas so besonderes bist", flüstert er.
Nach einer Weile versiegeln meine Tränen, ich vergrabe mein Gesicht an seiner Schulter. Wie kann es sein, dass sich ein so magisches Geschöpf für mich geopfert hat? Ich bin so egoistisch...
„Hermine, hör mir zu. Du bist nicht egoistisch, im Gegenteil, du musst zu deinen Freunden und zu deiner Familie zurückkehren. Das ist nicht egoistisch, hörst du Hermine? Das ist menschlich, und genau das macht dich aus. Deine Menschlichkeit."
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Love Potion
Fanfic„Du bist meine Vergangenheit, meine Gegenwart und meine Zukunft." Nach dem Krieg darf Hermine Jean Granger ihr siebtes Schuljahr wiederholen. Dort macht sie Bekanntschaft mit ihrer geheimnisvollen Vergangenheit. Doch welche Rolle spielt Severus Snap...