Love Potion

14

Als ich vor dem steinernen Wasserspeier stehe, der den Eingang zu Dumbledores Büro bewacht, bekomme ich plötzlich Gewissensbisse.

„Sollen wir das wirklich tun? Wenn wir erwischt werden...", sage ich und erschaudere. Denn ich weiss nicht, ob ich die Schulregeln, die wir diese Nacht brechen, an einer Hand abzählen kann. Und ich will noch unbedingt meine UTZe machen...

„Sei nicht so eine Spielverderberin, no risk no fun!" Sirius findet das alles sehr spannend. Eigentlich müsste er das als Professor stoppen aber naja...

„Ziegendame", flüstert Ginny. Der Wasserspeier knirscht leise, als er zur Seite gleitet und uns Zugang zu Dumbledores Büro verschafft. Sirius hüpft die Steintreppe wie ein verspielter Welpe hoch. Ginny, Harry und ich folgen merklich zögernder. Als ich über die letzte Schwelle trete, sehe ich die jetzt offene Tür. Ich weiss, dass wir Dumbledores Privatsphäre verletzten, aber Aberforth Dumbledore ist eigentlich ziemlich entspannt.

„Leute, wisst ihr eigentlich wo Dumbledore schläft? Hier ist nirgends ein Bett", flüstert Ginny. Gute Frage, darüber habe ich mir wirklich noch nie Gedanken gemacht. Schläft Dumbledore überhaupt?

„Harry, du warst oft hier, wo ist das Denkarium?", zische ich ihm zu. Er geht zu einem grossen Schrank am Ende des Zimmers.

„Alohomora", flüstert er, während er mit seinem Zauberstab das Schloss anstupst. Mit einem leisen Klack springt es auf und Harry öffnet den Schrank. Dieser knarzt und quietscht fürchterlich schrill.

Ganz oben steht es. Harry nimmt es vorsichtig heraus. Er legt es auf Dumbledores Schreibtisch und ich schaue fasziniert darauf. Eine silbrige Masse, nicht flüssig, gasförmig oder fest wirbelt darin herum.

„Verschwinden wir", zische ich.

„Na, was sehe ich denn da?", sagt ganz plötzlich eine andere Stimme. Ich fahre schockiert auf und schaue mich im Raum um. Niemand ist hier. Mein Blick wandert langsam weiter, bis ich in Albus Dumbledores Gesicht schaue.

„Scheisse", entfährt es Ginny. Aber zum Glück ist Molly Weasley nicht hier um auf Ginny zu schimpfen. Aber ich denke, falls sie hier wäre, würde es sie kaum kümmern was Ginny sagt. Molly würde uns die Hölle heiss machen, wenn sie uns hier sehen würde.

„Ich finde es nett, dass ihr mich wieder einmal besuchen kommt", sagt Dumbledore. Er sagt kein Wort darüber, dass wir ihn gerade auf irgendeine Weise beklauen.

„Wir... Wir wollten uns das nur ausleihen", probiert Harry sich zu rechtfertigen. Aber Dumbledore winkt ab.

„Nehmt euch nur was ihr braucht, aber freundlicherweise würdet ihr es dann auch zurückbringen ja?" Dumbledore sitzt auf seinem Sessel und schaut uns durch das Porträt aufmerksam an.

Wir nicken hastig, während wir uns aus dem Raum schleichen. Wir stolpern die Treppe runter und rennen in Sirius Büro. Wieder sitzt dort jemand auf einst meinem Kissen. Die Person sitzt mit dem Rücken zur Tür, aber seine flammend roten Harre verraten wer es ist. Erleichtert atme ich auf. Ungern hätte ich diese Party vor irgendjemandem rechtfertigt.

Ron beginnt ohne Begrüssung zu reden: „Ihr müsst aufpassen, Draco wird in den nächsten Minuten hier patrouillieren, ich muss jetzt schnell wieder gehen."

Schon stürzt er Hals über Kopf aus dem Raum.

„Irgendwie tut er mir ja schon Leid. Er wäre sicher auch gern hier mit uns", sagt Sirius. Dass Sirius für jemanden Mitleid empfindet ist mir völlig neu.

„Scheisse!", flucht Harry. Er lässt noch ein Schwall Schimpfwörter heraus, ehe er langsam verstummt. Fragend schauen wir ihn an.

„Wir haben das Denkarium vergessen...", sagt er. Er redet sich langsam in rage: „Wie konnten wir es vergessen? Wir müssen nochmal hoch, verdammte scheisse..."

Wir besprechen einige Möglichkeiten, wie wir es holen könnten. Das Problem ist: Als ich durch das Schlüsselloch gespäht habe, sah ich Draco eisern im Gang herumstehen.

„Hermine, du gehst mit meinem Tarnumhang, denn du bist die Leiseste von uns", beschliesst Harry. Zustimmendes Kopfnicken von Ginny und Sirius.

Ich will schon protestieren, aber es stimmt wirklich. Ich weiss wie man sich bewegt, ohne Geräusche zu erzeugen. Harry reicht mir seinen Tarnumhang.

„Sei vorsichtig", wispert er mir noch zu, als ich den Raum verlasse. Einige Meter weiter steht Malfoy. Zum Glück hat er nicht bemerkt, wie die Tür geöffnet wurde. Ich schleiche mich nahe an der Wand entlang.

Ich stosse mit meinem Knie gegen etwas hartes. Es klirrt kurz und laut. Draco schaut in meine Richtung.

„Hallo? Ist da jemand? Hallooo?", ruft er und kommt langsam auf mich zu. Ich schleiche zur Seite, plötzlich kommt mir aber eine amüsante Idee in den Sinn...

Malfoy geht an mir vorbei. Gerade als ich hinter ihm stehe, beuge ich mich langsam vor, bis mein Gesicht direkt an seinem Ohr ist.

„Buh!", hauche ich.

Draco beginnt zu schreien wie ein kleines Mädchen und rennt weg. Er stolpert über die Treppe und mit lautem Poltern höre ich, dass er die nächsten paar Treppenstufen auch noch herunterfällt. Ups.

Ich gehe wieder zu dem Wasserspeier, hauche „Ziegendame", und gehe hinauf. Ich schnappe das Denkarium und renne wieder nach unten in Sirius Büro.

„Uhm, wieso hat Draco so gekreischt", fragt Harry mich. Ich druckse verlegen herum und erzähle die Geschichte.

Sirius kugelt sich vor Lachen.

„Wisst ihr, ich hab Malfoy noch nie leiden mögen. Gewissermassen sind wir leider sogar verwandt...", sagt er, während er sich vor Lachen auf den Bauch rollt.

Auch Harry meint: „Malfoy war immer schon ne Memme."

Aber Ginny schüttelt ratlos den Kopf. „Draco ist eigentlich ganz in Ordnung. Also ich mag ihn." Harry schaut Ginny fassungslos an.

„Und du bist meine Freundin?!" Ginny läuft rot an.

Aber ich beende die Diskussion.

„Also Sirius, du schuldest uns eine Erinnerung", erinnere ich ihn.

Sirius führt seinen Zauberstab an die Schläfe und ein silberner Faden verbindet seine Schläfe mit der Spitze seines Zauberstabes. Er lässt den Faden in das Becken gleitet.

„Also Kinder, seid ihr bereit?"