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„Hey Harry, Ron, Ginny, viel Glück beim Spiel!" Harry und Ginny strahlen aber Ron sieht so aus, als würde er am liebsten im Erdboden versinken.

Harry stupst Ron an. „Kumpel, du musst was essen, draussen ist es arschkalt und du brauchst Energie." Ron stochert lustlos in seinem Joghurt herum. Schliesslich nimmt er doch zögernd einen Löffel zu sich.

„Also Hermine, bis später, wir müssen uns jetzt umziehen", sagt Ginny und zieht Ron hinterher.

Alleine esse ich mein Frühstück zu ende, ehe auch ich zum Stadion heruntergehe. Eigentlich mag ich Quidditch nicht wirklich, aber ich will umbedingt meine Freunde anfeuern.

Wo ist Cedric? Ich will ihm schon den ganzen Morgen Glück wünschen, aber er ist einfach nicht zu finden. Nicht einmal beim Frühstück war er anwesend.

Ich setze mich auf die Tribüne. Die Reihe ist noch fast leer.

„Hi Hermine, wie gehts?"

Bis jetzt gut...

„Hey Lavender, ziemlich gut", sage ich, ohne sie anzuschauen. Dieses Ding hängt an mir wie eine Klette und irgendwie hassen wir uns abgrundtief.

„Darf ich vorstellen, Team Gryffindor mit Teamkapitän Harry Potter!", hallt McGonagalls Stimme mit tausendfacher Verstärkung durch das Stadion. Ich klatsche begeistert in die Hände. Die Gryffindors betreten unter lautem Beifall das Feld.

Harrys Blick fällt auf mich und er winkt mir begeistert zu. Ich hebe beide Daumen in die Höhe, um ihm noch einmal Glück zu wünschen.

„Und jetzt, Team Hufflepuff mit Teamkapitän Cedric Diggory!"

Professor McGonagall hat die Kommentarstelle eingenommen, denn irgendwie waren die Kommentare von den Schülern bisher nicht wirklich konstruktiv.

Nichts rührt sich.

„Darf ich bitten, Team Hufflepuff!", sagt McGonagall nochmal. Wieder kommt Hufflepuff nicht aufs Feld. Was ist los?

Im Stadium macht sich Aufmerksamkeit breit. Ich sehe einen Hufflepuff Quidditchspieler, der an mir vorbei stürzt und auf McGonagall zusteuert. Ich sehe ihn energisch mit ihr tuscheln und Professor McGonagall macht ein besorgtes Gesicht.

Ich spitze meine Ohren, zum Glück sitze ich fast direkt neben ihnen.

„... ist er, hoffentlich ist ihm nichts zugestossen..."

„... wir suchen Cedric..."

Scheisse, scheisse, ja okay, VERDAMMTE SCHEISSE!

Wo ist Cedric? Ich schlage mich durch die Schüler, die ebenfalls aufgesprungen sind und renne aufs Schloss zu. Etwas ist ganz und gar nicht in Ordnung, etwas läuft verdammt schief.

Ich trete durchs Schlossportal und sehe mich panisch um. Mein Instinkt leitet mich hoch zum Astronomieturm, dort haben wir gestern Nacht gemeinsam den Nachthimmel bewundert.

Tatsächlich, meine Beine geben unter mir nach. Ich stütze mich an die Türklinke. Dort liegt mein Cedric, völlig blass und mit Blut verschmiert. Er hat etliche kleine Wunden am ganzen Körper und liegt in einer Lache seines eigenen Blutes. Um es einfach zu sagen: Er sieht aus wie eine Leiche oder wie jemand, der bald tot sein wird.

Der kalte Wind zerstört meine Frisur, aber bitte, das ist im Moment mein allerkleinstes Problem.

Ich war so im erstarrt wegen Cedrics Anblick, dass ich die Person nicht bemerkt habe, die über ihm kauert. Ich erkenne sie nicht, aber sie ist völlig schwarz angezogen.

Wie in Zeitlupe renne ich auf Cedric zu, stosse die Person mit aller Kraft von ihm weg und zücke meinen Zauberstab. Ich halte ihn zitternd in der Hand, während ich um Atem ringe.

„E-Ep.. Epis..", stottere ich und probiere vergebens einen Heilzauber auszuführen. Mit jeder Sekunde wird Cedric blasser. Nein, nein nein...

Die Person, die ich gerade weggestossen habe, rappelt sich auf und kommt auf mich zu. Ich höre die Schritte hinter mir, wage es aber nicht, mich umzudrehen. Ich bin wie gelähmt vor Angst.

Ein kräftiger Arm umfasst meine Taille und hebt mich langsam, aber zielgerichtet von Cedric weg. Ich schlage gewaltsam um mich und schreie: „DU MÖRDER, DU-!"

„Der Mörder rettet Ihrem Freund gerade sein erbärmliches Leben."

Oh. Oh.

Snape setzt mich ab, murmelt eine Beschwörung und die Wunden schliessen sich langsam. Das Blut verschwindet und Cedrics Gesichtfarbe ist nicht mehr ganz die einer Leiche.

Snape wendet sich mir zu.

„Und übrigens, ich bitte Sie mich nicht zu duzen."

Ist das sein verdammter Ernst? Cedric liegt immer noch halb tot am Boden und er beschwert sich deswegen? Sein kack Ernst?!

Snape schwenkt seinen Zauberstab und Cedric schwebt plötzlich in der Luft. Snape bewegt sich und hält den Zauberstab starr auf Cedric gerichtet, der vor ihm her schwebt.

„Kommen Sie oder wollen Sie hier den Regen geniessen?"

Stolpernd folge ich ihm. Wenn ich jetzt so darüber nachdenke, fällt mir auf, dass Snape mich bei meinen ähm.. kleinen "Problemen" getragen und nicht schweben gelassen hat.

Wahrscheinlich bin ich einfach viel leichter.

Mit immer noch zitternden Beinen folge ich Snape durchs leere Schloss in den Krankenflügel. Bald wird Hogwarts wahrscheinlich brechend voll sein.

Erst als Madame Pomfrey mir ein Bett zuteilt, wird mir bewusst, wie stark ich zittere. Ich bin bis aufs Knochenmark durchnässt, aber ich glaube nicht, dass dies der Grund für mein Zittern ist. Ich bekomme einen heissen Tee in die Hand gedrückt und Madame Pomfrey geht nach nebenan zu Cedric.

Ich hab den Tee zwar getrunken und frische Kleidung an, mir ist aber immer noch scheusslich kalt. Und was hilft besser dagegen als Körperwärme?

Ich schlüpfe unter dem weissen Vorhang durch, der zwischen unseren Betten ist. Dort liegt Cedric, ohnmächtig oder schlafend, ich weiss es nicht.

Ich krabble zu ihm ins warme Bett und drücke mich eng an ihn. Cedric grunzt und murmelt etwas von Waffeln mit Vanilleeis.

Ich schliesse die Augen und fühle Cedrics regelmässigen Herzschlag an meiner Brust. Irgendwann schlagen unsere Herzen synchron, aber dann bin ich schon längst eingeschlafen, eng zusammengerollt an Cedric.

Love PotionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt