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„Aber ich hab keinen Bikini..."

„Ist der nötig?", fragt Severus mit einem spitzbübischen Grinsen.

Ich nicke fest, sehr fest. Severus zückt seinen Zauberstab.

„Hast du irgendwelche Muster- oder Farbwünsche?", fragt er gelangweilt.

Ich schüttle den Kopf. Von mir aus kann es auch ein pinker Bikini mit Quitscheentchen sein. Hauptsache etwas, womit ich mich bedecken kann.

„Wie du wünschst", murmelt er und fuchtelt mit dem Zauberstab herum. Ein genau solches Exemplar, das ich mir gerade vorgestellt habe, liegt jetzt auf dem Tisch parat.

„Sollte deine Grösse haben, wenn es mich nicht täuscht."

Mit einem riesigen Satz springe ich auf und packe Severus an seinem T-Shirt.

„Raus. Aus. Meinem. Kopf."

Er lacht amüsiert, aber irgendwie merke ich, dass er meinen Geist verlassen hat.

Immer noch wütend sage ich: „Das machst du nie wieder."

Gemeinsam gehen wir los, überqueren ein riesiges Blumenfeld und verschwinden im abgelegenen Wald. Nach einiger Zeit werden die Vögel lauter, das Licht heller. Bald stehen wir auf einer wunderschönen Lichtung, vor uns ist ein kristallklarer See.

Ich gehe ein Stück in den Wald zurück, um mich umzuziehen. Der Bikini ist naja ... speziell. Ich ziehe ihn versuchsweise an, aber es sieht übel aus. Sehr übel.

Ich zücke meinen eigenen Zauberstab, richte ihn auf das Kleidungsstück und schon wird dieses Pechschwarz. Irgendwie habe ich einen Gefallen an dieser Farbe gefunden. Ich trete aus dem Gebüsch, mit dem Wissen dass Severus mich anstarrt.

Er selbst steht in einer ebenfalls schwarzen Badehose sprachlos da. Erneut sehe ich seine Bauchmuskeln, wende meinen Blick aber ab.

Mitten im See ist eine kleine, grüne Insel. Sie ist von Pflanzen überwuchert, sie wirkt so magisch.

„Wer zuerst bei der Insel ist!", ruft Severus und springt ins Wasser, während ich losrenne und ihm folge.

Das kalte Wasser ist herrlich. Ich beginne zu kraulen. Eigentlich kann ich nicht schnell schwimmen, aber diese Herausforderung kickt das Adrenalin durch meine Adern. Severus hat zwar einen Vorsprung, aber ich hole ihn locker auf. Ich drossle mein Tempo, damit ich neben ihm schwimmen kann. Gemeinsam erreichen wir die Insel.

„Das war umwerfend", sage ich.

Lachend klettern wir auf die Insel. Ich setze mich auf einen Felsen, der aus dem Wasser ragt und halte meine Füsse ins Wasser. Ein angenehmes Kribbeln erfüllt meinen Körper.

„Weisst du was?", fragt mich Severus nach einer Weile.

„Du erinnerst mich an jemanden, der mir einmal sehr wichtig war."

Ich weiss, dass er Lily meint, aber ich will alte Wunden nicht öffnen.

Stattdessen frage ich: „Wie war sie?"

„So wie du."

Wow. So kann ich sie mir perfekt vorstellen, lasse es aber mit den Nachfragen. Ich kenne Lily ja.

Ausserdem will ich die Harmonie nicht zerstören, alles ist so perfekt.

„Wir schaffen das mit dem Zeitumkehrer okay?", verkünde ich und probiere zuversichtlich zu klingen.

„Klar...", sagt Severus und sein Gesicht verdüstert sich für eine Sekunde.

Unter mir huschen hunderte von kleinen Fischen durch das Wasser. Sie vertreten alle Farben des Regenbogens. Dieser Anblick ist der schönste, den ich je gesehen hatte.

Plötzlich rutsche ich vom nassen, mit Moos bewachsenen Felsen und plumpse ins Wasser. Severus bekommt einen Lachanfall und auch ich muss lachen. Er gleitet von seinem Felsen um einiges anmutiger ins Wasser und dreht ein paar Runden um mich herum, während ich mich im Wasser treiben lasse und die Sonne auf meinem Gesicht spüre.

Plötzlich hört Severus auf, sich zu bewegen. Ich hebe meinen Kopf und mustere ihn fragend.

„Ist was?"

Er schüttelt den Kopf und gemeinsam schwimmen wir einmal um die Insel. Ein grosser Fisch streift mich und ich quieke erschrocken auf. Im nächsten Moment ist er verschwunden.

Das Sonnenlicht glitzert auf der Oberfläche des Sees, während die Sonne langsam im Horizont versinkt. Faszinierend schaue ich der Sonne zu, wie sie hinter einem Hügel verschwindet und die Nacht willkommen heisst. Sind wir jetzt wirklich schon so lange hier im See?

Ich spüre plötzlich jemanden hinter mir.

„Wunderschön."

Ich vermute, dass Severus den Sonnenuntergang meint, oder?

Langsam schwimmen wir zurück zum Ufer. Ich lasse mich platschnass in den Sand fallen und schaue in den Nachthimmel zu den ersten Sternen. Severus gesellt sich zu mir. Ich muss zugeben, dieser Tag ist einer der schönsten in meinem Leben. Besser kann er nicht werden.

Ich sehe den grossen und den kleinen Wagen und einige andere Sternbilder. Der Astronomieunterricht hat sich wohl gelohnt. Wenn man genau hinschaut, kann man sogar kleine Stücke der Milchstrasse erkennen, so klar ist diese Nacht.

Schweigend suche ich weiter nach Sternbildern.

„Lust auf ne zweite Runde?"

Ich bin mir sicher, dass meine Augen erfreut aufblitzen.

„Wer zuerst bei der Insel ist."

Schon rennt Severus los und springt ins Wasser.

Ich springe ebenfalls auf und sprinte ihm hinterher. Mit einem Freudenschrei tauche ich ins Wasser ein.

Und diesmal schaue ich nicht zurück.

Love PotionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt