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Vor mir steht wieder das hornlose Einhorn. Es trottet auf mich zu und wiehert. Ich verstehe, was es sagt.

Bist du zufrieden? Ich hab mich für dich geopfert, damit du deinen Wunsch erfüllen kannst. Schon ein bisschen egoistisch, wenn du mich fragst.

Das Einhorn verschwindet und Ron taucht auf.

„Da ist ja unsere perfekte Prinzessin, der alles in den Schoss fällt. Du hast mich ausgenutzt, du hast mich nie geliebt."

Rons Gesicht verzerrt sich und Cedric erscheint. Ich renne auf ihn zu, pralle aber von einer unsichtbaren Wand ab.

„Dein Ernst Hermine? Ich liebe dich und du..? Du vergnügst dich ja mit Professor Snape."

Snape taucht auf, er wiederholt die Worte, die ich schon einmal gehört habe.

„Sie sind nichts Besonderes Miss Granger. Sie sind eine stinknormale Schülerin, davon habe ich hunderte. Und Sie denken, Sie seien etwas Besonderes?"

Lily taucht auf.

„DU HAST MIR MEINEN BESTEN FREUND WEGGENOMMEN!", kreischt sie.

Sie verschwimmt und Sirius taucht auf.

„Bah Hermine, du stinkst wie Schniefelus. Du hättest mich haben können, aber nein, du hast dich für ihn entschieden. Du bist ekelhaft."

Meine Eltern erscheinen.

„Wir haben eine Tochter verloren. Du kommst nicht zurück."

Alle Gesichter tauchen wieder auf.

„Du kommst nicht zurück."

„Du kommst nicht zurück."

„Du kommst nicht zurück", wispern sie im Chor.

Schweissüberströmt fahre ich hoch. Ich klammere mich an die Person vor mir. Ich zittere, als hätte ich den Tod höchstpersönlich gesehen. Die Tränen rinnen über meine Wangen und ich schluchze laut auf.

„Pssst, alles ist gut.."

Ich erdrücke Severus fast, so fest klammere ich mich an ihn. Er macht aber keinen Mucks.

Ich erschauere. Durch das offene Fenster strömt kühle Luft hinein und auf meinem nassen Körper stellen sich die Härchen auf.

„Du bist ja eiskalt, du musst dich umziehen."

Aber ich schüttle den Kopf. Ich will jetzt nicht alleine sein.

Severus zieht seinen Pulli aus und reicht ihn mir.

„Hier, zieh den an."

Ohne zu überlegen schlüpfe ich aus meinem Oberteil und ziehe den aufgewärmten Pullover an. Es ist so dunkel, dass man nichts erkennen kann, aber von mir aus kann Severus mich auch nackt sehen.

Langsam beruhige ich mich, aber ich zittere immer noch gewaltig. Dieser Traum war so schrecklich.

Der Pullover riecht genau wie mein Amortentiatrank. Herrlich. Severus steht auf und ich will ihn daran hindern. Ich will nicht wieder allein sein. Bevor ich auch nur ein Wort sagen kann, hat Severus mich überraschend leicht hochgehoben und trägt mich zu seinem Bett.

„Heute schläfst du hier."

Er legt mich behutsam auf die eine Seite, während er auf die andere Seite des Betts krabbelt. Er zieht mich wieder eng an sich, meine Wange ruht an seiner nackten, warmen Brust. Ich weiss nicht, wieso ich das mache, ich kann aber nicht anders. Mit einem Finger fahre ich seine Bauchmuskeln entlang und geniesse die Berührung. Severus entspannt sich merklich. Ein leises Seufzen kriecht über seine Lippen.

Das Zittern hört langsam auf.

An Schlaf ist nicht zu denken. Ich geniesse die Wärme an ihm. Stunden lang liege ich wach und ich könnte schwören, dass Severus auch nicht schläft. Plötzlich wispert er etwas. Es ist so leise, dass ich es nicht verstehe. Ich richte mich auf und flüstere: „Wie bitte?"

Aber Severus Atemzüge werden gleichmässig, er ist eingeschlafen.

Ich wache durch die warmen Sonnenstrahlen auf meinem Gesicht auf. Ich bewege mich keinen Millimeter, ich will Severus nicht aufwecken.

Was mir nicht aufgefallen ist: Severus ist schon wach und beobachtet mich liebevoll. Ein Lächeln umspielt seine Lippen, als ich es bemerke.

„Guten Morgen Prinzessin."

Ich strecke mich und mummle mich wieder an ihn. Aber er steht auf und wieder kann ich seine umwerfenden Muskeln betrachten. Jetzt erkenne ich den Pullover: Pechschwarz mit einem roten Schriftzug:

Forever.

Wir gehen nach unten um zu frühstücken. Sein Vater und seine Mutter sind schon dabei. Ich setze mich zu ihnen, während Severus in die Küche verschwindet.

„Morgen", grüsse ich.

Der Vater, mir fällt jetzt sein Name ein, Tobias Snape, grunzt, während Severus Mutter mich freundlich begrüsst.

Diese Familie ist nicht besonders gesprächig.

Severus kommt mit Kaffee und zwei Schalen Müsli zurück. Ich ergreife die Kaffeekanne und giesse mir und Severus eine Tasse ein.

„Mr. Snape, wollen Sie auch Kaffee?", frage ich.

Severus wirft mir einen Blick zu der etwa bedeutet: Vorsicht.

Sein Vater betrachtet seine Kaffeetasse und lallt: „Dort ist Feuerwhisky drin, nix mit Kaffee."

Hastig esse ich mein Müsli leer und zusammen verschwinden Severus und ich im Schuppen. Mir fällt auf, wann immer wir dran weiterarbeiten, verdüstert sich Severus Stimmung.

Heute braut er den Zeitlostrank. Dazu benutzt er sein Halbblutprinzenbuch. Dieser Trank steht auf Seite 792. Auf der letzten Seite des Buches. Severus zerstösst das Horn zum Schluss und wirft den Staub in den Kessel. Dieser färbt sich durchsichtig mit einem leichten Blauschimmer. Der Trank ist fertig.

Vorsichtig tunkt Severus die Teilchen in den Kessel. Mit einem Zischen bekommen auch sie den Blauschimmer.

„Ich würde sagen, es ist praktisch fertig."

Kurz darauf lungern wir herum und hören Radio.

„Heute ist eine ganz besondere Nacht zum Sterne beobachten. Man kann sogar einige Planeten sehen. Warum schnappt man nicht einfach ein Zelt und geht raus campen?", sagt die Radiostimme.

„Warum machen wir das nicht einfach?", frage ich.

„Einverstanden."

Love PotionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt