29. Eine letzte Chance

2.6K 111 38
                                    

Hermine hatte die halbe Nacht lang wach gelegen und sich über den Slytherin den Kopf zerbrochen. Sie war am Abend nicht mehr aus ihrem Zimmer rausgekommen, sondern hatte sich nur irgendwann etwas Gemütliches angezogen und sich unter ihre Bettdecke gekuschelt.

Krummbein war glücklicherweise in ihrem Zimmer gewesen, sodass sie wenigstens nicht komplett allein gewesen war und jemanden zum kuscheln gehabt hatte. Nun lag sie allerdings wach in ihrem Bett und starte die weiße Zimmerdecke an.

Ihr Kopf war einerseits voller Gedanken und Fragen über alle möglichen Dinge, welche passiert waren oder hätten passieren können, aber andrerseits auch komplett leer. Sie fing einen Gedankengang an und verlor sich im nichts, bis sie sich fragte worüber sie eigentlich gerade nachgedacht hatte. So ging das schon die gesamte Zeit. Den ganzen Abend, die halbe Nacht, den ganzen Morgen.

Warum waren Herzensbrüche auch immer so beschissen? Man lag nur rum, aß ungesundes Zeug und weinte. Dann schrie man herum, tat so als ob einem das Ganze nichts ausmachen würde und endete am Ende doch wieder beim Weinen. Eine einzelne Träne stahl sich aus ihrem Augenwinkel. Dieser Idiot.

Warum hatte eigentlich jeder Typ irgendeine Macke? Bei einem erkannte man diese sofort, bei anderen kam sie erst raus, wenn es zu spät war und beim Rest wartete man so lange auf eine, bis man dachte es gäbe keinen Haken, nur um am Ende doch wieder verletzt zu werden.

Weiter in ihre Gedanken vertieft, vernahm die Brünette auf einmal ein Klopfen, welches von ihrer Tür kam. „Hermine, mach auf", ertönte die tiefe Stimme des Blonden. „Wenn du nicht mit mir reden oder mich sehen willst ist das okay, aber lass mich dir erst etwas zeigen. Wenn du mich danach immer noch hassen willst, ist das in Ordnung."

Er dachte sie hasste ihn? Naja, in gewisser Weise tat sie das ja, aber es verletzte sie irgendwie, dass er glaubte sie würde ihn wieder verabscheuen. Sie setzte sich auf. Sie würde ihm diese letzte Chance geben ihr diese bestimmte Sache zu zeigen. Was auch immer das seien sollte.

Die Gryffindor stand aus ihrem Bett auf und warf einen kurzen Blick in den Spiegel, nur um festzustellen, dass an ihrem Aussehen nichts mehr zu retten war. Ihre Haare standen in alle Richtungen ab, ihre Nase und Augen waren rot geschwollen und sie wirkte in der grauen Jogginghose und dem großen Pullover ziemlich bemitleidenswert. Na super, jetzt konnte sie ihm nicht einmal vormachen, dass ihr das Ganze nichts ausmachen würde.

Nach einem letzten unzufriedenen Schnaufen lief sie schließlich zur Tür und öffnete diese. Vor dieser stand Draco in einer schwarzen Jeans, weißem Pulli und natürlich wie immer makellos aussehend. Na super, jetzt fühlte sie sich noch mitleidiger. Ihm machte das ganze wohl, wie zu erwarten, überhaupt nichts aus.

Der Blonde lächelte zaghaft. „Komm mit", sagte er ruhig und lief voraus, die Treppe hinunter, in den Garten. Er sah vielleicht unbekümmert aus, aber in Wirklichkeit war es ganz anders. Er wunderte sich selbst, dass man ihm den Schlafmangel nicht ansah, aber er war froh darüber.

Er hatte die halbe Nacht wach gelegen und nicht einschlafen können. Auch wenn er sich immer wieder eingeredet hatte, dass ihm das Ganze nichts ausmachte und er überhaupt nicht so viel für Hermine empfand wie sein Herz ihm einreden wollte, hatte ein Teil seines Gehirns doch starke Zweifel gehabt ihm diese Ansicht zu glauben.

Und wenn er ehrlich war, wusste er auch, dass das Ganze Schwachsinn war. Er hatte noch nie solche Gefühle für jemanden gespürt, aber war sich sicher diese nie wieder verlieren zu wollen. Es fühlte sich gut an in der Nähe der Gryffindor zu sein. Er war irgendwie automatisch glücklich.

Die kleinsten Gesten oder Momente konnten ihn zum Lächeln bringen und sein Herz anschwellen lassen. Egal, ob es ihre süßen Sommersprossen, eine verirrte Strähne, welcher ihr im Gesicht hing oder ihr vor Freude funkelnden Augen waren. Das Glück, welches ihn in diesen Momenten durchflutete, wollte er auf keinen Fall mehr missen müssen. Er hatte nur noch diese eine Chance sie zurück zu gewinnen, ansonsten hätte er sie verloren.

Der Slytherin öffnete die Terrassentür und trat heraus in die kalte Herbstluft. Hermine folgte ihm langsam und schlang die Arme um ihren Körper, um sich etwas vor der Kälte zu schützen. Am Ende der Terrasse blieb Draco stehen und wartete darauf, dass die Brünette es ihm gleichtat.

Als die Gryffindor in den Garten blickte viel ihr eine silberne Schüssel auf, welche, etwas fehl am Platz, mitten auf der gefrorenen Wiese stand. Sie war mit Wasser gefüllt, welches zu Eis erstarrt war, und beinhaltete ein Stück Pergament. Bei genauerem Hinsehen konnte sie das Wort ‚Hölle' entziffern, welches von provisorisch gemalten Flammen umzingelt war.

Sie war sprachlos. Natürlich wusste sie was das ganze darstellen sollte, auch wenn es an Kreativität keine Höchstleistung war. Aber sie konnte es nicht glauben. Sie hätte niemals gedacht, dass der Blonde sich noch daran erinnern würde, geschweige denn überhaupt versuchen würde sie aufrichtig um Entschuldigung zu bitten. Aber er tat es.

„Es tut mir leid Hermine. Ich wollte dich nicht verletzten und ich weiß es war dumm, dass ich Blaise belogen habe - was im Übrigen nicht geklappt hat, er hat mich durchschaut – aber ich will keine andere als dich. Diese ganzen Tussis die mir nur wegen meines Geldes oder Aussehens hinterherlaufen brauche ich nicht. Die sind fast alle strunz dumm und sagen zu allem nur ja und ahmen. So jemand brauche ich nicht. Ich brauche dich.

Du hast deinen eigenen Kopf und lässt dir ganz sicher nichts sagen. Du hast eine Menge Temperament, was mir auch manchmal etwas Angst macht, muss ich gestehen. Du bist wahrscheinlich der schlauste Mensch den ich kenne, aber trotzdem gibst du niemandem in deiner Nähe das Gefühl dumm oder weniger Wert zu sein. Du bist aufmerksam und immer für deine Freunde da, auch wenn sie mal Scheiße bauen. Und noch dazu bist du wunderschön. Deine wirren Locken sind wie deine eigene Löwenmähne und zeigen jedem der es mit dir aufnehmen will, dass er sich in Acht nehmen sollte. Deine Augen funkeln, wenn dich etwas inspiriert und die kleinen goldenen Tupfen darin wirken, als wenn sie aus Gold bestünden. Ich könnte dich den ganzen Tag einfach nur ansehen, ohne auch nur eine kleinste Macke zu finden. Du bist perfekt. Perfekt für mich.

Für mich ist diese ganze Situation mit den Gefühlen und so neu, aber ich will es mit dir versuchen. Ich weiß ich bin nicht einfach und mit mir auszukommen ist es bestimmt auch nicht, aber ich will nicht mehr ohne dich. Auch wenn ich noch nie zuvor in ein Mädchen verliebt war oder weiß wie diese ganze Beziehungsgeschichte funktioniert. Hermine, ich brauche dich ", sprach der Blonde aufrichtig und sah ihr hoffnungsvoll entgegen, ehe er etwas schief grinsend noch hinzufügte: „Außerdem hast du mir im Schwimmbad gesagt, dass du mich erst küssen würdest, wenn die Hölle zufriert. Naja, ich denke du müsstest dein Versprechen jetzt einlösen."

Hermine entfloh ein amüsierter Laut, ehe sie mit glänzenden Augen den Kopf schüttelte. „Du verdammter Idiot", flüsterte sie lächelnd, ehe die sich auf die Zehenspitzen stellte, seinen Kopf zu sich hinunter zog und seine Lippen mit ihren verschloss.

Der Kuss war sanft. Voller Emotionen und Gefühlen. Zerbrechlich. So wie eine letzte Chance, die, wenn man sie nicht nutzen würde, in einem Haufen zerbrochener Scherben enden würde. Draco legte seine Hände auf die Hüften der Brünetten und zogen sie noch ein Stückchen näher zu sich, ehe sie sich voneinander lösten.

Sie sahen sich Lächelnd entgegen. „Du hast Glück, dass ich meine Versprechen einhalte", sprach Hermine schließlich ruhig. „Verdammtes Glück", entgegnete der Slytherin, ehe er sich einen weiteren Kuss stahl. Dieser war allerdings nicht so zerbrechlich wie der letzte. Er war bestimmend. Entschlossen. So, als hätten sich gerade das Versprechen gegeben nie mehr ohne einander zu sein. Naja, eigentlich hatten sie das ja auch.

„Sollen wir wieder reingehen?", fragte der Blonde, als die Wärme des Kusses verflog und ihm auffiel, dass die Gryffindor zu frieren begann. Sie trug lediglich Socken und stand mit ihm im Garten, wo es gerade mal 2°C waren. „Aber nur wenn ich einen Kakao alla Hermine bekomme", erwiderte die junge Hexe schmunzelnd. „Wie könnte ich meiner Freundin denn so einen Wunsch abschlagen?", grinste der Slytherin, ehe er ihre Hand ergriff und mit ihr in die Küche verschwand.

Hermines Herz machte einen kleinen Hüpfer, als Draco sie zum ersten Mal seine Freundin nannte. Es war wohl nun offiziell. Draco Malfoy und Hermine Granger waren ein Paar.

--------------------------------

OMG!!! Vielen Dank für über 20.000 Reads!!!🤯🤯🤯❤❤❤

The Muggle-ProjectWo Geschichten leben. Entdecke jetzt