2. Kapitel

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Er trinkt etwas Kaffee und wartet geduldig auf meine Antwort. „Du hast es mitbekommen." – „Was meinst – den Kuss.", bemerkt er im gleichen Augenblick und ich nicke ertappt. „Eigentlich hat er mich sogar zwei Mal geküsst.", gebe ich zu. „Das ist mir neu.", sagt er nur. „Stört es dich nicht?", frage ich verwundert und obwohl ich glücklich darüber sein sollte, dass er offenbar nicht wütend ist, versetzt es mir einen Stich, wie wenig es ihm anscheinend gegen den Strich geht. Wäre es andersherum, wäre ich rasend vor Wut. Niemand soll Harry küssen können. Oder dürfen. Nur ich. Ich allein habe dieses Privileg und ich kann mir nicht vorstellt, dass ich ruhig bleiben könnte, wenn jemand Harrys Lippen kostet. Scheiße, niemals wäre ich so entspannt, wie er es jetzt gerade ist.

„Es stört mich, dass er dich geküsst hat, aber du hast mir doch gestern schon gesagt, dass der Kuss nur einseitig von ihm aus war, oder?" – „Habe ich?" Er schmunzelt und nickt. „Gestern, als du im Badezimmer auf dem Klodeckel mit der Zahnbürste im Mund gesagt hast, dass du mich gerne küssen möchtest." – „Oh" – „Du weißt das nicht mehr.", stellt er fest. „Nicht so genau. Nur das wir im Bad waren.", erwidere ich ehrlich. „Dann bist du nicht sauer?" – „Zumindest nicht auf dich. Auf Noah irgendwie schon, immerhin hat er meinem Freund seine Zunge in den Hals gesteckt, aber er wusste ja nicht, dass du vergeben bist. Und du bist verdammt attraktiv, also kann ich ihm nicht verübeln, dass er dich anziehend findet. Es gefällt mir zwar nicht, aber ich kann es nachvollziehen.", schmunzelt er und wieder merke ich wie mein Gesicht etwas wärmer wird. Verdammter Mist, das soll aufhören!

„Was hast du vor? Also was Noah betrifft?" – „Ich weiß nicht. Ich habe nicht damit gerechnet, dass das passiert." – „Er hätte ruhig mal erwähnen können, dass er eine offene Beziehung führt.", meint Harry dann. „Dann hätte ich ihn nicht so mit dir flirten lassen." – „Ich wusste nicht, dass es flirten ist.", beteuere ich. „Weiß ich.", nickt er. „Ich bin davon ausgegangen, dass es so ist, weil ihr euch so lange nicht gesehen habt, nicht weil er offenbar doch noch etwas von dir will.", erklärt er. „Ich will nichts von ihm, nur von dir.", antworte ich. „Da bin ich ja beruhigt.", grinst er und drückt mir einen kurzen Kuss auf die Lippen, der jedoch vollkommen ausreicht, um meinen Verstand wieder durcheinander zu bringen.

„Wieso haben alle anderen bemerkt, dass es Flirten war?", frage ich Harry danach unsicher. Er seufzt. „Es war ziemlich offensichtlich. Zumindest wenn man weiß, dass ihr beide auf Männer steht." – „Das wissen sie aber nicht. Zumindest nicht von mir.", widerspreche ich ihm. Er nickt. „Schon, aber Noah war nicht gerade unauffällig. Er hat mit dir geflirtet und ich denke jeder andere aus deinem Team hätte ihm sofort klar gemacht, dass das nicht geht. Du aber nicht, du warst einfach höflich und außerdem seid ihr ja Freunde. Oder nicht?" – „Ich weiß es nicht. Ich dachte es zumindest bis gestern Abend.", erwidere ich schulterzuckend.

 „Mach dir keinen Kopf deswegen. Ich bin nicht wütend und die anderen wissen nicht, was da geschehen ist." – „Bis auf Liam und Zayn. Und außerdem hast du es nie gut gefunden, wenn ich mich mit ihm getroffen oder unterhalten habe.", erinnere ich ihn, aber Harry winkt ab. „Das ist doch schon geklärt.", dann hält er kurz inne. „Und ich mochte es nicht, weil ich wollte, dass du das mit mir machst, anstatt mit ihm. Wenn du dich mit mir so in der Öffentlichkeit blicken lassen würdest, hätte ich nichts dagegen, wenn du dich mit ihm unterhältst, wenn alle es sehen.", erklärt er mir und ertappt sehe ich einen Moment lang zur Seite.

„Wann fährt er wieder?", möchte ich dann wissen. „Die Kampagne ist vorbei, das bedeutet doch eigentlich, dass Noah wieder nach New York zurück geht, oder nicht?" – „So ganz vorbei ist die Kampagne noch nicht. Sie muss noch ausgewertet werden, einmal jetzt in naher Zukunft und dann noch einmal wenn etwas mehr Zeit vergangen ist.", bedenkt Harry. „Aber ich glaube nicht, dass er beim nächsten Auswärtsspiel noch dabei sein wird. In vier Tagen ist das Spiel in Dallas." Ich nicke verstehend. Maximal also noch drei Tage, denn wir werden über Nacht nach Dallas reisen.

„Haben Liam und Zayn dir geschrieben?" – „Nur Zayn.", antworte ich und zeige ihm die Nachricht. „Klingt doch ganz gut." – „Mhm, vielleicht. Keine Ahnung." Harry nimmt mir mein Handy aus der Hand und legt es weg. „Du hast erst morgen wieder Training. Denk so lange nicht darüber nach." – „Wie soll das bitte gehen? Immerhin könnte ich noch heute die Nachricht bekommen, dass ich zum nächsten Training gar nicht mehr antreten brauche!", widerspreche ich ungewollt laut. „Fuck.", murmle ich und fahre mir mit beiden hängen durch die Haare. „Sie werden nichts sagen." – „Das kannst du nicht mit Sicherheit sagen. Und vielleicht hat es einer der anderen ja mitbekommen. Wenn es Gibson oder Duckie gesehen haben, bin ich geliefert!" – „Das ist dein Kopfkino. Keiner hat etwas gesehen. Nicht einmal Ian und der war mit Ellie sogar kurz draußen." – „Er war was?" – „Die zwei haben sich nur einen Uber gerufen, reg' dich nicht auf.", erklärt er sofort. Die zwei Wissen genauso wenig wie der Rest deines Teams. Ich will es ihm glauben, aber dutzende Szenarien schwirren in meinen Gedanken umher, in denen es doch schon die Runde gemacht hat, dass ich nicht hetero bin.

„Lou, sieh mich mal an.", bittet er und dreht meinen Kopf mit einer Hand an meiner Wange vorsichtig zu sich. „Du wirst Eishockeyspieler in Tampa bleiben. Wahrscheinlich stehst du in zehn Jahren noch auf dem Eis. Deine Karriere ist noch lange nicht vorbei! Du bist nicht umsonst gerade erst in die erste Reihe versetzt worden.", stellt er klar. „Danke.", antworte ich ehrlich. Er lächelt. „Gerne."

Wenig später stellt er das leere Tablett weg. „Geht es dir jetzt besser, nachdem du etwas gegessen hast?", fragt er. „Ja, schon. Aber ich möchte im Bett bleiben. Du musst doch heute nicht arbeiten, oder?" Harry winkt ab. „Und wenn schon. Ich habe so viele Überstunden, dass ich auch einen Tag mal frei nehmen kann. Zufrieden lächle ich und sehe wieder auf seine Lippen. „Küss mich doch einfach.", grinst er und ertappt sehe ich wieder einige Zentimeter höher. „Arschloch." – „Dir geht es offenbar wirklich wieder besser.", stellt er trocken fest. „Nicht genug, als dass ich das Bett verlassen würde.", erinnere ich ihn. „Aber gut genug, um mich zu küssen?", fragt er grinsend und ich nicke. „Auf jeden Fall. Das geht immer.", antworte ich. „Das merke ich mir.", lacht er, bevor er sich zu mir lehnt und mich küsst.

Ich lasse mich zurück in die Kissen sinken und ziehe ihn mit mir. Der Kuss endet nicht, im Gegenteil, er wird intensiver und Harry stützt sich mit einem Unterarm neben meinem Kopf ab. Meine Finger gleiten durch seine weichen Haare, seinen Nacken und tanzen über seinen Rücken. Himmel, ich liebe seinen Rücken. Ich spüre die angespannten Muskeln unter der Haut, merke wie sie sich bewegen, als er sein Gewicht verlagert, ein mein zwischen meine schiebt und sich an mich drückt. Mit der freien Hand streicht er über meinen Oberkörper, meine Seite hin zu meiner Hüfte. Eine Gänsehaut macht sich auf mir breit und mein Herz schlägt immer schneller. Alle Sorgen und Zweifel, die vor einigen Augenblicken noch meine Gedanken eingenommen haben, verschwinden nach und nach und ich fokussiere mich immer mehr auf meinen heißen Freund, der mich mit jedem einzelnen Kuss mehr und mehr verführt. Seine Finger tauchen unter den Bund meiner Shorts, reizen mich minimal und ich seufze auf.

„Immer noch verkatert?" – „Ich hab gehört, Sport soll da helfen.", antworte ich nur schmunzelt und küsse ihn wieder. Seine Hand wandert wieder etwas höher und kurz danach liegt sein Arm um meinem Rücken. Er küsst meine Wange, meinen Kiefer und meinen Hals. Immer wieder saugt er hier und da leicht an meiner Hand und seufzend lege ich den Kopf zur Seite. Ich kann von diesen Berührungen nicht genug bekommen. Ich bin ihm was das angeht vollkommen ausgeliefert und könnte nicht einmal, wenn ich es wollte, etwas dagegen tun. Genießend streiche ich über seinen Rücken und seinen Nacken. Harry drückt sich immer wieder gegen mich und ich spüre, dass es ihn selbst ebenso wenig kalt lässt, wie es mich tut. „Love...", murmle ich ergeben und er küsst die andere Seite meines Halses und meiner Schultern. 

„Wir haben Zeit.", erinnert er mich. „Ausnahmsweise haben wir alle Zeit der Welt, ich möchte das genießen.", bittet er und ich nicke zustimmend. Himmel, dieser Mann ist wunderbar. Er küsst meinen Oberkörper entlang, berührt meinen Körper und zupft zwischendurch immer wieder an dem Bund meiner Shorts. „So wunderschön.", flüstert er gegen meine V-Linie. Zaghaft zieht er den Stoff Stück für Stück weiter hinab, verteilt Schmetterlingsküsse überall auf meiner Hüfte und wandert nach und nach weiter zu meiner Mitte. 

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Was denkt ihr über all das? Meint ihr, Louis wird deswegen noch etwas unternehmen, oder lässt er die Sache mit Noah auf sich beruhen?

Love, L 

Lightning Strikes TwiceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt