43. Kapitel

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„Love?", frage ich erneut, diesmal ruhiger und mein Bein zuckt unruhig. Ich habe mich in die Küche verzogen und mich auf die leere Arbeitsplatte gesetzt. Ich saß früher oft auf der Arbeitsplatte in unserem alten Zuhause, als Mum gekocht hat und ich nicht fernsehen durfte. Harry schweigt einen Moment. „Äh... Harry?", fragt Drew nun auch skeptisch.

„Ich weiß, was wir machen.", murmelt er erneut und atmet vermutlich anschließend tief ein und wieder aus. „Morgen Abend britischer Zeit ist eine Spendengala in London." – „Eine Gala?", fragt Kenny verwirrt. „Und das soll uns helfen?" – „Wird es. Louis wird dort als Überraschungsgast sein. Wie es der Zufall will, werden dort alle möglichen Stars auftauchen: Sänger, Schauspieler und auch Sportler. Wir werden es so aussehen lassen, als wäre es von langer Hand geplant worden, dass Louis dort überraschender Weise auftauchen wird. Die Spenden gehen an verschiedene Hilfsorganisationen auf der ganzen Welt, unter anderem für einige Organisationen, die sich für Gleichberechtigung einsetzen. Da Lightning vor kurzem erst eine entsprechende Kampagne groß aufgezogen hat, werden wir es damit in Verbindung setzen." – „Das bedeutet was?", frage ich, nicht genau wissend, was dabei auf mich zukommen wird.

„Du wirst Spenden, eine Menge.", seufzt Harry. „Wie viel heißt eine Menge?", möchte Kenny wissen. „Eine, vielleicht zwei Millionen. Das wird bei dieser Gästeliste das Mindeste sein. Die meisten werden wohl einen siebenstelligen Betrag springen lassen.", erklärt Harry. „Und das ist morgen?", möchte ich wissen. Harry seufzt. „Ja, das bedeutet du muss morgen früh nach London fahren, tut mir leid." – „Es... es ist okay, denke ich.", erwidere ich mit dutzenden Gedanken in meinem Kopf. „Es ist gut.", korrigiert Drew mich einen Augenblick später. „Wir werden die Story sowohl dem Team, als auch dem Vorstand erzählen können. Die Verletzung war deswegen vorgeschoben, damit niemand skeptisch wird, dass du auf den Spielen gefehlt hast. So konntest du unbemerkt nach London reisen, um dort Lightning zu repräsentieren und ein Statement zu setzen."

Ich lasse mit den Plan durch den Kopf gehen. „Ich denke... das könnte funktionieren.", meine ich dann zögerlich. „Es ist unsere einzige Chance. Ich kenne dort jemanden, der dich auf die Gästeliste setzen kann. Ein Hotel buche ich dir gleich, hast du einen Anzug mit?" – „Nein." – „Dann brauchen wir also auch ein Outfit, aber das bekomme ich hin." – „Bist du nicht eigentlich nur der Presse-Manager?", fragt Drew dazwischen. „Möchtest du etwa noch mehr Leute über die Situation aufklären?", entgegnet Harry trocken. „Nein, bitte nicht.", grätsche ich dazwischen. „Ich werde das regeln.", versichert Harry mir und den anderen beiden.

„Louis, ich weiß nicht, wie lange die Gala genau geht, deswegen werde ich direkt zwei nächste in London buchen.", überlegt mein Freund und tippt etwas in seinen Laptop. „Es tut mir leid, dass du weniger Tage bei deiner Familie hat, aber ich glaube, es ist das sinnvollste, was wir spontan machen können.", seufzt er. Ich schüttle den Kopf und antworte: „Es ist das beste, Love. Ich kann danach noch ein paar Tage in Doncaster bleiben und komme zum Spiel gegen St. Louis zurück. Und um ehrlich zu sein, habe ich meine Karriere schon wieder am Nagel hängen sehen." – „Oh nein, dazu lasse ich es so schnell nicht kommen.", widerspricht Harry mir sofort und ich lache. „Gut zu wissen, Love. Du bist der Beste." – „Sag mir das noch einmal, wenn alles geklappt hat und du ohne weitere Zwischenfälle wieder bei mir bist." – „Werde ich, versprochen.", erwidere ich lächelnd und merke erneut, wie sehr ich ihn liebe.

„Kann ich noch einen Moment, mit Louis alleine sprechen?", fragt er kurz darauf Drew und Kenny. „Sicher, sagst du Bescheid, wenn alles in trockenen Tüchern ist?" – „Natürlich." Ich warte einen Moment und kurz darauf höre ich, wie die Tür geschlossen wird. Bevor ich allerdings etwas sagen kann, legt Harry auf. Bitte was? Bevor ich mich fragen kann, was los ist, kommt ein Videoanruf rein.

„Hey.", lächelt Harry in die Kamera und stellt sein Handy auf seinem Schreibtisch ab. „Hallo, Haz.", antworte ich und mustere ihn. „Du siehst müde aus." – „Mir geht es gut, keine Sorge." Ich seufze. „Ich habe dich viel zu früh aus dem Bett geworfen." – „Du hast mich genau zur richtigen Uhrzeit angerufen, Louis. Außerdem habe ich dir doch gesagt, du kannst mich immer anrufen, wenn etwas ist und heute ist definitiv etwas gewesen, dass man nicht einfach ignorieren konnte.", entgegnet er.

„Danke, dass du mir den Arsch gerettet hast.", grinse ich. „Deinen Arsch würde ich immer retten.", erwidert er verschmitzt lächelnd. „So meinte ich das zwar nicht, aber gut zu wissen.", grinse ich und er zuckt mit den Schultern. „Dein Arsch ist anbetungswürdig, wer wäre ich schon, mich nicht darum zu kümmern." Ich lache glücklich. „Wenn das so ist, freue ich mich darauf, bald wieder bei dir zu sein." – „Das heißt, im Flugzeug wirst du wieder schlafen?" – „Ich werde es versuchen. Immerhin habe ich danach ein Eishockeyspiel." Provokant sehe ich ihn an. „So lange willst du mich warten lassen?" – „Wir haben in St. Louis keine eigene Loge, in die wir uns verziehen können.", erinnere ich ihn. „Oh, ich werde dich in dieser Loge definitiv noch vögeln.", sagt Harry daraufhin auf einmal und erstaunt sehe ich ihn an. 

„So, wirst du das?" – „Oh ja, am besten vor einem Spiel. Dann wirst du die ganzen 60 Minuten Spielzeit spüren, was wir davor gemacht haben." – „Fuck, Harry." – „Und ich werde dich dort vögeln, wenn niemand in der Arena ist." – „Red' weiter." – „Ich will dich gegen die Scheibe der Loge drücken, die Eisfläche zu unseren Füßen und dich so hart nehmen, dass du es noch Stunden danach spüren wirst, während des Training oder des Spiels. Oder während beidem." – „Und wer sagt, dass ich dich nicht vögle?" – „Oh, das können wir auch sehr gerne mal machen.", lächelt er scheinheilig. „St. Louis. Du wirst die ganze Nacht nicht schlafen.", verspreche ich ihm. „Ich werde ich die ganze Nacht nehmen." – „Hatten wir das nicht schon einmal? Versprich nichts, was du nicht halten kannst. Vergiss nicht, wie geschafft du nach den Spielen bist." – „Wir können es auch gerne in den Flieger verschieben." – „Verdammt, Louis!" – „Ja, bitte?" Er fängt an zu lachen. „Du bist zu versaut!" – „Als würde dir das nicht gefallen."

Harry schweigt einen Moment und ich grinse zufrieden. „Du bist hart." – „Ach, halt die Klappe." Ich lache und nehme mir vor, ihn später noch einmal anzurufen, wenn ich schlafen gehe. „Ich organisiere so viel für dich und du lachst mich als Dank aus?", fragt er wütend, aber ich sehe ihm an, dass es nicht echt ist. „Ich werde mich revangieren. Du hast mein Wort.", antworte ich versöhnlich. „Davon gehe ich aus.", nickt er.

„Okay, aber jetzt im Ernst. Ich schicke dir später die Hotelbuchung per Mail und auch deinen Einlasspass. Du hast doch einen Drucker bei dir?" – „Äh, ich gehe mal davon aus.", antworte ich. „Sonst drucke ich es morgen Vormittag kurz im Hotel aus." – „Okay. Ein Stylist wird dann morgen Mittag kommen und dir einen Anzug bringen. Wann der Chauffeur dich zur Gala einsammelt, schreibe ich dir noch, den muss ich noch buchen." – „Ich liebe dich." – „Ich dich auch, Lou.", lächelt er und braucht offenbar einen Moment, um seine Gedanken wieder zu ordnen.

„Also... uhm... ach ja, du bist dann dort, um Lightning zu repräsentieren, das bedeutet auch, dass du dich in Interviews und auf dem roten Teppich entsprechend verhalten musst." – „Und das heißt?" – „Dass du aktiv Stellung beziehen wirst; du wirst sagen, dass du dort bist, da dir die Idee der Gala gut gefällt und du es toll findest, wie viele verschiedene wichtige Anliegen durch die Hilfsorganisationen gefördert werden. Du sagst, dass dir Gleichberechtigung wichtig ist, dass Lightning sich bereits klar positioniert hat und dass Diskriminierung nirgendwo Platz finden dürfte." – „Das ist ja auch so.", antworte ich ihm. „Mir ist klar, dass du das denkst, aber du musst es in verschiedene Kameras sagen, vergiss das bitte nicht. Du wirst ohne mich dort sein, aber du kannst das." Ich nicke und merke, dass ich nervös werde. Klar, es jetzt zu Harry zu sagen, ist einfach, aber vor aller Welt Stellung zu beziehen und eine klare Meinung anzudrücken, ist es anderes Kaliber.

„Das wird nicht allen aus dem Team gefallen." – „Definitiv nicht.", seufzt Harry. „Aber abgesehen davon, dass es ein gutes Alibi ist, ist die Gala sehr wichtig. Das Geld wird einiges bewirken und du wolltest dich doch sowieso in diesem Bereich engagieren." – „Schon, aber...", ich halte inne. „Nein, du hast recht. Das wollte ich machen und das möchte ich auch immer noch. Nur, dass ich morgen dafür nicht meine Ausrüstung verkaufen werde." Ich starre die Schultern und einen Moment später mustere ich Harry verwundert. „Was ist?" – „Was meinst du?" – „Du schaust so... ich weiß auch nicht." – „Ich freue mich, dass du dazu stehst.", antwortet er mich. „Ich bin stolz auf dich." Ich schüttle den Kopf. „Noch habe ich es nicht über die Bühne gebracht." – „Aber das wirst du und ich bin sicher, du wirst wunderbar sein." Glücklich sehe ich ihn an. Ich habe so ein Glück, ihn an meiner Seite zu haben. „Kannst du mir das morgen Abend noch einmal sagen?", frage ich unüberlegt. „Werde ich. Ich versuche mir die Gala anzuschauen."

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Meint ihr, Harrys Plan wird funktionieren? Wird Louis das alles hinbekommen und werden die Leute und das Team es glauben? 

Love, L 

Lightning Strikes TwiceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt