47. Kapitel

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„Sie müssen der Eishockeyspieler sein.", begrüßt mich eine junge Frau. „Äh... ja, Louis Tomlinson, hi." – „Oh, ihre Schwester hat erzählt, wer Sie sind.", meint der Mann zu ihrer Linken. Verwundert sehe ich Lottie an. „Was ist? Du warst nicht hier und ich bin einer der wenigen, nicht berühmten Menschen hier. Ich habe nur gesagt, dass ich mit dir hier bin." – „Oh, ach so.", sage ich schnell und nicke verstehend. „Ich bin Molly und das ist Rick.", stellt sie sich vor. „Oh, und wir sind nicht verheiratet.", fügt sie schnell hinzu. „Darf ich Sie fragen, wer Sie sind? Also was sie beruflich machen?" – „Sicher, wir sind Schauspieler.", antwortet sie mir. „Dann habe ich Sie bestimmt schon einmal irgendwo gesehen, Sie kommen mir bekannt vor.", erwidere ich, aber mir will partout nicht einfallen, welcher Film oder welche Serie es war.

„Sie ist das neue Gesicht einer Parfum-Kampagne.", hilft Lottie mir auf die Sprünge. Die Plakate sind überall in London zu sehen." – „Oh, das kann sein." – „Und bald kommt mein neuer Film in die Kinos – nicht, dass ich hier Werbung machen würde.", antwortet sie und ich lache. „Solange der auch in den USA läuft, werde ich ihn mir gerne anschauen." – „Sie spielen für Tampa Bay Lightning, oder?", fragt Rick daraufhin und ich nicke. „Ja, genau. Inzwischen ist es schon die dritte Saison." – „Und Sie sind extra hergeflogen?" Molly sieht mich überrascht an. „Äh... ja, bin ich." – „Ein ganz schöner Aufwand, für einen Abend." Ich zucke mit den Schultern. „Ich weiß nicht, ob man es hier in England mitbekommen hat, schließlich ist die NHL hier nicht unbedingt Thema Nummer eins, aber Lightning hat vor einigen Wochen erst eine große Kampagne für mehr Akzeptanz hinsichtlich der ganzen LLBTQ-Thematik im Sport gemacht. Unser PR-Manager hat vorgeschlagen, dass einer von uns Spielern herfliegen könnte, um Tampa zu repräsentieren." Die Lüge geht mir immer leichter über die Lippen. „Und da hat es sich angeboten, dass ich es sein würde. Ich bin schließlich aus England und habe so direkt die Gelegenheit, meine Familie zu sehen."

„Ich wusste es.", grinst Molly. „Sie sind kein Amerikaner, nicht mit diesem Akzent." – „Nein, ich bin aus Doncaster.", lache ich. „Man hört inzwischen aber schon raus, dass du nicht mehr Zuhause wohnst.", merkt Lottie an. „Du brauchst dir erst Sorgen zu machen, wenn ich Amerikanisches Bier besser finde, als britisches und Kaffee Earl Grey bevorzuge.", erwidere ich. Lottie schmunzelt. „Das wird niemals passieren.", erwidert sie, wissend, dass ich mir regelmäßig britischen Tee zuschicken lasse. Ich muss daran denken, mir hier noch welchen zu kaufen und in meinen Koffer zu tun.

„Klingt fast so, als würden Sie nach Ihrer Karriere dort, zurück nach England ziehen.", meint Rick. Ich zucke mit den Schultern. „Ich weiß noch nicht. Zum einen hoffe ich natürlich darauf, dass ich noch einige Jahre in der NHL spielen kann und zum anderen ist es nicht nur davon abhängig." – „Eine Frau?", fragt Molly lächelnd und ich halte inne. Ich hätte mir denken können, dass sie zu dieser Schlussfolgerung kommt, aber das habe ich nicht. „Äh... nein.", antworte ich zögerlich. Sie sieht zu Rick. Dieser schweigt einen Moment lang und mustert mich. „Uhm... ich habe keine Frau und auch keine Freundin.", wiederhole ich. „Tragen Sie deswegen den Regenbogen-Pin?" – „Was?" – „Oh, Sie sind mit einem Mann verheiratet?", fragt Molly überrascht, aber erfreut.

„Was? Nein!", antworte ich schnell und schüttle den Kopf. „Nein, bin ich nicht. Definitiv nicht. Ich trage den, als Zeichen der Unterstützung und als Statement. Aber das bedeutet doch nicht direkt, dass ich schwul bin!", betone ich und zwinge mich, ruhiger zu werden. Wenn ich mich jetzt aufrege und laut werde, ist es nur durchschaubar, dass ich lüge, wie gedruckt. „Ich finde, gerade im Sport ist Diskriminierung noch viel zu normal. Es sollte normal sein, dass Sportler nur aufgrund ihrer Leistungen Karriere machen können, nicht aufgrund ihrer Sexualität." Ich erzähle von der Kampagne, flunkere hier und da ein bisschen und sage, dass ich mich vorher nicht damit beschäftigt hätte, aber nun verstehe, wie wichtig es doch ist und das Gespräch wird immer lockerer und entspannter.

Lightning Strikes TwiceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt