40. Kapitel

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„Ich weiß nicht, was ich von diesem Gesichtsausdruck halten soll.", ist das Erste, was Harry zu mir sagt, als ich ihn spät am Abend anrufe. „So schlimm, ja?", frage ich halb spaßend, halb ernst gemeint. „Was ist passiert?", möchte er wissen und ich sehe, dass er gerade in der Loge sitzt. „Wie lange hast du Zeit?", entgegne ich. „Puh, das klingt ja vielversprechend.", murmelt er und setzt sich. „Eine viertel Stunde etwa.", antwortet er anschließend. „Okay... äh... ich hab es meiner Familie gesagt." – „Dass du schwul bist?" – „Ja. Und alles andere auch, zumindest meiner Mum.", nicke ich. „Sie weiß jetzt von dir und Noah und was vor dem Hattricks geschehen ist und wie Kenny reagiert hat und auch von Drew.", fasse ich zusammen.

„Und?", möchte Harry einen Moment später zögerlich wissen. „Es war... schwierig." Ich suche nach Worten und seufze. „Sie meinte, es verändert nichts, aber so wie sie reagiert hat, bin ich mir nicht sicher." – „Was meinst du?" – „Sie glaubt, ich würde ihr nicht vertrauen und hätte es ihr deswegen diese ganzen Jahre verschwiegen." Ich spiele mit der Bettdecke zwischen meinen Fingern. „Hast du es ihr erklärt? Warum du da getan hast?" Ich nicke stumm. „Dann lass ihr ein paar Tage Zeit, das wird schon. Sie ist deine Mum, Louis, sie wird dich immer unterstützen.", versichert Harry mir und mein Herz zieht sich zusammen, als ich ihn wieder ansehe. „Ich vermisse dich.", spreche ich unüberlegt meine Gedanken aus. „Ich dich auch, Schatz.", antwortet er und lächelt ein wenig. „Ich freue mich darauf, wenn du wieder hier sein wirst." – „Ich mich auch. Ich hätte dich jetzt sehr gerne hier." Harry schmunzelt. „Du bist süß." Ich verdrehe die Augen, grinse aber trotzdem.

„Schau mal in die Seitentasche deiner Reisetasche.", meint er plötzlich und verwundert sehe ich ihn an. „Wieso das?" – „Mach einfach.", bittet er mich. Ich stehe auf und ziehe die Reisetasche unterm Bett hervor. „Du hast mir ein Shirt von dir eingepackt?" – „Das war eine spontane Idee.", entgegnet er und ich rieche an dem Stoff. Harry. 100% Harry. Kurzerhand ziehe ich mein Shirt aus und seins an. „Danke, Love." – „Es ist dir zu groß.", stellt er belustigt fest. „Das hast du doch extra so ausgesucht." – „Wie gesagt, es war eine spontane Idee, ich hatte keine Auswahl.", widerspricht er. „Du bist nur sehr klein." – „Arschloch.", antworte ich trocken, kann nur wenige Sekunden später aber nicht verhindern, doch zu lächeln und ziehe den Kragen des Shirts über die Nase.

Plötzlich klopft es an der Tür. „Ja?" Sie wird geöffnet und ich erkenne Mum im Türrahmen stehen. „Ich wollte nur kurz nach dir sehen.", meint sie und ich schmunzle. „Machst du gerade deine tägliche Gute-Nacht-Runde?" – „Ich bin gerade fertig.", antwortet sie schulterzuckend. „Oh, du telefonierst?", fällt ihr dann auf. „Ja, äh... mit Harry." – „Hallo Jay!", ruft er. Meine Mum setzt sich auf meine Bettkante und ich drehe das Handy zu ihr. „Hallo Harry.", lächelt sie. „Ich schätze mal, Louis hat dir bereits erzählt, dass ich nun auch im Bilde bin?" – „Ja, gerade eben.", nickt er und lächelt glücklich. „Es freut mich für euch beide.", antwortet Mum. „Und vielen Dank, dass du bei Louis nicht aufgegeben hast." – „Das war reiner Egoismus.", lacht Harry. Mum schmunzelt. „Da hat Louis aber Glück gehabt." Ich seufze leise und verdrehe die Augen. „Ich gehe ja schon.", antwortet sie daraufhin und steht auf. „Gute Nacht, Großer." – „Nacht, Mum.", antworte ich und sie schließt kurz darauf die Zimmertür hinter sich.

„Ich hatte nicht den Eindruck, als wäre sie noch wütend oder so.", meint Harry anschließend schulterzuckend. „Vielleicht hast du recht. Ich werde es morgen beim Frühstück wissen.", erwidere ich. „Wie geht es deinem Jetlag?" – „Ja.", antworte ich nur trocken. „Aber ich habe die Hoffnung, dass es geholfen hat, dass ich im Flieger gepennt habe.", füge ich hinzu. Gerade als Harry antworten möchte, wird die Tür zur Loge geöffnet. „Hier bist du.", höre ich Drew sagen. „Oh, hi Louis.". bemerkt er mich. „Hi."

„Offenbar ist meine Pause um.", stellt Harry unnötigerweise fest. „Gute Nacht, Schatz." – „Bis dann, Love. Ich liebe dich." – „Ich dich auch.", antwortet er, winkt noch einmal und dann ist der Bildschirm schwarz. Ich seufze und lasse mich in die Kissen zurückfallen. Ich möchte kuscheln. Und ihn küssen. Und ihn berühren. Und – ugh, ich sollte jetzt nicht an Sex denken, sonst werde ich innerhalb weniger Momente hart sein und Harry noch mehr vermissen.

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