57. Kapitel

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„Hier ist jede Menge Platz.", stelle ich fest. Ich habe nicht die ganze Größe des Raumes ausgeschöpft und ich bin sicher, Harrys und meine Kleidung passt hier locker rein. „Wenn dir etwas fehlt, eine Kleiderstange für deine ganzen Hemden oder so, dann machen wir das."

Harry nickt stumm und sieht sich um. „Uhm... ich denke, ich bräuchte vielleicht sogar zwei Kleiderstangen.", gibt er leise zu und ich nicke. „Sicher, dann zwei Kleiderstangen. Was fällt dir noch ein?", möchte ich wissen und sehe zu meinem Freund. „Komm schon, da ist etwas.", fordere ich ihn auf und er seufzt. „Komm mit.", bittet er mich und führt mich wieder nach unten. Er läuft zur Terrassentür, öffnet sie und sieht hinaus in den Garten. „Ich... ich würde den Garten gerne umgestalten, wenn ich darf. Nur ein bisschen und nichts großes, aber..." – „Was schwebt dir vor?" – „Erdbeersträuche, Himbeeren, Kräuter, Wildblumen, Rosen, Sonnenblumen, Lilien ... alles Mögliche, um ehrlich zu sein.", gibt er Preis.

„Sicher. Aber darum kümmerst du dich dann. Ich habe keinen grünen Daumen." – „Es... wirklich?" – „Der Garten gehört ganz dir. Lass mir nur ein wenig Grünfläche." – „Natürlich, das... ja, sicher!" freut er sich. Harry strahlt. Von einem Ohr bis zum Anderen. Er strahlt heller als alle Sterne in der Nacht zusammen. Heller als die Sonne. „Stell dir vor, hier tummeln sich Bienen und Schmetterlinke, vielleicht zieht sogar ein kleiner Igel in den Garten ein. Oh und Vogelhäuschen brauchen wir."

Morgen haben wir frei, wir beide. Ich ziehe mein Handy aus der Hosentasche und stelle mir einen Wecker, nicht allzu früh, aber so, dass wir zeitig aufstehen. Mein Freund sieht im Garten umher. Ich kann mir vorstellen, dass sich vor seinem inneren Auge gerade dutzende Bilder zusammenfügen, was er hier alles tun könnte. Noch nie war ich so glücklich darüber, ein Haus mit Garten zu haben. Alle für die Freude in Harrys Gesicht hat es sich gelohnt. „Ich liebe dich, Louis, so sehr.", flüstert er und dreht sich zu mir. „Weil ich dir einen Garten geschenkt habe?" – „Weil du wunderbar bist. Liebeswert. Großzügig. Lebensfroh." – „Lebensfroh?" – „Meistens zumindest.", grinst er. Ich lache und gehe in die Küche. „Unser Essen ist kalt geworden.", stelle ich fest und nehme mir mein Weinglas. „Oh. Mist." Ich zucke mit den Schultern und nehme unsere noch halb vollen Teller, ehe ich Harrys zuerst in die Mikrowelle stelle.

„Möchtest du es morgen machen?" – „Was genau meinst du?", fragt er mich. „Alles.", antworte ich schulterzuckend und lehne mich gegen die Arbeitsplatte. während sich die Platte der Mikrowelle hinter mir langsam und surrend dreht. „Wir können zuerst in einen Baumarkt fahren, oder ein Einrichtungshaus. Wir lassen liefern. Und dann gehen wir in ein Gartencenter.", schlafe ich vor. „Und auf dem Rückweg machen wir einen Abstecher bei der Wohnung von TAA und laden deine Sachen ein. Die Kartons dafür können wir von Baumarkt mitnehmen," überlege ich laut. „Du hast es ja schon durchgeplant.", stellt Harry amüsiert fest. „Sicher. Meinst du, jetzt wo die Möglichkeit besteht, dass du hier lebst, möchte ich dass es auch nur einen weiteren Tag anders ist?" – „Du bist süß.", schmunzelt er. Ich hole seinen Teller aus der Mikrowelle und stelle stattdessen meinen hinein. „Iss nur. Sonst wird es wieder kalt." Harry holt sich sein Besteck und stell den Teller neben sich auf die Kücheninsel.

„Wir holen meine Sachen morgen.", stimmt er zu. „Aber alles andere muss noch warten." – „Was? Wieso das? Musst du doch arbeiten?" – „Nein, aber..." Er seufzt. „Ich muss auf mein Gehalt warten.", sagt er schließlich. „Gute Pflanzen sind teuer." Irritiert sehe ich ihn und er hält in seiner Bewegung inne. „Vergiss es." – „Wieso denn nicht?" – „Nein, Louis, du hast gerade erst super viel Geld ausgegeben." – „Gespendet.", korrigiere ich ihn. Er verdreht die Augen. „Es gehört nicht mehr dir, es kommt am End aufs Gleiche raus.", entgegnet er und schüttelt den Kopf. „Wenn ich hier etwas ändern möchte, zahle ich das schön selbst." – „Aber -" – „Verdammt, Louis!", unterbricht er mich plötzlich lauter und perplex sehe ich ihn an. „Du bist doch nicht mein Sugar Daddy!" Einen Moment schaue ich ihn stumm an, dann bricht es aus mir heraus. Ich fange schallend an zu lachen und halte mir den Bauch. „Dein – dein Sugar Daddy?!", frage ich und irritiert mustert mich mein Freund. „Du findest das witzig?" – „Oh und wie!", grinse ich. „Du glaubst, ich würde zu deinem Sugar Daddy, wenn ich dir ein paar Vogelhäuschen schenke? Scheiße, da würde schon eher der Garten die passende Begründung sein." – „Louis!"

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