15. Kapitel

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„Ich heiße immer noch nicht so.", brummt er, aber das kümmert mich gerade nicht. „Ich mag ihn nicht, zufrieden? Und ich will einfach nicht, dass ihr zwei alleine seid. Wahrscheinlich füllt er dich dann ab und was weiß ich, was ihr dann macht!" – „Sag mal geht's noch?!" Harry schnaubt und dreht sich weg. Ich laufe um ihn herum, dass er mich wieder ansieht. „Was soll das denn hier? Ich war komplett abgefüllt und habe ihn trotzdem weggestoßen!" Harry schließt die Augen und drückt Zeigefinger und Daumen gegen seine Nasenwurzel. „Was soll der Mist, Harry?", frage ich mit mehr Nachdruck.

„Ich weiß, dass du ihn weggestoßen hast. Ich mag es trotzdem nicht.", sagt er ruhiger und sieht mich endlich wieder richtig an. „Tut mir leid. Ich wollte doch nicht anschreien.", entschuldigt er sich mit leiser Stimme. „Es... ist okay.", antworte ich und mache einen Schritt auf ihn zu. Er zuckt nicht zurück, wendet sich auch nicht ab. „Harry, ich werde fünf Minuten bei ihm sein, es wird nichts passieren und dann fliegt er nach New York. Aber ich denke, wir werden in Kontakt bleiben. Er war mein bester Freund früher. Und ich empfinde nichts mehr für ihn, ich liebe ihn nicht mehr, sondern... du bist mein Freund. Und ich wäre schön blöd, dich zu betrügen.", stelle ich klar, bleibe dabei ruhig und gefasst. Dabei nehme ich vorsichtig seine Hände und verschränke unsere Finger miteinander. Er nickt vorsichtig.

„Küss mich, Harry. Und dann erinnerst du dich daran, dass Noah wirklich nur ein Freund ist." Er lächelt verlegen und kommt meiner Bitte dann nach. „Fünf Minuten.", betont er danach erneut und ich nicke. „Dann werde ich dich doch sowieso schon vermissen, weißt du das nicht?" Er lacht glücklich. „Das ist so kitschig." – „Du liebst es.", stelle ich trocken fest und er nickt. „Absolut." – „Dann beschwere dich bloß nicht, sonst höre ich damit wieder auf.", warne ich ihn und mit einem bestimmenden, aber nicht groben, Ruck zieht er mich zu sich heran. „Das wirst du garantiert nicht." 

Meine Knie werden weich und meine Hände habe ich instinktiv an seine Brust gelegt. Scheiße, seit wann mag ich das? Mein Körper reagiert neuerdings ganz anders, als ich es kannte. Ich hätte einen Arm um ihn legen müssen, und ihn zu mir ziehen sollen, nicht andersherum. Aber wieso flattert mein Herz jedes Mal so unglaublich schnell, wenn er das tut? Ich brauche einen Moment, um mich wieder zu fassen, sehe auf seine Lippen und unterdrücke den Wunsch, ihn sofort und augenblicklich erneut zu küssen. „Mhm... da bist du dir so sicher?", frage ich stattdessen provokant und er lächelt verschmitzt. „Du hast mehr als dreißig Sekunden gebraucht, um antworten zu können, also ja.", erwidert er. Ach fuck.

„Ich sollte rüber gehen." – „Mhm..., das solltest du. Dann bist du schneller wieder hier." – „Und dann?", frage ich scheinheilig. Harry hat nach wie vor einen Arm um meine Hüfte gelegt und presst mich nun erneut an sich. Ich keuche auf. Er ist hart. Seine Hose muss verdammt unangenehm spannen, aber er lächelt nur und ich drücke mich gegen ihn. Im Gesicht lässt er es sich nicht anmerken, aber sein Griff um mich wird fester. „Irgendwann, Louis.", sagt er leise und streicht mir mit der freien Hand durch die Haare. „Dann was?", grinse ich unwissend. „Dann werde ich dich über dieses verfluchten Schreibtisch legen und dich vögeln, dass du vergisst wo oben und unten ist.", sagt er mit rauer, tiefer Stimme. Ich atme zitternd ein und wieder aus. Meine Knie vergessen wir einen kurzen Augenblick, wozu sie da waren und mein Schwanz zuckt erregt. „Los, geh schon. Und denk daran, wie wahnsinnig gut ich dich ficken werde. Dann kommst du nämlich schnell wieder zurück zu mir." Wenn er noch ein paar Momente weiter macht, werde ich hart. Und ich weiß, dass er es weiß. Dann lässt er aber wieder locker und drückt mir einen süßen, unschuldigen Kuss auf die Lippen. Halleluja.

Ich zupfe meine Hose zurecht, straffe die Schultern und betrete den Flur. Harry hat recht, ich kann das Bild, wie er mich über diesen Schreibtisch nimmt, nicht aus meinem Kopf verbannen. Vor meinem inneren Auge sehe ich es aus dutzenden Perspektiven und meine Eier ziehen sich erregt zusammen. Verdammte Scheiße. Dieser Mistkerl. Ich betrete Noahs Büro und muss feststellen, dass es nicht einmal halb so groß ist, wie Harrys. „Hi, ich dachte nicht, dass du so schnell hier sein wirst.", grinst er und ich verdrehe die Augen. „Du hast die Stimmung ruiniert.", antworte ich. „Tut mir leid.", meint er schulterzuckend. Er packt offenbar gerade seine Unterlagen und Arbeitssachen wieder zusammen.

„Wann geht dein Flug?" – „In drei ein halb Stunden. Ich werde gleich abgeholt.", antwortet er, nachdem er kurz auf die Uhr gesehen hat. „Harry ist wütend.", meint er dann und verwundert sehe ich ihn an. „Wie kommst du darauf?" – „Nicht auf dich, aber auf mich. Das war nicht nicht zu bemerken.", erwidert er und lehnt sich gegen die Schreibtisch. Ich setze mich auf einen der Stühle. „Als er am Tag danach nicht aufgetaucht ist, war mir klar, dass er bei dir ist. Ich war ziemlich froh darüber, dass du nicht alleine warst, nachdem was passiert ist.", erklärt er. „Am nächsten Tag habe ich ihn wiedergesehen und sein Blick hat alles gesagt.", meint er und zuckt mit den Schultern. „Aber ich kann es ihm nicht übel nehmen, immerhin habe ich seinen Freund geküsst." – „Hast du mit ihm darüber gesprochen?", möchte ich wissen, aber er schüttelt den Kopf. „Nein, ich wollte mich nicht noch mehr einmischen. Ich denke, ich habe genug angerichtet.", lacht er.

„Also bist du cool damit, wenn wir einfach Freunde sind?", frage ich zögerlich, aber nickt sofort. „Klar! Ich würde mich freuen, wenn wir uns mal sehen, wenn du in New York ein Spiel hast und vielleicht etwas Zeit zwischen Anreise, dem Spiel und der Abreise." – „Oder du kommst direkt zum Spiel und du zeigst mir abends New York.", überlege ich laut. „Gerne, Harry kann ja mitkommen. Und deine beiden Kollegen, die auch von euch wissen." – „Zayn und Liam?" Ich schüttle den Kopf. „Nein, ich denke eher nicht, aber Harry frage ich gerne.", füge ich hinzu. Noah bleibt einen Moment still, dann grinst er. „Was ist?" – „Du bist vollkommen in diesen Mann verknallt." – „Und wenn schon.", murmle ich. „Meinst du, er ist der eine?", möchte er dann wissen und überrascht sehe ich ihn an. „Du meinst so „die-eine-wahre-Liebe" mäßig?" – „Genau." – „Glaubst du daran?" – „Rick ist meine.", erwidert er nur und dreht an seinem Ehering. Auch wenn ich das Konzept der offenen Beziehung nicht ganz nachvollziehen kann, freue ich mich für Noah, dass es offenbar so gut funktioniert bei ihm und seinem Mann. Für mich wäre das allerdings nichts. Ich weiß nicht viel über meine Vorlieben, was Beziehungen angeht, woher auch, aber dabei bin ich mir doch recht sicher.

„Ich weiß nicht, vielleicht. Es ist meine erste richtige Beziehung.", erkläre ich ihm. „Mehr als One-Night-Stands waren vorher nicht drin. Ich hatte letztens überhaupt erst mein aller erstes Date.", schmunzle ich. „Du siehst ihn so an, als wäre er der Mann, den du irgendwann heiraten willst. Das ist jedenfalls mein Eindruck.", antwortet er mir. „Heiraten?" – „Willst du nicht heiraten?" – „Ich...äh... um ehrlich zu sein, habe ich da nie wirklich drüber nachgedacht. Es war ja vor Harry nicht einmal eine Option, in einer Beziehung zu sein.", entgegne ich. „Und doch hast du einen Freund." – „Mhm. Allerdings." – „Will Harry mal heiraten?", fragt er danach und ich schweige. Wieso weiß ich das nicht?

„Ist es nicht etwas früh darüber nachzudenken? Wir sind nicht einmal ein Jahr zusammen." – „Keine Ahnung, ich denke, das sollte jeder für sich selbst entscheiden. Manche Paare heiraten unglaublich früh, aber nur weil das nicht der gesellschaftlichen, fiktiven Norm entspricht, bedeutet das ja nicht, dass es nicht funktionieren kann und falsch ist." So genau habe ich darüber noch nie nachgedacht. Aber es klingt logisch, was Noah gesagt hat und innerlich stimme ich diesem Standpunkt zu. „Erst einmal plane ich, ihm einen Schlüssel zu meinem Haus zu geben." Überrascht sieht er mich an. „Du willst ihn fragen, ob er bei dir einzieht?" – „Nein, so schnell dann doch nicht. Aber er nimmt sich meinen Schlüssel manchmal, wenn wir nach dem Training oder einem Spiel verabredet sind. Es ist unkomplizierter, wenn er einen eignen hat." – „Das ist ein großer Vertrauensbeweis." – „Ich vertraue ihm vollkommen.", antworte ich ehrlich. Noah grinst. „Du liebst diesen Kerl." Ich kann nicht anders als zu lächeln, ehe ich glücklich nicke.

„Absolut." – „Hast du es ihm gesagt?" Ich schweige erneut. „Oh, Louis. Sag es ihm!" – „Schon? Ist das nicht zu früh?" – „Du liebst ihn, da gibt es kein zu früh. Es wird ihn sehr glücklich machen.", versichert er mir optimistisch. „Und ich wette mit dir, dass er darauf wartet, dass du es ihm sagst." – „Meinst du echt?" – „Jetzt mach dir nicht sofort wieder Stress, so meinte ich das nicht!", rudert er zurück. Ich seufze. Es ist also doch sehr offensichtlich, dass ich genau daran gedacht habe, dass er darauf wartet und ich es möglicherweise zu spät erst sagen könnte. „Mach es einfach, wenn du dich gut damit fühlst.", rät er mir. Ich fühle mich gut mit Harry, sehr. Fühlt sich Liebe so an? Als Noah mich gefragt hat, ob ich Harry gegenüber so empfinde, aber ich nicht nachgedacht, ich habe einfach bejaht. Sollte ich also weiter darüber nachdenken? Liebe ich ihn wirklich? So richtig? Fühlt sich das so an?

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Meint ihr, Louis liebt Harry? Und glaubt ihr, das Gespräch mit Noah war gut? Und wird Harry sein Versprechen wohl noch wahr machen?

Love, L 

Lightning Strikes TwiceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt