28. Kapitel

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„Lief doch ganz gut.", meint Harry etwas später, als Gemma auf die Toilette gegangen ist. Ich seufze und nicke. „Was ist?", möchte er wissen und sieht mich skeptisch an. „Es... du hättest mir erzählen können, dass du wahrscheinlich nur noch ein paar Monate bis zum Ende der Saison hier bist.", antworte ich ihm. Er verdreht die Augen. „Wir haben noch Zeit, ich bekomme das schon geregelt.", erwidert er lediglich und perplex sehe ich ihn an. „Harry, es ist Anfang Februar, das bedeutet in nicht einmal acht Wochen beginnen die Play-Offs und auch, wenn wir im Augenblick auf Platz vier in der Tabelle sind, heißt das noch lange nicht, dass wir auf jeden Fall dort bleiben und die Saison für uns nicht schon in weniger als zwei Monaten vorbei ist. Was dann?" – „Du bist zu pessimistisch. Ihr seid ein klasse Team, ihr kommt in die Play-Offs.", antwortet er zuversichtlich.

„Und was wenn nicht? Dann musst du zurück nach New York. Scheiße, dass ist wie viele hundert Meilen entfernt?", frage ich ihn und versuche, ruhig zu bleiben. Der Gedanke daran, dass wir bald eine Fernbeziehung führen könnten, bringt meine Gedanken durcheinander und mein Herz schlägt viel zu schnell. Mir ist kalt und doch schwitze ist. Verdammt. „Wir finden eine Lösung. Zur Not kommst du einfach eine Zeit lang mit nach New York, wenn die Saison vorbei ist und dann schauen wir weiter. Ich bin trotzdem optimistisch, dass ich hierbleiben werde.", wiederholt er und ich schüttle leicht den Kopf. „Wie kann dir das so egal sein, mhm?"

„Es ist mir nicht egal.", erwidert er und ich frage mich, wie er dabei so ruhig und gefasst bleiben kann. „Es ist mir ganz und gar nicht egal, aber es bringt auch nichts, sich jetzt nur noch Sorgen über was-wäre-wenn zu machen." Harry legt eine Hand an meinen Nacken und streicht sanft durch meine Haare. Ich seufze ungewollt leise auf. „Wir bekommen das hin, Schatz, versprochen."

„Wenn ihr euch nicht outen möchtet, solltet ihr wirklich lernen unauffälliger zu sein."

Ich zucke zusammen und bemerke erst jetzt, dass Gemma wiedergekommen ist und sich gerade setzt. „Lass es doch, Gem.", antwortet Harry seufzend und nimmt seine Hand wieder weg. „Du hast mir doch gesagt, dass ihr euch nicht outen könnt; das sah gerade allerdings ganz anders aus.", antwortet sie und ich sehe mich instinktiv um. Niemand hier scheint Notiz von uns zu nehmen, aber völlig entspannen kann ich mich trotzdem nicht. „Entspann dich, Louis, es interessiert niemanden, der hier ist.", sagt Harry leise. „Theoretisch weiß ich das auch.", antworte ich ihm. Ich kann meine Nervosität leider nicht abstellen, auch wenn ich das gerne würde.

Es dauert ein paar Minuten, bis ich nicht mehr den Drang habe, mich prüfend umzusehen, ob es wirklich niemand mitbekommen hat, aber schließlich bin ich wieder entspannter. Unterm Tisch drückt Harry sanft sein Knie gegen meins und ich stelle fest, es trägt nicht unwesentlich dazu bei, dass ich ruhiger werde.

Wir schlendern nach dem Essen durch die Innenstadt. „Louis, kommst du gleich noch mit zu uns? Harry und ich wollen heute Abend kochen.", fragt Gemma mich und überrascht sehe ich sie an. „Würde ich gerne.", antworte ich ihr und sehe auf die Uhr. „Aber ich muss mein Auto gleich abholen." – „Wieso das? Wo ist es?", fragt Harry verwundert. „Es wurde abgeschleppt, als ich kurz vor dem Blumenladen gehalten habe.", antworte ich schulterzuckend. „Morgen habe ich keine Zeit es zu holen und ich möchte es ungerne auf dem Autohof lassen, wenn wir danach wieder für Auswärtsspiele unterwegs sind.", erkläre ich ihm. Harry nickt verstehend. „Also sehen wir uns morgen?" – „Ich gehe davon aus, du hast wohl kaum an einem Spieltag frei, oder?", entgegne ich. Er verdreht die Augen. „Ich will dich nicht nur auf dem Eis sehen, ich will dich richtig sehen." – „Nackt?", fragt Gemma grinsend und Harry stöhnt genervt. „Wann wirst du nochmal erwachsen, Gem?" – „Tu nicht so, als hätte die Antwort nicht auch von dir kommen können.", entgegnet sie nur. Schmunzelnd beobachte ich die Szene, die sich mir bietet.

Lightning Strikes TwiceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt