29. Kapitel

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Ich weiß, dass ich es Harry nicht versprochen habe, aber ich weiß, dass er es sich wünscht. Außerdem hat Kenny mir ein Ultimatum gestellt. Ich habe alleine deswegen schon keine Wahl. Aber das ändert nichts an der Tatsache, das ich gerade am liebsten auf der Stelle umdrehen und weglaufen würde. Das Vormittagstraining ist vorbei und ich packe extra langsam meine Sachen zusammen. Wie immer redet Kenny noch mit Drew und steht entsprechend noch vor der Umkleide. Ich warte nur darauf, dass alle anderen hier verschwinden. Wir haben heute Nachmittag eine Strategiebesprechung, müssen also bis zum Spiel heute Abend nicht mehr auf dem Eis. Heute Abend ist das Heimspiel gegen die New York Islanders. Davor sollte ich es Kenny gesagt haben. Nach dem Spiel gegen New York folgen einige Auswärtsspiele, da werde ich kaum mit Kenny in Ruhe sprechen können.

Ob es so eine gute Idee ist, vot dem Spiel mit Kenny zu sprechen? Ich sehe es bereits kommen; ich werde heute gar nicht spielen. Zayn und Liam reden noch miteinander, aber die beiden sind die letzten. Ich seufze. Scheiß drauf, die zwei wissen es sowieso. Ich verlasse die Umkleide und wie zu erwarten war, steht Kenny bei Drew. Allerdings entdecke ich auch meinen Freund bei den beiden. Er sieht zu mir, als hätte er gespürt, dass ich aus der Umkleide gekommen bin und lächelt kurz. Ich habe nicht mit ihm darüber geredet, dass ich jetzt mit Kenny reden möchte, aber ich weiß, dass Harry darauf wartet.

Ich warte einen Moment und bemerke, dass Harrys Blick skeptisch wird. Dann sieht er aber wieder zu Kenny und Drew. Ich atme tief durch und gehe auf die drei zu. „Hi.", sage ich knapp und mein Freund wirkt überrascht. Fragend sieht er mich an und leicht nicke ich. Er will es nicht zeigen, aber er scheint augenblicklich glücklicher zu sein. Ich wische meine Handflächen an meiner Hose ab. „Drew, ich hätte nochmal kurz eine Frage für später.", meint Harry dann und deutet ihm, einige Schritte weg zu gehen. „Sicher. Bis später Kenny." Okay, damit ist dieses Problem auch gelöst.

„Du willst also reden." – „Ich hab doch noch gar nichts gesagt.", erwidere ich verwundert. „Lass uns in die Loge gehen.", schlägt Kenny vor und ich nicke. Da wird uns definitiv keiner sehen, immerhin wurden Harry und ich dort auch nicht erwischt. Ganz falscher Gedanke. Stumm stehen wir im Aufzug. Kurz bevor die Türen sich schließen, sehe ich Zayn und Liam aus der Kabine den Flur entlang laufen. Zayn streckt beide Daumen nach oben und auch, wenn ich es mich verwundert, merke ich fast augenblicklich, dass es mit tatsächlich etwas Mut macht.

„Willst du von Anfang an beginnen oder starten wir bei dem Abend letztens vor dem Hattricks?", fragt mein Teamcaptain und setzt sich entspannt aufs Sofa. Ich hingegen laufe hin und her und sehe durch die Scheibe auf die Spielfläche. „Ich... ich hätte nicht so ausrasten sollen, das weiß ich und es tut mir leid.", beginne ich, aber Kenny verdreht die Augen. „Und jetzt reden wir Klartext, Tommo. Was ist los? Ich kann dich nicht in der ersten Reihe behalten, wenn ich sehe, dass das Team darunter leidet, wie du dich aufführst. Scheiße, wir haben dieses Jahr eine reelle Chance den Stanley Cup nach Tampa zu holen und du wirst es wohl verstehen, wenn ich dich davor warne, dass die Transferperiode noch nicht vorüber ist.", stellt er mit fester Stimme klar. Was für eine Scheiße. „Das heißt, wenn ich nicht auspacke, dann werde ich aus dem Team geworfen?" – „Das ist zwar Worst-Case, aber nicht unmöglich.", erwidert Kenny trocken und ich fahre mir durch die Haare.

„Na Super.", murmle ich. „Also entweder, ich sage gar nichts und werde aus dem Team geworfen, oder ich tue es Gegenteil, aber das Resultat ist das Gleiche.", stelle ich fest. „Hast du eine Straftat begangen?", möchte Kenny von mir wissen und sieht mich erwartungsvoll und fragend an. „Was? Nein!", antworte ich sofort irritiert. Er zuckt mit den Schultern. „Dann wird es halb so schlimm sein. Weswegen sonst, sollten wir dich aus dem Team werfen?" – „Weil ich nicht hetero bin!", antworte ich lauter und schneller als gedacht. In dem Moment, in dem ich es ausgesprochen habe, merke ich, was gerade passiert ist und mein Herz rutscht in meine Hose. Oh Gott, bitte lass das nicht passiert sein.

Lightning Strikes TwiceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt