20. Kapitel

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„Suchst du jemanden?" Ich zucke zusammen und sehe Zayn dann genervt an. „Musstest du dich so anschleichen?" – „Was kann ich dafür, wenn du in Gedanken bist?", entgegnet er und ich verdrehe die Augen. Wir haben gerade Pause, ich lehne an der Bande und sehe wieder gerade aus. Kein Harry in Sicht. „Lass mich raten, du fragst dich, ob Harry gleich noch herkommen wird." – „Halt dein Maul.", murre ich nur und meine Laune sinkt weiter. „Ich will das Thema nicht weiter Todschweigen, Louis." – „Du gehst mir echt auf den Sack, weißt du das, Malik?" – „Mhm. Habe ich mitbekommen.", entgegnet er nur und trinkt einen Schluck Wasser. Ich sehe mich prüfend um. Niemand scheint nah genug bei uns zu stehen, um mitzukommen, was wir sagen. „Also?" – „Also was?" – „Suchst du Harry?" – „Nein." – „Du bist ein schlechter Lügner." Ich antworte darauf nicht. Zayn seufzt leise und sieht zu mir. „Ich habe es vor der Kneipe gesehen und ich habe es in dem Waschraum gesehen. Meinst du echt ich könnte eins und eins nicht zusammenzählen?" – „Ich sagte doch, dass ich nicht darüber reden möchte.", brumme ich, aber Zayn lässt nicht locker. „Also willst du, dass ich so tue, als hätte ich nicht gesehen, wie du Harry geküsst hast?", möchte er wissen und spricht dabei etwas leiser.

Ich sehe zu ihm, spanne mich an und Zayn zuckt mit den Schultern. „Der Waschraum, Louis. Ihr wart etwas zu langsam." Verdammte Scheiße. „Mhm." – „Was läuft da zwischen euch?" – „Lass mich doch einfach in Ruhe." – „Louis, ernsthaft. Soll ich so tun, als wäre das normal?" – „Fick dich doch." Mehr sage ich nicht, sondern gehe in Richtung der Toiletten. Wenigstens hier habe ich meine Ruhe vor Zayn und seinen ewigen, nervtötenden Fragen. Fuck, bis gerade dachte ich wirklich, Harry und ich wären schnell genug gewesen. Da habe ich mich wohl getäuscht. Ich mache einen Abstecher in die Kabine und schaue auf mein Handy. Keine neue Nachricht von Harry. Kurz bin ich überlegt, das Restaurant anzurufen und alles abzusagen, dann aber wähle ich doch den Kontakt meines Freundes aus und rufe ihn an. Er hebt nicht ab. Kurzerhand entscheide ich mich dafür, auf seinem Geschäftshandy anzurufen, das wird er wohl hoffentlich bei sich haben.

„Tampa Bay Lightning, Sie sprechen mit Harry Styles, was kann ich für Sie tun?", höre ich seine Stimme wenige Augenblicke später und brauche einen Moment, um die Wörter in meinem Kopf zu ordnen. „Hallo?" – „Hi." – „Louis.", stellt er fest und ich weiß nicht recht, wie ich seinen Tonfall deuten soll. „Ja, äh, du bist auf seinem privaten Handy nicht rangegangen.", antworte ich ihm. „Störe ich gerade?" – „Hast du nicht Training?" – „Wir haben Pause.", erwidere ich und lasse mich auf die Bank in der Umkleide fallen. „Ach so." – „Hast du einen Moment?" – „Mhm, ja, aber wirklich nicht lange.", antwortet er mir und wieder macht sich dieses beklemmende Gefühl in mir breit. Vielleicht hätte ich ihn doch nicht anrufen sollen, er klingt nicht gerade so, als wäre er begeistert davon, mit mir zu sprechen.

„Was gibt's?" – „Mhm?" – „Wieso hast du angerufen?" – „Äh. Ja. Hast du nachher Zeit?" – „Nach meinem Feierabend?", fragt er und ich bejahe. Er ist einen Moment still. „Bist du noch da?", frage ich irgendwann unsicher. „Ja, keine Sorge." Ich lächle etwas, ich weiß, dass er es gerade auch getan hat. „Was hast du vor?" – „Ich würde dich gerne sehen. Wenn es dir nicht zu früh ist." – „Wieso sollte es mir zu früh sein?", möchte er von mir wissen und ich seufze. „Nach gestern könnte es ja sein, dass du ein paar Tage alleine sein möchtest, also ohne mich zumindest.", gebe ich meine Gedanken preis. „Nein, nur drück mir nachher keinen Schlüssel in die Hand.", witzelt er. „Ich würde dich gerne abholen.", sage ich dann, ohne auf das von ihm Gesagte weiter einzugehen. „Hast du etwas geplant?" – „Darf ich dich abholen heute Abend?" – „Also ja.", schlussfolgert er. „Du hast etwas bestimmtes vor." – „Magst du mir meine Frage beantworten?", bitte ich ihn und werde von Sekunde zu Sekunde nervöser. „Okay, schreib mir, wann du da sein wirst." Ein Lächeln schleicht sich auf meine Lippen. „Gut. Und zieh das pinke Hemd an." – „Mit dem Anzug?" – „Oh ja!", antworte ich unüberlegt und Harry lacht am anderen Ende der Leitung. „Du magst dieses Outfit, oder?" – „Es steht dir." – „Du findest mich darin scharf." – „Da will ich dir einmal ein Kompliment machen und schon denkst du wieder an Sex.", erwidere ich augenrollend, weiß aber, dass er den Spaß versteht. „Stimmt, du hast Recht. So selten, wie du mir Komplimente machst, sollte ich sehr glücklich über dieses sein." – „Arsch."

„Ich gehe davon aus, du verrätst mir nicht, wo wir hingehen werden?" – „Das siehst du dann.", antworte ich und merke, wie ich wieder glücklicher und entspannter werde. Wie kann es sein, dass ein paar Sätze von Harry ausreichen, um meine Laune derart anzuheben? Verflucht, ich weiß doch ganz genau, warum es so ist. Ich liebe dieses Mann. Ich liebe ihn so richtig, so wie in den kitschigen Romanen, so wie in dem Film, den Harry und ich im Autokino nicht wirklich geschaut haben und so wie in allen Liebesliedern. Himmel, ich wusste nicht, dass man so stark für eine Person empfinden kann. „Musst du nicht langsam wieder zu deinem Team zurück?", fragt er danach und ich fluche. „Fuck, du hast recht. Ich schreibe dir. Bis Nachher, Love." – „Bis später, Lou."

Ich jogge zurück und bin gerade so wieder beim Team, als das Training weiter geht. Ein paar Momente später, und es wäre wohlmöglich aufgefallen, dass ich kurz verschwunden war. Nur Zayn sieht mich kurz skeptisch an, aber darauf gehe ich nicht an. Das wäre ja auch schön blöd.

Nach dem Training sehe ich zu, schnell nach Hause zu kommen, noch einmal gründlich zu Duschen und schnappe mir dann einen meiner Anzüge. Als Spieler der NHL muss man einige gute Anzüge besitzen. Der Anzug ist schlicht schwarz, maßgeschneidert und ich ziehe ein hellblaues Hemd darunter. Eine Krawatte lasse ich allerdings weg, das muss heute Abend nicht sein. Ich schaue auf die Uhr. In einer dreiviertel Stunde möchte ich bei Harry sein und vorher werde ich mit meinem Auto noch durch die Waschstraße fahren.

Als auch das erledigt ist, mache ich mich auf den Weg zu Harry. Vor dem Mehrfamilienhaus angekommen, hupe ich einmal kurz. Es dauert vielleicht zwei Minuten, da tritt er aus der Tür und steigt zu mir ein. „Hi.", lächelt er und ich lehne mich zu ihm. „Du möchtest mich küssen?" – „Ich kann es auch lassen, wenn du nicht willst.", erwidere ich halb im Spaß, halb ernst gemeint. „Nein, ich habe mich nur gewundert. Hier sieht uns doch jeder." – „Hier ist aber niemand.", entgegne ich. Er sieht sich um, wendet sich wieder mir zu und schenkt mir einen sanften Kuss. Lächelnd blicke ich anschließend an. „Was ist?" – „Was soll sein?" – „Du schaust so?" – „Wie denn?" – „So... ach vergiss es." Verliebt. Ich schaue verdammt verliebt! Anstatt es zu sagen, nicke ich nur, starte den Wagen wieder und fahre los.

„Eine Rooftop Bar?" – „Was?" – „Das steht als Ziel in deinem Navi.", erwidert er. „Ach so. Ja. Und ein Restaurant." Jetzt kann ich es ihm auch sagen. Aus dem Augenwinkel sehe ich, dass Harry mich anblickt. Kurz sehe ich zu ihm, als wir vor einer roten Ampel stehen. „Möchtest du nicht?" – „Du führst mich aus?" Ich nicke stumm. „In ein richtiges Restaurant." – „So ähnlich.", gebe ich zu und lache nervös. War das doch keine gute Idee? „Also haben wir ein Date?" – „Haben wir.", nicke ich und sehe, dass Harry lächelt. „Das ist toll, Louis." Mein Herz flattert und ich will ihn auf der Stelle küssen. Harry schmunzelt. Als wir wieder vor einer Ampel stehen, nimmt er meine rechte Hand und drückt einen Kuss auf meine Fingerknöchel.

Ich grinse die ganze restliche Fahrt. Wir finden einen Parkplatz und am Eingang des Restaurants steht bereits ein Kellner. Der Ober, wie es aussieht. „Guten Abend die Herren, es freut mich, Sie heute Abend hier begrüßen zu dürfen. Mister Tomlinson nehme ich an?" Er hat sich zu mir gewendet. „Genau. Es freut uns, hier sein zu können.", antworte ich. Er führt uns die Treppe hinauf und wir treten durch eine breite Glastür auf das Dach. „Oh wow.", sagt Harry leise und sieht sich um. Einige Lichterketten sind an den Seiten der Terrasse platziert, Pflanzen und kleinere Dekoelemente runden das Bild dazu ab. In der Mitte steht ein Tisch, für zwei Personen gedeckt, mit Kerzen, die auf dem Tisch, aber auch über den ganzen Boden verteilt stehen.

„Ich war nach ihrem Anruf davon ausgegangen, dass der Anlass ein romantisches Dinner sein wird, wenn etwas nicht zu ihrer Zufriedenheit sein sollte, lassen Sie es mich bitte wissen.", sagt er Ober leise. Harry bekommt das nicht mit, er sieht sich noch mit großen Augen um. „Es ist wunderbar, vielen Dank.", antworte ich und wissend, dass sowohl er, als auch alle anderen Mitarbeiter hier eine Verschwiegenheitserklärung unterschrieben haben, die ich per Mail bereits erhalten habe, sehe ich lächelnd zu meinem Freund. „Das ist alles für uns?", fragt er mich dann verblüfft und ich nicke. „Es ist ein wenig anders, als ein normaler Restaurantbesuch, aber das hatte ich ja gesagt."

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Harry freut sich über das Dinner :) Was denkt ihr, wie der Abend verlaufen wird? 

Love, L 

Lightning Strikes TwiceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt