Kapitel 13

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"Wie lange willst du mich denn noch anstarren?", knurrte mich Valentin genervt an, "Glaubst du ich merke das nicht?". Er warf mir einen vielsagenden Blick zu. Ich war wie festgefrohren. Langsam drehte ich mich um und wollte schon gehen, als er mir ein "Setzt dich doch und sei nicht so ein Mädchen", nach rief. Ich überlegte einen Moment lang und saß keine 3 Sekunden später neben ihm auf der Bank. Wir saßen nahe am Wasser. Drei Schritte weiter und unsere Füße würden nass werden. Der Vollmond warf ein leichtes Licht auf uns herab. Links und rechts hinter uns standen Palmen. Aber wieso war Valentin abgehaun? Wieso saß er nicht bei den anderen? Ich kannte keinen von den anderen die etwas weiter weg von uns saßen. Wahrscheinlich waren es seine Freunde. Ich zitterte vor lauter Kälte, aber ich wollte auch nicht in das Haus zurück. Es roch nach dem leicht beislichen Eigengeruch von Marihuana. Und jetzt merkte ich auch, was an Valentin verändert war. Ich vermutete, dass er mit seinen Freunden ebenfalls gekifft hatte. Doch wurde man von Gras nicht eher friedlich und nicht aggresiv? Ich überlegte, doch dann wurde mir das Schweigen etwas peinlich. "Alles klar bei dir?", fragte ich Valentin, suchend nach einem passenden Gesprächsthema. "Mhm", murmelte er mir zu, während er konzentriert an seinem nächsten Joint rollte. Er konnte es wirklich gut. Beeindruckend gut. Durch das Mondlicht konnte ich seine geschickten Fingerbewegungen sehen. Doch seit wann beeindruckt mich soetwas? Er zündete ihn an. Die Glut am Ende des Dübels erleuchtete sein Gesicht und ich konnte ein noch immer sehr finster blickendes Gesicht sehen und gerade als ich ihn darauf ansprechen wollte, lenkte er mich mit seiner Frage ab. "Darf ich dich was fragen, Luisa?", wollte er wissen. Ich nickte etwas verunsichert und blickte ihm tief in seine Augen. Er hatte strahlend grüne Augen. Verführerische Augen und volle rote Lippen. Seine Nase war etwas schief. Etwas nach rechts gebogen. Aber nur leicht. Es machte ihn umso sympathischer. Naja viel Sympathie herrschte zwischen uns nicht. Zumindest nicht unter Tags. Doch es war Nacht. Er strich seine dunkelbraunen Haare zurück und sah mich auffordernd an: "Und?", hackte er nochmal nach. Ich lief rot an. Vor lauter Schwärmen vergas ich ihm meine Aufmerksamkeit zu geben und zuzuhören. Anscheinend konnte man in den Strahlen des Vollmondes ziemlich gut sehen, wie peinlich mir das alles war. "Wie geht es dir wirklich?", fragte er also erneut. Er fragte mich bloß wie es mir geht? Unentschlossen und voll mit Lügen antwortete ich ihm: "Gut? Wieso?". Er musterte mich, sah ,dass ich halb am erfrieren war und legte mir seine warme Jacke über. Er starrte stur gerade aus. Es war keine Antwort zurückgekommen. Doch dann bewegten sich seine Lippen: "Und wie geht es dir wirklich? Ich sehe das du anders bist. Du hast irgendetwas verstecktes. Du bist nicht so hart, wie du deiner Mutter und weis Gott wem noch so vorspielst." Ich stockte. Irgendwie hatte er recht. Mir ging es nicht gut. Naja. Aber das würde ich niemals zugeben. Wieso sollte ich anderen sagen, dass es mir schlecht geht? Damit sie sich dann mein Gejammer anhören mussten? Damit mich ihre mitleidenden Blick durchlöchern und jeder meinte er wäre für mich da? Und wieso sollte es jemanden, der mich garnicht kennt auch interessieren wie es mir geht? Mir geht es gut! Und das wiederholte ich auch. Er schmunzelte. "Dir geht es alles andere als gut. Ich habe es ja Freitag Abend gemerkt. Das war nicht normal. Aber du musst es mir nicht sagen. Ich habe nur gedacht du brauchst wen zum Zuhören.", äußerte sich Valentin. Wenn ich an Freitag Abend denke, würde ich am liebsten im Erdboden versinken. Doch ich musste dazu stehen. Ich zuckte nur mit meinem Schulter. Der Joint war schon zu Hälfte weg, als er ihn mir in die Hand drückte. "Aber ich hoffe du kotzt davon nicht auch? Ich kann nicht bewusstlos ins Haus tragen.", fügte er grinsend hinzu. Meine Mundwinkel bewegten sich, auch wenn ich das kein bisschen witztig fand, nach oben. "Nene, geht schon", gab ich ihm frech zurück undn nahm einen Zug. Zuerst zog ich den Rauch in den Mund und dann weiter in die Lunge. Es brennte. Auch wenn meine Lunge gegen Tabak ausgehärtet war, fühlte sich dieser Rauch so anders an. War es cool zu kiffen? War es angesagt sich irgendein Kraut in ein Papierröllchen mit Tabak zu stecken, es anzuzünden und daran zu ziehen? Es klingt doch alles so harmlos. Ich nahm noch einen Zug. Noch einen. Noch einen. Wir kamen ins Gespräch. Ich musste so viel lachen wie schon lange nicht mehr. Ich denke er auch. Er brachte lachend einen witz nach dem anderen und als er merkte, wie durstig ich war, reichte er mir eine Flasche IceTea. Ich erzählte ihm über das Internat, über Papa. Darüber, dass ich die neue Familiensituation ziemlich unangenehm finde. Ich erzählte im auch vom Gianni. Von unserer ersten Begegnung. Von seinen Augen. Von der Schokoladenaktion und von der SMS. Von den Schmetterlingen im Bauch und von den Aggresionen in meinem Körper. Und er hörte zu. Er sagte nichts. Wahrscheinlich dachte er jetzt, ich wäre ein verzweifeltes kleines Irgendwas. Aber das war mir egal. Es tat gut mit jemanden so offen reden zu können. Ich war es nichtmehr gewohnt über meine Gefühle zu reden. Nicht, weil ich keinen dafür hatte. Nein. Ich wollte nur nie jemanden mit meinen Problemen vollreden. Ich war der Typ Mensch, der umsomehr lacht. Doch wenn ich alleine bin ist nicht immer alles zum Lachen. Oft saß ich abends stundenlange in meinem altem Zimmer und mir rann eine Träne nach der anderen runter. Meistens wenn ich Mama und Papa streiten hörte. Doch, dass sie sich scheien lassen würden, zog ich nie in betracht. Ich fühlte mich Valentin so nah. Es war als kannten wir uns schon ein Leben lang, es war als hätte ich einen alten besten Freund wieder getroffen. Vielleichtwaren wir uns ja in einem anderen Leben bereits begegnet. Aber das war mir dann auch schon wieder zu viel Aberglaube und ich löschte diesen Gedanken wieder. Valentins Freunde hatten schon lange ihre Sachen gepackt und waren mit ziemlich viel Krach gegangen. Aber den Grund weshalb Valentin von ihnen abgehauen ist und bei mir sitzt, wusste ich auch nach mehrmaligen Nachfragen nicht. Er kam immer vom Thema ab. Ich wendete meinen Blick meinem Handy zu. Es war kurz vor 4 Uhr früh. Meine Augen fielen auch schon langsam zu. "Willst du zurück gehen?", fragte mich Valentin, der mich die ganze Zeit beobachtet hatte. Ich nickte und wir standen auf.

Der Weg nach Hause schien kein Ende zu nehmen. Er war ewig lang und doch verging die Zeit so langsam. Meine Füße fühlten sich so federleicht und trotzdem irgendwie sehr schwer an. Ich fühlte mich, als könnte ichbdie Welt verändern und wiederum doch nur so klein. Mein Blickwinkel glich dem eines Filmes. Ich wusste nicht wieso, doch es schien als würde ich durch meine eigenen Augen einen Film sehen. Das Ende war noch unbekannt. Mein Herz fühlte sich volle Leidenschaft an und trotzdem so verletzt. Ich wurkte so glücklich und war doch so sehr verletzt.

"Hast du eigentlich eine Freundin?", fragte ich Valentin nach einer Weile um das stille nebeneinander Gehen etwas unterhaltsamer zu machen.. Abrupt blieb er stehen und wich meinem fragendem Blick aus. Ich spürte seine Unsicherheit und ärgerte mich, diese Frage gestellt zu haben. Er schwieg. Er schwieg bis wir an unserer Türe ankamen. Es war eine grauenvolle Stille. Ich konnte einen Blick in seinem Gesicht sehen, den ich noch nie zuvor an einem Jungen gesehen habe. Er hatte etwas von Verzweiflung. Aber er sah auch so stark aus. Er öffnete die Türe mit Fingerscan und tätigte im Haus den Lichtschaltern. Nachdem wir die Schuhe aushatten meinte er nur: "Hunger?" Ich wusste nocht was ich sagen sollte. Doch ich nickte. Ich hatte ja hunger. Großen sogar.  Doch schon der Gedanke an Essen zauberte mir ein schlechtes Gewissen in mein Herz, meinen Bauch und meinen Kopf. War es richtig nichts zu essen? Valentin holte schweigsam einen Toast, Käse und Schinken raus. Ich musste grinsen. Konnte er meine Gedanken lesen? Oder wusste war es Zufall, dass er genau das machte worauf ich Lust habe? Als die Schinken-Käse-Toasts endlich fertig waren, nahm er unsere beiden Teller und trug sie hoch in sein Zimmer. Es roch nach One-Million. Ich liebte diesen Duft. Ich war eben ein (fast) typisches Beispiel für ein Mädchen. Er lies sich auf seinem Bett nieder und zeigte ich sollte mich auch setzten. Er hielt mir den Stecker seines AUX-Kabels hin und meinte ich sollte etwas Musik rein machen. Ich war etwas verunsichert, aber gab dann mein Lieblingslied rein. Rivers von Peer Kusiv. Ihm schien es zu gefallen. Er wippte leicht mit seinem Kopf zum Takt. Ich fühlte mich wie zu Hause. Nicht, weil ich in diesem Haus jetzt wohne, und auch nicht weil ich schon die zweite Nacht hier war. Nein. Sondern weil ich jemanden hatte, den ich vertrauen konnte. Und dieser jemand saß gegenüber von mir und grinste mich schief an. Doch gleich schnell wie sich sein Gesicht zu einer zufriedenen Maske formte, verschwand sie wieder und ein ernster Blick traf mich tief. Alles in mir zog sich zusammen. Es war ein strenger Blick. Aber doch so vielsagend. "Luisa, zu deiner Frage.." Ich hörte aufmerksam zu. Doch das war bei seiner Weise zu erzählen nicht schwer. Er fuhr fort. Sein Blick wurde ernster und verletzter. Seine Gesitken weniger und seine Körpersprache von Wort zu Wort zusammen gezogener. Ich wurde stiller und aufmerksamer.

Hallo ihr Lieben, ich habe mich so gefreut, dass ich so viele neue Leser habe. Jetzt habe ich auch wieder Motivation weiterzuschreiben. Wenn jemand eine Idee hat wie es weiter gehen könnte einfach in ein Kommentar schreiben. Würde mich auch sehr über Votes freuen!!!! Und viel spas dann beim weiterlesen :)

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