Jeder saß schon auf seinen Platz als Hannah, Fio, Lea und ich das Klassenzimmer betraten. Naturwissenschaften war unser erstes Fach heute. Wenigstens war es nicht ganz so uninteressiert. Doch es war Gianni, der mir an diesen Morgen ein komisches Gefühl in den Magen brachte, wenn ich an diese Stunde dachte. Er war bereits in der Klasse und unterhielt sich mit Chris und ein paar anderen Jungs. Ich wusste nicht was ich tun sollte. Sollte ich ihn ignorieren? So tun als wäre nichts geschehen? Oder hin gehen und ihn küssen? Doch nichts von all dem schien mir richtig. Ich sah also einfach erwartungsvoll in seine Richtung. Doch er ignorierte mich erneut eiskalt und ich war zum ersten Mal froh, dass unser Lehrer die Klasse betrat. Die ganze Stunde war ich abgelenkt. Ich konnte mich nicht konzentrieren. Was war los? Wiso ignorierte er mich jetzt? Ich hatte ihn vertraut? War es für ihn nur Spaß? Schon wieder musste ich zu ihm rüberschielen. Und als ich mich von ihm abwenden wollte, trafen sich unsere Blicke und es zog sich ein eiskalter Schauer über meinen gesamten Körper. Ich zählte die Sekunden. Es waren genau 3 gewesen. Dann wand er seinen Blick wieder der Tafel zu und machte auch nicht das geringste Anzeichen, dass ich ihm etwas bedeutet.
Der Tag verging schneller als ich es erwartet hatte. Das Mittagessen lies ich aus. Gleich wie das Frühstück. Es war Selbstbeherrschung. Ich dachte mir, der Hunger wäre mein Freund. Jede Art von Essen nicht gut für mich. Im Laufe des Tages versuchte ich meinen Hunger zu unterdrücken und gab mich mit viel Wasser und einem Apfel und etwas Brot zufrieden. Doch in der Nacht holte mich mein Hunger ein. Ich schlich in die große Küche des Internats. Schokolade. Nudel vom Abendessen. Chips. Kekse. Alles. Ich aß alles. Nein ich fraß alles. Und als ich wieder im Bett lag überkam mich ein schlechtes Gewissen. Ich hatte durchgehalten und jetzt? Jetzt zerstörte ich alles. Ich musste es ausprobieren. Die Internetseite kam mir wieder in den Kopf. Ich wusste, dass es eine beschissene Idee war. Aber eine Stimme in mir zwang mich förmlich dazu, es auszuprobieren. Meinen Körper 'entgiften', bildete ich mir ein. Entgiften vom Essen. Von den Kalorien. Ich schlich leise aufs WC und sperrte hinter mir gut ab. Meine Blicke musterten mich in Spiegel. Ich sah nicht glücklich aus. Ich frisierte meine Haare zu einem Rossschwanz zusammen und beugte mich über die Kloschüssel. In diesem Moment vergaß ich alles. Ich konnte nicht mehr klar denken. Man sollte zwei Finger in den Mund stecken, hatte ich zumindest gelesen. So tat ich es auch. Die erste Versuche scheiterten und außer einem Würggeräusch und einem Aufstoßen von Magensäure geschah nichts. Kurz bevor ich aufgeben wollte, brachte ich alles aus mir rauf. Langsam und qualvoll. Es tat weh. Alles war voll mit Kotze. Doch ich fühlte mich besser. Fast fühlte ich sogar ein bisschen stolz. Ich säuberte alles, denn ich veranstaltete eine riesen Sauerei. Immerhin sollte das auch keine mitbekommen. Sogar ich selbst will es einfach nur verdrängen. Müde richtete ich mich vor dem Waschbecken auf und griff nach meiner Zahnbürste. Ich musste dem ekelhaften Geschmack von Magensäure und Essen loswerden. Als ich wieder im Bett lag, konnte ich beruhigt schlafen. Ich war mir nicht im Klaren, dass es der Beginn einer Essstörung war. Meiner Essstörung. Ich wollte nur abnehmen. Ich wollte nur dünner sein. Dünner als alles andere. Ich wollte hübsch und schön sein und von jedem angehimmelt und beneidet werden.
Die Tage zogen vor sich hin. Lea hatte uns bereits verlassen. Der Schnee schmolz vorsich hin und den 14.Feber hatten Malis und ich mit viel Tequila überlebt. Hannah hatte ja schließlich Chris. Und dann war da noch Gianni. Ich seuftzte, als ich an ihn dachte. Wir ignorierten uns. Seit der Nacht in der wir uns küssten. Es machte mich traurig ihn Tag für Tag mit irgendwelchen Mädchen reden und lachen zusehen. Vorallem weil ihn alle dieser Mädchen vergötterten. Ihm gefiel das natürlich. Julian und er waren die neuen Mädchenschwarme des Internats. Klar, sie sahen richtig gut aus. Beide. Und waren single. Doch ich war eifersüchtig. Sehr sogar. Naja. Nein eher Traurig. Traurig weil er mir das Gefühl gegeben hatte etwas besonderes zu sein, mich Schlussendlich aber doch nur verarscht hatte. Ab und an erwischte ich ihn dabei, wie seine Augen mich musterten und mir nachsahen. Doch wahrscheinlich war das alles bloß Einbildung gewesen. Immerhin..ich habe noch nicht abgenommen. Aber ich werde es noch, nahm ich mir fest vor.
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Wild-One
Romance"Es wird alles gut Luisa. Ich werde hier auf dich warten." Seine Worte wiederholten sich Mal für Mal in meinem Kopf. Ich bin Luisa. 16 Jahre alt und Scheidungskind. Der neue Junge an meinem Internat stellte natürlich ebenfalls alles auf den Kopf dan...