Kapitel 28

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"Du bist wunderschön Luisa." Diese Worte klangen aus seinem Mund noch schöner als aus anderen. Seine Stimme brachte mir neue Gänsehaut und ich zuckte zusammen. Mein Schluchzen wurde lauter und hinzu kam auch ein leichtes Zähneklappern. Mir war kalt. Ich hatte das Gefühl zu erfrieren. Valentin stand auf und nahm mich in den Arm. Ich spürte seinen muskulösen Körper an mir. Ich konnte fühlen wie er seine Muskeln anspannte und mich hochhob. "Wohin?", brachte ich erschöpft heraus. "Warm Abduschen", antwortete er und gab mir einen Kuss auf meine schwitzende Stirn. Wieso tat er das? Wieso sorgte er sich so um mich? Das Wort Zuneigung bekam für mich eine völlig neue Bedeutung. Es war nicht die Zuneigung, die man von Eltern, Großeltern oder sonst wem bekam. Es war eine Zuneigung die vollkommende Liebe mit sich brachte. Es war ein wunderschönes Gefühl. Doch ich konnte es nicht genieße. Mein kompletter Körper zitterte und ich schloss meine Augen. "Mach deine Augen auf Luisa. Schau mich an. Nicht schließen", wurde ich von Valentin aufgefordert. Ich gehorchte und erkannte im dunklen Licht die Umrisse seines makanten Gesichtes. Ich merkte, wie wir die Stiegen hoch gingen und ich in mein Bett gelegt wurde. "Ich bin gleich wieder da", flüsterte er mir zu. Er verschwand im Badezimmer. Ich konnte das Plätschern von Wasser leise wahrnehmen. Was hatte er vor? Nur wenige Sekunden später stand er wieder vor mir. Er lächelte mich an und gab mir das Gefühl selbst in dieser Situation das hübscheste Mädchen auf Erden zu sein. Zwischen den immer wieder kehrenden Brechreizen verspürte ich ein leichtes Kribbeln. Ob es ihm genauso ging? Spürte er auch das Kribbeln, wenn ich ihn ansah. Spürte er auf die vielen Schmetterlinge die bei unseren Berührungen ausbrachen? Oder verletzte ich mich mit dieser Liebe bloß selbst? Valentin kam näher und nahm mich hoch. Er schubste mit seiner Hüfte gekonnt die Türe weiter auf. "Geh in die Badewanne. Ich dreh mich auch weg. Es ist Schaum drinnen. Man wird nichts sehen.", säuselte er mir ins Ohr. Langsam lies er mich hinunter. Mit zittrigen Knien lies ich mein nasses Handtuch zu Boden fallen und setzte den ersten Fuß in die große Badewanne. Das Wasser war angenehm warm. Schnell lies ich mich hineinrutschen um an meinem ganzen Körper die Wärme zu spüren. "Umdrehen?", fragte mich Valentin liebevoll. "Ja", gab ich ihm etwas schüchtern zurück. Er griff zu meinem Abschminktüchern und kniete sich vor die Badewanne. "Komm ich mach das schnell", meinte er etwas beiläufig während er meine veronnene Wimperntusche aus meinem Gesicht wischte. Erschöpft brachte ich ein "Danke Valentin" aus meinem Mund. Er strich mir meine Haare zurück und nahm die Brause. Er drehte sie auf und drückte meinen Kopf nach hinten. Er fing an mir das Chlor aus den Haaren zu waschen und streichelte dabei meinen Kopf. Er schnappte sich das Shampoo und masierte mir meine Haare ein. Es fühlte sich besser an als beim Frisör.

Als ich fertig gebadet und geföhnt war, brachte er mich in mein Bett. Der Geruch von frischer Bettwäsche stieg mir in meine Nase. Er holte aus seinem Zimmer einen Pulli und zog ihn mir über. Er roch nach seinem unverwechselbaren Parfum. Um etwas frische Luft in mein Zimmer zu lassen kippte er mein Fenster und verschwand im Badezimmer. Ich hörte wie das Wasser der Dusche über seinen Körper zu Boden prasselte. Valentin lies die Türe zum Badezimmer einen Spalt offen, sodass ich den schwachen Lichtschein erkennen konnte. Ich sah seinen Schatten. Er stand vor dem Spiegel und schüttelte seine Haare zurecht. Er wsr rundum perfekt. Womit hatte ich ihn nur verdient? Nur wenige Minuten später stand er im Handtuch eingewickelt vor mir und grinste mich an. "Alles okay?", fragte er mich und strich sich seine nassen Haare zurück. Ich nickte langsam. Worte brachte ich bei diesem Anblick sowieso nicht herraus. "Ich hol mir was zum Anziehen. Bin gleich wieder da, wenn das okay ist?", fragte er vorsichtig weiter. "Ja sicher", gab ich ihm als Antwort und lies mich zurück in mein weiches Kissen fallen. Müde und erschöpft wickelte ich mich in meine Decke ein. Warm wurde mir aber trotzdem nicht. Ich blickte zum Fenster hinaus und konnte den hellleuchtenden Vollmond erkennen. Um ihn herum bildeten sich einige kleine Sternchen ab. Es war eine wolkenlose Nacht. Langsam schloss ich meine Augen. Ich spürte wie sich jemand vorsichtig in mein Bett zu mir kuschelte. Ich fühlte eine warme große Hand an meiner Taille. Natürlich über dem Pullover. Ein ruhiger Atem schnaufte mir in regelmäßigen Abständen in meinen Nacken. "Schlaf gut meine Schöne", hauchte mir Valentin ins Ohr. Ein Wirbelsturm aus wild gewordenen Schmetterlingen stürmte durch meinen leeren Bauch. Sie toben umher und wollten nicht auhören. Ich genoss das Gefühl von Liebe einen Moment. Doch legte dann seine Hand von mir. "Alles okay?", fragte er mich verunsichert. Ich setzte mich müde auf. Schulternzuclend warf ich ihm einen Blick zu. Natürlich wusste ich was in mir los war. Doch ich wollte ihn an meinen Gedanken nicht Teil haben lassen. Es war mir zu peinlich. Ich war ja tatsächlich in meinen Stiefbruder verliebt. Wie sich das schon anhörte. Was wohl die anderen denken würden. Ich schnaufte tief aus. "Du bist so lieb zu mir..zu lieb. Ich weis nicht, ob das so klig ist. Immerhin sind wir bald Stiefgeschwister", murmelte ich dann doch zögernd vor mich hin. Nachenklich setzte sich Valentin mit mir auf. "Stimmt", äußerte er sich zu meinem verwirrenden Gedanken. War ja klar, dass er dazu nicht mehr sagen würde. Was, wenn er doch nur auf Sex aus war? Auf einen schnellen Flirt mit der Stiefschwester bevor sie sowieso zurück ins Internat oder sonst wohin kam? Er plazierte seinen auf meiner Schulter. "Wenn du willst, dass ich gehe, dann gehe ich. Und wenn du willst das wir uns nicht mehr sehen, ist das okay. Das war zwar nie meine Absicht, aber wenn es dich glücklich macht, ist es okay für mich", sprach er kalt und warf mir einen auffordernd Blick zu. Was sollte ich ihm jetzt Antworten. Natürlich wollte ich, dass er bei mir blieb. Dass er mit mir Nächte lang munterblieb und mit mir noch stundenlang am Strand spazieren geht. Ich wanderte mit meinen Händen hoch zu seinem Hals. Ich spürte seinen schnell rasenden Puls. Er warf mir einen fragenden Blick zu. War das der richtige Moment? Ich beugte mich vor, um noch näher an seinem Gesicht zu sein. Unsere Nasenspitzen berührten sich vorsichtig und ich nahm alle meinen Mut zusammen. Ich zog ihn näher an mich und berührte vorsichtig seine Lippen. Sie fühlten sich noch weicher an als sie aussahen. Es war ein kleiner Kuss der in etwas mehr verfiel. Langsam bewegten wir unsere Lippen auf und zu. Unsere Zungen berührten sich. Zögernd und langsam. So als ob es etwas verbotenes wäre. Aber will nicht jeder ein Verbot brechen? Ist nicht immer dieser Reiz vorhanden, etwas unerlaubte zu tun? Doch es fühlte sich im selben Moment so richtig an. So unbeschreiblich richtig und wunderschön.

Geweckt wurde ich von den hellen Sonnenstrahlen die auf meiner Haut etwas kitzelten. Wie spät es wohl war? Mühevoll setzte ich mich in meinem Bett auf. Mit einem kurzen Blick nach rechts bemerkte ich, dass Valentin direkt neben mir lag. Was war passiert? Ich musste nachdenken. Wie ein Film spielte sich dann plötzlich die letzte Nacht im Schbelldurchlauf vor meinen Augen ab. Alles. Ich wusste nicht, ob ich froh sein sollte, Valentin zu haben. Oder ob ich vor Scham am liebsten verschwinden sollte. Schnell vergrub ich mein Gesicht hinter meinem Handy und kuschelte mich zurück in meine Decke. 3 neue Nachricht, leuchtete es auf meinem Display auf. Verwundert öffnete ich sie. 2 waren von Malis. 'Wie gehts dir?' Und 'ohne dich ist es hier kake'. Die dritte kam von der Person von der ich es am wenigsten erwartet hatte. "Alles okay bei dir? Wann kommst du wieder? :)", flüsterte ich leise vor mich hin. Gianni. Wieso schrieb er mir das? Wieso genau jetzt? Genau jetzt wo ich ihn fast vergessen hatte? Jetzt wo ich mich so toll mit Valentin verstand? Und bevor ich weiter denken konnte, rief mich meine Mutter am Handy an. Schnell stand ich auf und ging auf den Balkon. "Guten Morgen Luisa. Schon Munter? Es ist schon halb 1. Kommt doch runter Essen.", plapperte meine Mutter los. Ich gab kurze und knappe Antworten und legte auf. Hunger? Mein Bauch knurrte. Essen wolltw ich aber nicht. Bedrückt schwenkte ich meinen Blick zum Boden. Ich erblickte meine Zigarettenschachtel und machte mir eine an. Wie gut das tat. Der Rauch kroch in meine schon abgehärtete Lunge, verweilte dort einen Augenblick und wirde wieder freigelassen. Verträumt beobachtete ich den Strand und das Meer, das man on hieraus perfekt sehen konnte. Die frische Meereslift stieg mir in meine Nase und brachte meinen Magen noch mehr zum knurren. "Darf ich eine?", wurde ich von Valentin aus meinen Gedanken gerissen. Er deutete auf meine Zigarettenschachtel und ich gab ihm ohne viel nachzudenken eine. Dankbar nahm er sie an und stellte mir zum Austausch eine Tasse Kaffe hin. "Hier. Und wir sollen dann zum Essen runter kommen", fügte er hinzu. Dankbar lächelte ich ihn an.

"Willst du wieder zurück ins Internat?", fragte mich meine Mutter während des Essens. Bei dieser Frage verschluckte ich mich an meinen Spaghetti. Darüber habe ich nich garnicht nachgedacht. "Ich habe mit der Leitung telefoniert. Und ich dachte mir jetzt wo du alt genug bist und die Schule auch nicht weit entfernt ist, wieso nicht hier zur Schule gehen?", quasselte sie mich weiter an. Die Spaghetti schmeckten bei dieser Frage gleich nur mehr halb so gut. Langsam brachte ich sie Bissen für Bissen sicher in meinen Magen, mit der Hoffnung sie dort zu behalten. Zurück ins Internat, oder doch lieber hierbleiben? Hier bei Valentin. Ich müsste mir neue Freundinnen suchen. Hoffen solche wie Malies und Hannah es sind zu finden. Mich neu eingewöhnen und in eine neue Klasse wechseln. "Ich überlegs mir", fügte ich zu diesem Thema hinzu. "Morgen Früh bring ich dich wieder hin. Okay? Du kannst es dir ja dann überlegen?", fragte mich meine Mama. "Ja ich habs verstanden!", schnaute ich sie aggresiv an. Wieso ich bei diesem Thema so wurde, konnte ich mir selbst nicht erklähren. Vielleicht weil ich einfach nicht mehr dorthin wollte. Aber irgendetwas in mir zog mich trotzdem dorthin zurück. Ich überdrehte meine Augen und schielte zu Valentin, der in sein Essen vertieft zum Teller starrte.

Abends kramte ich meinen alten Koffer raus. Schmiss ein paar Shirts, Hosen und Pullis hinein und schloss ihn. Ich lies mich auf sem Balkon nieder. Mir kam die erste Begegnung mit Valentin wieder vor Augen. Wie ich ihn eigentlich nicht ausstehen konnte. Und jetzt? Jetzt wusste ich nicht was ich ohne ihn getan hätte. Im selben Augenblick öffnete sich die Balkontüre. Ich blickte direkt in Valentins grünleuchtende Augen und mir fiel ein Stein vom Herzen. "Morgen verlässt du mich also schon wieder?", meinte Valentin während er prüfend seine Augenbrauen hochzog. "Ja. Mir bleibt wohl nichts anderes über.", entgegnete ich ihm etwas traurig. Naja. Irgendwie freute ich mich ja auch zurück zu kommen. Zu Malis. Zu Hannah. Zu Gianni.

Ich hoffe euch gefällt das Kapitel. Ich hab so tolle Ideen wie es weiter gehen wird.
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Ich freue mich sehr über die vielen neuen Reads und Votes!
-H. ♡

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