40. Kapitel

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Müde öffnete ich meine Augen. Ich hörte einen lauten Donner und das verzweifelte Zwitschern der Vögel. Der laute Regen prasselte wie verrückt gegen das Fenster in meinem Zimer. Ich richtete mich auf. Es fühlte sich so an, als würde mein Kopf jeden Moment explodieren. Es roch nach verrauchter Kleidung und Kotze. Mein Mund war trocken und schrie hilfslos nach Wasser. Zittrig stieg ich aus dem Bett und lief ins Bad. Ich spürte wie sich in meinem Kopf noch immer alles drehte. Gleich wie in meinen Magen. Fuck. Ich spürte wie mir Magensäure hochstieg... diesen ekelhaften Geschmack könnte ich nie vergessen. Niemals. Sie brannte mir die Kehle hoch und verbreitete sich in meinem Mund. Mein Körper brannte und ich zitterte wie verrückt. Ich spürte wie mehr und mehr kam und stürmte zur Toilette. Gerade noch rechtzeitig. Ohne nachzudenken hielt ich meine Haare mit der einen Hand zurück. Ich spürte wie sich mein Magen leerte. Naja..es kam nicht viel mehr als Flüssigkeit hoch. Es fühlte sich trotzdem gut an. Irgendwie fühlte ich mich jetzt befreiter. Leichter. So wie früher... es fühlte sich so leicht an. Der bekannte Geschmack, gemischt aus Magensäure und Matsch verbreitete sich in meinem Mund. Ekelhaft. Ich wollte aufhören. Doch es reckte mich immer und immer wieder. Meine Augen füllten sich mit Tränen und ich spürte wie ich noch stärker zu zittern begann. Ich lies mich auf den kalten Fliesen erschöpft niederfallen. Ich spürte wie sich die Kälte über meinem Körper ausbreitete und die Tränen einfach mehr wurden. Grundlos... grundlos? Ich richtete mich auf. Doch dann kam es wieder hoch. Ich fühlte mich so schwach. Schwacher als je zuvor... Schön wie ich so in meinen Sonntag startete....
Ich richtete mich auf und spülte meinen Mund gründlich aus, um den widerlichen Geschmack loszuwerden. Doch er ging nicht von mir ab. Würde er niemals gehen. Ich blickte an meine Finger hinab und erinnerte mich an den Geruch, den sie von dem Erbrochenen gehabt haben. Mein Fingerknöchel war noch immer leicht aufgeschürft von den Zähnen. Ich spürte wie die Tränen hinunter tropften. Eine nach der anderen. Ich wusch mein Gesicht mit eiskaltem Wasser ab, um alles zusäubern. Vom Schmutz, von den Gefühlen, von mir selbst. Es fühlte sie so erfrischend an. Schließlich warf ich mir auch einen Blick im Spiegel zu. Meine Haaren waren zerzaust und verschwitzt. Unter meinem sonst so strahlenden Augen waren dunkle Schatten zu erkennen und mein Hautfarbe wirkte blass und weis. Ich zog die schwarze Shorts die ich anhatte aus, auch das viel zu große T-Shirt, dass ich anhatte streifte ich über meinen Kopf über. Meine Haare band ich zu einem unordentlichen Dutt zusammen. Müde stellte ich mich unter die Dusche und lies kaltes, kühlendes Wasser über meinen Körper prasseln. Ich musterte die am Boden liegenden Shorts und das Shirt. Von wem waren sie? Es roch so vertraut. Doch irgendwie wollte ich es nicht war haben. Valentins? Bei seinem Namen zog sich in mir alles zusammen. Was war geschehen? Ich hatte nur mehr trübe Erinnerungen an den letzten Abend. Kurze Bilder spielten sich in meinem Kopf erneut ab. Ich konnte nur schwer erraten was sich abgespielt hatte. Nach dem Kuss mit Valentin und dem Auftauchen dieser Blondine waren meine Erinnerung wie ausgelöscht. Ich erinnerte mich an Julia, daran, dass David auftauchte, und am diesen Typ, bei dem Julia die ganze Zeit stand. Ein kurzes Bild trat in mir auf. Ich lag eng umschlungen um einen Jungen. Groß, muskulös. Doch es schien bloß wie einer dieser Träume. Einer dieser sehnsüchtigen Träume, die nie in Realität umgesetzt werden... ich blickte an mir hinab. Meine Beine und Füße schmerzen wie nie zuvor und in meinem Kopf dröhnte es noch immer. Ich entdeckte ein paar blaue Flecken und Schrammen an meinen Knien und Schienbeinen. Müde und mit letzter Energie wusch ich mich fertig und schlüpfte in eine meiner kurzen, bequemem Shorts und zog mir einen Oversizepulli drüber. Ich war vertieft darin, mir meine Haare zu einem französischen Zopf zu flechten, als ich irgendwo mein Handy klingeln hörte. Ich konnte nicht genau sagen von wo es kam, aber es war da. Ich durchwühlte mein Zimmer und fand es schließlich unter meinem Bett im hintersten Eck. Wie bitte kam es da denn hin? Ich entsperrte es und das Erste was ich sah, waren unzählige verpasste Anrufe meiner Mum. Verdammt. Ich hoffte, dass sie nicht allzu wütend war. Ich scrollte weiter und entdeckte eine Nachricht von Julia. 'Mit deiner Mum ist alles geklärt, mach dir keine Sorgen und schlaf dich aus! Küsschen' las ich halblaut vor mich hin. Ich spürte wie mir ein kleiner Stein vom Herzen fiel. Ein paar Nachrichten waren von Malis und die letzten zwei von Valentin. Ich konnte meinen Augen kaum trauen.. ich wollte die Nachrichten nicht lesen, aber meine Hände taten was sie wollten und tippen drauf. 'Luisa, wo bist du? Ich mach mir Sorgen! Pass auf dich auf!' Stand in der ersten Nachricht. Sie wurde mir um 23:46 gesendet. Und die andere erst um 3:37. Wieso bitte erst so spät? In meiner Brust zog sich alles zusammen. Ich spürte wie sich in meinen Magen erneut alles zusammenquetschte. Doch  ich hatte sowieso nichts mehr im Bauch und versuchte den Würgereiz zu gut es ging zu unterdrücken. Ich warf einen Blick aus dem Fenster. Leise Regentropfen prasselten noch immer gegen das Dach. Es wirkte etwas beruhigend, aber trotzdem wollte mein Herz nicht langsamer schlagen. Das Wetter hatte sich anscheinend meiner Stimmung angepasst. Ich starrte in das Grau des Himmels, dass durch den Regen immer grauer wurde. Ich tippte auf die nächste Nachricht. "Luisa, bitte. Es ist nicht das wonach es aussieht! Rede mit mir. Bitte" Die Worte wiederholten sich immer und immer wieder in meinem Kopf. Ich konnte sie jedoch nicht zuordnent. Müde lies ich mich zurück in die vielen Pölster fallen. Doch ich konnte nicht ruhig bleiben. Müde und erschöpft machte ich mich auf den Weg in die Küche, um einen Tee zu holen. Scheinbar war niemand zuhause. Das Haus war unerträglich leise. Ich goss Wasser in den Teekocher, als es plötzlich an der Tür klingelte. Unmotiviert raffte ich mich zusammen und schliff zu Türe. Müde öffnete ich sie und blickte wie versteinert in dunkelbraune Augen. Rund um das rechte Auge bildete sich ein rosa-lila farbener Ring ab und die Knöchel an den Händen waren aufgeschwürft. Ich musterte ihn weiter.

Verlegen strich sich David seine Haare zurück. "Darf ich rein?", fragte er leise. Stumm nickte ich und machte Platz. Er kam mir entgegen. Ich spürte eine Distanz zwischen uns. Eine unerträgliche Spannung, die nicht zu verschwinden wagte. Ich tapste in die Küche. "Kaffee? Tee?", fragte ich leise. "Kaffee bitte", antwortete er mir mit rauer Stimme. Er lies sich an der Theke nieder und setzte zum Reden an. Doch es kam kein Wort. So als hätte er seine Stimme plötzlich verloren. Ich spürte, wie er tief ein und aus atmete. Ich musste ihn erneut mustern. In seinen Haaren bildeten sich glitzernde Regentropfen ab und sein schwarzes Tanktop lies ein kleines Tatoo an seiner Brust durchscheinen. Ich konnte es jedoch nicht genau erkennen. "Also..", begann er mühevoll. "Also?", fragte ich auffordernd weiter. "Hat er mit dir schon gesprochen?", hauchte er mir fast lautlos entgegen, so als wäre diese Frage verboten. Ich war verwirrt. Noch verwirrter als zuvor. Ich wusste wen er meinte. "Wer? Nein. Wieso?", antwortete ich ihm und trank meinen Tee. Peinlicherweise musste ich aufspringen und ihn in die Abwasch spucken, da er mir den ganzen Mund aufbrannte. "Alles okay?", fragte mich David grinsend. "Ja klar", grinste ich ihn an. "Was ist mit ihm?", fuhr ich mit ernster Miene fort. Er warf mir einen Blick zu. Ich konnte in seinen Augen erkennen, dass er nicht darüber reden wollte. Doch ich musste darüber reden. Oder zumindest wissen, worum es geht. "Willst du mir es nicht sagen?", fuhr ich ihn genervt an. Auch wenn ich es eigentlich nicht so meinte. "Ähh doch... aber..vielleicht solltest du lieber zuerst mit ihm reden.", stotterte er verlegen vor sich hin. Ich hatte ihn noch nie so unsicher erlebt.. wobei, sehr lange kannte ich ihn ja schließlich noch nicht. "Wo ist er denn überhaupt?", lenkte er gekonnt von meiner Frage ab. Ich zuckte mit meinen Schulter und warf ihm einen auffordernden Blick zu. Natürlich wusste ich nunr schon wen er meinte. Doch er begann nicht zu reden und ich überdrehte die Augen. "Willst du mir wenigstens sagen, woher dein blaues Auge kommt? Und die vielen Wunden?", ich setzte mich neben ihn hin und blickte ihm tief in die Augen. Ich spürte, wie sich unsere Beine kurz berührten, er aber dann erschrocken zurückzuckte. Unsicher wich er meinen Blicken aus, gab mir dann aber eine Antwort. "Ich hatte eine kleine Schlägerei", murmelte er. "Das kann ich mir auch selbst zusammenreimen. Mit wem? Wieso? Ich weis einfach nichts mehr nach... naja nachdem wir einige Zeit in dieser Disco waren. Ich habe Nachrichten auf meinem Handy, und kann keinen Zusammenhang mehr erkennen. Also könntest du mir bitte erklären was passiert ist?", sprudelte es etwas verloren aus mir herraus. Mitten in meinen Redefluss füllten sich meine Augen mit Tränen. Ich konnte es nicht kontrollieren. David stand auf und nahm mich in den Arm. Wieso auch immer. Haupstache war, dass es gut tat. "Wollen wir nicht lieber hoch gehen? Dann erzähl ich dir alles.", schlug er mitfühlend vor. Ich nickte und nahm meinen Tee mit hoch in das Zimmer. Es war ein pures Chaos, doch David schien es nicht zu stören. Er lies sich auf dem Bett,gleich neben mir, nieder. Er musterte das Shirt und die Hosen die im Badezimmer am Boden lag, als wüsste er genau wem sie gehörten. "Also.", fing er an. "Du kannst dich daran erinnern, wie du zu der Disco gekommen bist?", fragte er vorsichtig nach. Ich nickte. Die vielen Leute und die laute Musik kamen mir wieder ins Gedächtnis. Wie mich Julia ihren Freundinnen vorstellte und wie ich mit Valentin tanzte. Bei dem Gedanken an Valentin zog sich in mit alles zusammen. Ich konnte genau seine zarten Berührungen spüren. Wie er mir ins Ohr hauchte und wie sich unsere Lippen berührten. "Heee? Luisa??", holte mich David zurück in die Realität. "Hörst du mir denn überhaupt zu?", fragte er witzelnd. Ich schüttelte grinsend den Kopf und ein Lächeln kam mir über die Lippen. Das erste seit Langem. Ich lehnte mich gegen die Wand und genoss die angenehmer werdende Atmosphäre. Doch diese änderte sich fast im selben Moment. Ich hörte wie jemand die Stiegen hochkam. Die Schritte waren laut und deutlich zu hören. Ich zuckte zusammen und Davids Gesichtsausdruck wurde wieder ernst und kalt. Die Schritte eilten in Richtung meines Zimmers. Ich setzte mich auf und genau in diesem Moment öffnete sich die Türe. Vor mir stand Julia mit einem Gesichtsausdruck, der nichts Gutes heißen konnte. Sie war blass wie Kreide und ihre Augen waren weit geöffnet. Sie musterte mich angespannt. Doch noch in der selben Sekunde schwiff ihr Blick zu David ab. "Du solltest lieber verschwinden bevor es noch mehr Probleme gibt!", fuhr sie ihn hastig an. "und Luisa...wir müssen umbedingt etwas klären!", hauchte sie mir zu und signalisierte mir, David endlich heimzuschicken. Und schon wieder konnte er mir keine Antworten geben. Mühevoll richtete ich mich auf meinem Bett auf und deutete David mir gleich zu tun. Er stand langsam auf und ich warf Julia einen fragenden Blick zu. Doch sie zuckte nur mit den Schultern. Entschuldigend begleitete ich David zur Türe und verabschiedete ihn. Er drückte mich fest an sich. Ich konnte sogar seinen Atem und gleichmäßigen Herzschlag spüren. Er drehte sich noch einmal um und ich schloss schnell die Türe.

Viel Spaß beim Lesen !
-H.♡

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⏰ Letzte Aktualisierung: Apr 30, 2017 ⏰

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