Es schien als würde die Zeit für einen Moment stehen bleiben. Als wären alle Probleme weg. Alles was mich bedrückte. All meine Sorgen und Ängste. Ich schloss meine Augen und nahm den angenehmen Eigegeruch von Valentin war. Es roch nicht nach Parfum oder Duschgel. Nicht nach Rosen oder solchen Scheiß. Es roch einfach nach Valentin. Nach dem Jungen, der mir das Gefühl gab, dass alles besser werden könnte, dass ich was Besonderes wäre und hier nicht alleine bin. Doch dieser traumhaft schöne Moment nahm ein Ende, als meine Mutter gegen die Zimmertüre hämmerte. "Luisaa? Ich habe ein Taxi gerufen es ist in 2 Stunden hier und fährt dich zurück ins Internat. Okay?". Wie festgefrohren stand ich da. Das Internat. Gianni. Mein Traum. Ich wollte da nicht mehr hin und als ich meiner Mutter eine Antwort geben wollte, lies mich meine Stimme im Stich. Krächzend probierte ich ihr ein "Okay" zurückschreien, doch wahrscheinlich war sie sowieso schon wieder weg. "Du musst deine Sachen packen.", forderte mich Valentin mit einem ermunterndem Gesichtsausdruck auf und verlies zögernd mein Zimmer.
Musste meine Mutter immer die besten Momente zerstören? Zurück in der Realität schmiss ich wütend meine Klamotten in meinen Koffer. Jacken. Hosen. Unterwäsche. Socke. Toiletttascherl. Schuhe. Laptop. Um Punkt 15 Uhr stand ich abfahrbereit im Flur. Doch von einem Taxi war keine Spur. Wo meine Mutter abgeblieben ist, wusste ich auch nicht so recht und wo sie ihren geliebten Thomas lies, interessierte mich noch weniger. Ich war froh, ihn nicht sehen zu müssen. Das einzige was mich interessierte war Valentin. Ich sah ihn die ganzen 2 Stunden nicht. In sein Zimmer zu gehen, traute ich mich nicht. Vielleicht war er ja froh, mich endlich loszuwerden? Niemand mehr hier, der ihm sein Zimmer mit Erbrochenen überschwemmt und ihn die ganze Nacht lang munterhält. Nach 15 Minuten warte hielt ich es nicht mehr aus und griff zu meinem Handy. Ich wählte die Nummer meiner Mutter. Nach einigem Pieptönen erklang ihre gestresste Stimme. "Was brauchst du denn Luisa?", fragte sie mich, als wäre ich eine Last für sie. Kleinlaut murmelte ich: "Das Taxi ist nicht da." Doch im selben Moment hörte ich ein Auto vor unserem Haus anhalten. Überrascht fügte ich ein "Doch jetzt kam es gerade." nach und legte auf. Ich schnappte mir meinen Koffer und meine Handtasche und misterte mich ein letztes Mal im Spiegel. Ich trug meine helle Jeans, natürlich mit Gürtel, da alle meine Jeans ohne Gürtel bereits viel zu groß wären. Kombiniert mit einer Bluse in altrose und meinen grauen Stiefletten sah ich garnixhtmal so schlecht aus. Meine dunkelbraunen Haare lockten sich über meinen übergelegten Schal. Ich öffte die Haustüre und machte einen schritt raus. Verwunder blickte ich in die Einfahrt.
Doch hier stand weit und breit kein Taxi. Ich schwenkte meinen Blick durch den Hof. Anstatt eines Taxis stand ein schwarzer Audi direkt vor der Haustüre. Da ich mich mit Autos genauso wenig auskannte wie mit Fußball, konne ich es nur nach dem Aussehen beurteilen. Und es sah teuer aus. Teuer aber wunderschön und schnell. Eine Türe öffnete sich und ich konnte einen dunkelbraunen Haarschopf erkennen. Gleich darauf grinste mich ein nur allzubekanntes Gesicht an. Valentin. Mir fiel ein Stein vom Herzen. Ein ziemlich großer. Er kam auf mich zu und nahm mir meinen viel zu schweren Koffer ab. "Ich bring dich", teilte er mir mit einem Lächeln am Mund mit. Also stieg ich ein. Vorsichtig. Ohne viel Dreck zu machen. Die Sitze waren mit Leder überzogen und anstelle eines Radios war ein Touchpad mit Radio, GPS und noch ein paar weiteren Funktionen, wie mir Valentin stolz erklährte. Eigentlich kümmerte ich mich nicht ein bisschen darum woraus die Innenausstattung des Autos bestand, nur Valentin erzählte es mit solcher Begeisterung, da konnte man nicht anders als zuhören. Konzentriert saß es am Fahrersitz, mit einem fokusierten Blick auf die Autobahn. Langsam krochen Wolken am Himmel an und begann leicht zu tröpfeln. Mit den Worten "Wann darf ich dich vom Internat wieder abholen?", unterbrach Valentin meine trüben Gedankenzüge. Ich wusste die Antwort nicht. "In 2 oder 3 Wochen wieder.", antwortete ich ihm. Eine weitere Frage war nicht zu erwarten, also begab ich mich wieder in mein Traumland. Meine Gedankenwelt. Irgendwann war ich dann wohl eingenickt, und als ich aufwachte machten wir gerade Halt an einer Tankstelle. Ich hatte eine Decke ungewickelt und eine Jacke als Kopfkissen untergesteckt bekommen. Langsam öffnete ich meine Augen, so als wollte ich es nicht wahr haben wieder mein reales Leben führen zu müssen. Ich warf einen Blick aus dem Fenster und konnte Valentin von weitem erkennen. Er stand vor dem Eingang der Tankstelle und sprach lachend mit einem anderen Mädchen. Ich konnte nur die Bewegungen erkennen. Doch ich wusste, dass dieses Mädchen eine pure Schönheit war. Ein Stich von Eifersucht traf mich in mein Herz. Ich bildete mir ein, ein kleines Stück Herz erneut verloren zu haben. Als Valentins Blick den Meinen traf, drehte er sich ohne übertriebener Verabschiedung um und schlenderte auf sein Auto zu.
Um Punkt 18 Uhr hielt das Auto vor dem Internat an. Ein komisches Gefühl kam in mir hoch. Es hatte etwas von Angst und Verzweiflung in sich. "Ich will da nicht rein.", murmelte ich betrübt vor mich hin. "Kann ich dich noch ein Stück begleiten?", bittete er mich mit beschützender Stimme. Eigentlich wollte ich es nicht. Doch ich nickte. Er trug hilfsbereit meinen Koffer zur Türe und wir traten ein. Jede Menge Mädchen standen rum. Alle glotzten mich an. Zuerst machte ich mir Gedanken darüber. Vieleicht hatte ich wo einen Fleck. Doch dann war es mir gleichgültig. Die meisten kannte ich, doch ihre Begrüßungen ignorierte ich. Ich hatte keine Lust so zu tun als würde ich mich glücklich schätzen hier zu sein. Schnurstracks ging ich die Treppen hoch in Richtung mein Zimmer. Gefolgt von Valentin. Komisch, dachte ich mir. Jedesmal wenn ich hier hoch gehe trägt jemand meinen Koffer hoch. Letztes Mal war es Gianni. Genau als sein Name in meinem Gehirn erschien, tauchte er auf. Er musterte mich mit einem skeptischen Blick. "Pass auf, dass du nicht abbrichst. Die Schokolade, die ich dir gab, hast du dann wohl nicht gegessen.", maulte er mich provozierend an. Mir blieb die Spucke weg und bevor ich etwas sagen konnte mischte sich Valentin ein. "Halt du lieber Mal deinen Mund bevor du andere fertig machst. Hast du kein eigenes Leben oder wieso mischt du dich in Luisa ihres ein? An deiner Stelle würde ich aufpassen, dass du auch nur ein so halb perfektes Mädchen wie Luisa abbekommst.", fuhr er Gianni mit leicht arroganter Stimme an. Anscheinend hatte bis zu diesem Augenblick noch nie jemand den Mut dazu gehabt Gianni die Meinung zu sagen. Er stand wortlos da und starrte uns an. Als er endlich verschwand, gab er mir im Vorbeigehen einen ziemlich starken Schubs, sodass ich in Valentin viel. Er hielt mich fest und fragte besorgt ob alles okay wäre. Dankbar nickte ich und öffnete meine Zimmertüre. Das Zimmer war noch leer. Hannah war wohl noch zu Hause und wo Fio abblieb wusste ich noch weniger. Wir hatte die Tage garkeine Kontakt. Irgendwie schade. Ich vermisse die Zeiten, als wir zusammen jeden Freitsg Abend durch die Straßen und Bars schlenderten und uns die Seele aus dem Leib tanzten. Valentin legte meinen Koffer vor meinem Kasten ab und kam auf mich zu. "Ich hab da noch was für dich.", berichtete er mir grinsend, während er einen kleinen Umschlag mit Geschenkssack rausholte. Ich nahm es verwundert entgegen. "Öffne es wenn ich weg bin!", fügte er noch hinzu. Ich musste grinsen. Überraschungen. Ich liebte Überraschungen. Schnell verstaute ich Valentins Geschenk in meinem Nachttischchen und sperrte es ab. Am Weg zu Auto wurden ich von Malis überrumpelt. "Luisa, ich muss mit dir reden", plapperte sie drauf los. Ich musste sie wohl oder übel stoppen uns stellte sie Valentin vor. Gemeinsam brachten wir ihm zu seinem Auto. Zur Verabschiedung umarmte er mich. Doch er umarmte mich etwas zu lange, um nur als Freunde zu gelten. "Pass auf dixh auch und ruf mich Notfalls an", flüsterte er mir liebevoll in mein Ohr. Als ich seine Stimme so nahe an mir spürte, kribbelte alles in mir. Es war als würden tausende Schmetterlinge in meinem Bauch förmlich explodieren. Aber ich denke, jedes Mädchen kennt dieses Gefühl. Und jedes Mädchen hat diesen einen Jungen, den sie nie vergessen wird, weil sie es nicht kann. Denn er gab ihnen viel zu viele Erinnerungen an viel zu vielen Orten. Den einen Jungen, für den sie immer Gefühle haben wird, die nie aufhören werden.
Als Valentin wegfuhr, spürte ich ein unbekanntes Gefühl in mir. Vermisste ich ihn etwa schon? Ich kannte ihn doch erst seit so kurzer Zeit.. "Lusia? Hörst du mir überhaupt zu?", holte mich Mails zurück aus meinen Gedanken. "Ähh, entschuldige. Was hast du gesagt?", hackte ich nach. "Ob du dich in Valentins Augen verloren hast, hab ich dich gefragt". Sie probierte mich sichtlich noch mehr zum Erröten zu bringen. Lachend verneinte ich ihre irrsinnige Frage. Er war mein Stiefbrunder? Das durfte ich wahrscheinlich nichtmal.
Der Tag verging nicht gerade schnell. Ich habe hier auch überhaupt nichts vermisst. Garnichts.
Abends saß ich dann mit Hannah im Zimmer. Es war wieder wie früher. Wir redeten über Gott und die Welt. Sie erzählte mir von ihrem Wochenende. Von Chris. Von ihren Eltern. Sie bekommt ein kleines Geschwisterchen. Natürlich freute sie sich darüber. Ich wiederum verstand sie nicht. Wie konnte man sich bitte über einen kleinen, schreienden, vielfraß freuen? Das Gespräch verlief ziemlich normal. Naja. Bis zu dieser einen Frage von Hannah. Die eine Frage, die mich zum nachdenken brachte.
Meiner Meinung nach ist das Kapitel etwas langweilig, aber das nächste ist schon in Arbeit und ist jetzt schon toll :)
Voten & Kommentiern !!
DU LIEST GERADE
Wild-One
Romance"Es wird alles gut Luisa. Ich werde hier auf dich warten." Seine Worte wiederholten sich Mal für Mal in meinem Kopf. Ich bin Luisa. 16 Jahre alt und Scheidungskind. Der neue Junge an meinem Internat stellte natürlich ebenfalls alles auf den Kopf dan...