Kapitel 1

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"Luisaa!! bist du bald fertig?", rief meine Mutter stressig in Richtung meins Zimmers. Ich meinte nur "Jaja, habs gleich", zurück. Heute fuhr ich wieder ins Internat. Winterferienschluss. Ich hätte jedoch noch ein paar Tage mehr von den Ferien gebraucht. Noch etwas faul zuhause liegen, Snowboarden gehen und den warmen Hüttentee geniesen. Draußen schneite es. Die halbe Straße war mit Schnee bedeckt und die Räumungsgeräte kamen kaum hinterher. Irgendwie ja romatisch. Aber ich bin gerade nicht in Stimmung dazu. Ich blickte in den Spiegel. Ich war 1Meter 69cm groß, oder klein wie mans will. Meine braunen Haare hingen lockig fast bis zu meinem Bauchnabel. Ich war nicht besonders dünn, aber auch nicht dick. Ich denke, ich war ziemlich normal. Zumindest sagten das immer alle. Ich fühle mich trotzdem dick. Naja. Ich denke aber, so gut wie jedes Mädchen in meinem Altern fühlt sich unwoh in ihrem Körper, oder will ihn verbessern. Jedenfalls heiße ich Luisa und bin 16 Jahre alt. Schnell zog ich mir noch meinen beigen Pulli über und meine warmen Winterschuhe an. Mit einer Jacke und meiner Tasche in der einen Hand und einem ziehmlich großen Koffer in der anderen Hand ging ich zum Auto. Meine Mutter stand hektisch mit meinem anderen Koffer da und lud alles ein. "Nichts vergessen?", murmelte sie abwesend. Ich nickte bloß. Ich wusste nicht, was ich mit ihr reden soll. Seit sie sich von meinem Vater getrennt hatte, war zwischen uns eine komische Stimmung. Angespannt irgendwie. So als wäre plötzlich eine Wand zwischen uns. Den Grund für die Trennung sagte sie mir nicht. Ich vermisste meinen Vater sehr. Zuletzt sah ich ihn vor einer Woche, als er mir mein Weihnachtsgeschenk nachbrachte. Es war eine Kette. Eine eine Kette aus Weißgold mit einer Perle als Anhänger. Die Kette war wunderschön. Ich trug sie seitdem jeden Tag. Es fühlte sich so an, als hätte ich immer ein Stück Papa an mir.

Jetzt sitzte ich also im Auto meiner Mutter und wir fuhren in Richtung Internat. Ich kramte in meiner Tasche nach meinem iPod um Musik zu hören. Durchs Schneechaos hindurch fuhren wir etwas aus der Stadt raus aufs Land. Der Schnee flog vom Himmel, als würde ein Weltuntergang anstehen. Der Himmel verdunkelte sich etwas und machte das Ganze noch etwas mystischer. Das Internat war nicht sehr modern. Aber das störte mich nicht. Ich besuchte es schon seit Ewigkeiten. Für mich war es wie ein zweites zu Hause. Es wirkte so beruhigend und irgendwie heimisch. So als ob es errichte wurde, um darin Kinder die von ihren Eltern vernachlässigt worden waren großzuziehen. Es waren etwa 1000 Schüler an der Schule. Darunter auch meine beste Freundin Hannah. Ich kenne sie schon ewig. Wir hatten eine Zeit lang keinen Kontakt mehr, aber eines Tages trafen wir und im Internat wieder. Ich konnte mit ihr einfach über alles reden und sie machte auch jeden Blödsinn mit. Mit den Worten: "Wir sind gleich da, mein Häschen", holte mich Mum aus meinen Gedanken zurück in die Realität. Lustlos stellte ich die Musik ab und packte alles zurück in meine schwarze Handtasche.

Vor der Schule standen schon viele Autos. Ich stieg aus. Inzwischen hatte schneite es sogar noch stärker. Ich hatte damit zu kämpfen alles aus dem Auto zu befördern und mich dabei trocken zu halten. Die Hausmeister versuchten den immer neu fallenden Schnee beiseite zu schaufeln. Trotzdem war alles weis. Wunderschön. Es sah aus wie in einem Märchenland. Der Park vor dem Internat war mit einer weisen Zuckerdecke überzogen. Die leichten Sonnenstrahlen, die durch die Wolkendecke durchbrachen, liesen die einzelnen Schneeflocken glitzern. Ich nahm meine beiden Koffer und meine Tasche, verabschiedete mich von Mum und ging los. Ich stapfte über den freigeschaufelten Weg zur riesigen Eingangstüre. Der Abschied von meiner Muter fiel mir heute garnicht so schwer wie sonst. Ich betrat das schon etwas ältere Gebäude und ein Stoß warmer Luft kam mit entgegen. Früher, als Papa den Ofen zuhause einheizte, kam mir ein änlicher Luftstoß entgegen. Ich spürte wie sich meine Augen etwas mit Tränen füllten und sich ein Kloß in meinem Hals bildete. Schnell verdrängen, dachte ich mir nur. Ich zerrte meine Koffer die Treppen hoch, denn ich hatte bei Gott nicht die Lust Stunden beim Warten auf den Aufzug zu verbringen. Ich bemühte mich mühevolle alles gleichzeitig nach oben zu befördern, spürte aber wie ich wie ich leicht zu schwitzen begann. Und zu aller letzt fing nun auch mein Handy an zu vibrieren. Genervt schnaufte ich tief auf. Konnte der erste Tag hier noch besser beginnen?


"Warte ich kann dir helfen", nahm ich von hinten einen tiefe männliche Stimme wahr. Ich spürte wie mir jemand einen der schwereren Koffer aus der Hand nahm. Die hand war kühl und al sich sie berührte zog sich mein ganzer Körper zusammen. Schnell zückte ich mein Handy und drehte es auf Stumm. Erleichtert und verwundert drehte ich mich um und blickte in wunderschöne blau glänzende Augen. Der Junge lächelte mich an. Ich musterte ihn. Er musste neu hier sein. Ich habe ihn noch nie hier gesehen und soein Hübschling wäre mir nie entgangen. Ich musterte ihn erneut von oben bis unten. Er trug eind schwarze verwaschene Jeans, kombiniert mit einem weisen Shirt, dass nur etwas unter seinem grauen Pullover durchblickte. Auf seinen dunkelbraunen, fast schwarzen Haaren bildeten sich noch ein paar funkelnde Schneeflocken ab. Seine Haare trug er an den Seiten kurz mit Undercut und nach oben hin fielen die etwas längeren Haare nach hinten und zur Seite. Noch etwas verschlafen strich er sie sich mit einer kurzen Handbewegung elegant nach hinten. "Kein danke Hübsche?", meinte er grinsend und zwinkerte mir provokant zu. Verlegen fasste ich Wort und erwiderte:"Doch. Danke" Seine fesselnden Augen brachten mich komplett aus der Fassung. Wie konnten Augen nur soein tiefes Blau haben?Und außerdem? Seit wann waren Jungs so hilfsbereit? In meiner ganzen Internatszeit trug mir noch nie jemand die Koffer hoch. Naja. Vielleicht konnte ich mich jetzt ja dran gewöhnen. Ich schleppte meinen anderen Koffer voran und spürte eine durchlöchernden Blicke in meinem Rücken. "Noch weit? Sonst kannst du die Steine in deinem Koffer selbst schleppen.", meinte er sarkastisch und lachte. Seine weißen Zähne strahlten mir entgegen und brachten mich noch mehr in Verlegenheit. "Nene, gleich da. Und so schwer ist der Koffer jetzt auch nicht. Vielleicht bist du einfach zu schwach.", maulte ich frech zurück. Lachend schüttelte er seinen Kopf und murmelte irgendetwas vor sich hin, dass ich nicht mehr ganz verstehen konnte. Seine Augen gingen mir nicht aus dem Kopf. Am Weg zu meinem Zimmer kamen mir etliche Mädchen entgegen die mich mit neidischen Blicken musterten..

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