Ich riss wütend die bedruckten A4 Zettel von meiner Zimmertüre. Es mussten hunderte sein. Hunderte von Bildern, auf denen ein Bild von meinem Kopf an viel zu magere, viel zu dicke, und hässliche Körper einbearbeitet wurde. Mein Gesicht wurde mit Photoshop verändert und auf einem wurde mir eine Hexennase verpasst, auf einem anderen Warzen und Damenbart. Der Anblick war kränkend und mein Selbstbewusstsein erlitt einen tiefen Schnitt. Doch ich stand darüber. Über den der verdammten Schlampen. Das Schlimmste hierbei waren jedoch nicht die Fotos, nein immerhin wusste ich ja, dass ich gut aussah. Es waren die beistehenden Sprüche. 'Sie ist so hässlich, weil sie sich nicht im Spiegel sehen kann. Die zerbrechen immer, wenn sie sich nähert.' Oder 'Du nimmst jemand anderen doch bloß die Luft zum Atmen.' Doch die Sprüche fielen noch unter die Harmloseren. Wieso? Wieso machte man soetwas? Mit einem Blick dem Gang entlang, konnte ich noch weitere Flugzettel an Türen und Fenster klebend erkennen. Das ging eindeutig zu weit. Doch wenn ich zur Direktion gelaufen wäre, wäre es bloß noch schlimmer geworden. Sie hätten das bekommen was sie wollten. Hasserfüllt riss ich meine Zimmertüre auf. Auf dem Weg zu meinen Zigaretten rannte ich Hannah, die mich nur verwundert musterte, um. Ich schnappte mir mein Feuerzeug, die Packung Zigeretten und Malis und verlies in schnellen Schritten das verdammte Internatsgebäude. Auseratem lies ich mich an der Bank nieder, an der Malis und ich meinen ersten Joint rauchten. Hastig nahm ich eine Zigarette in den Mund und zündete sie an. Ein tiefer Zug in die Lunge und meine Wut wurde schon etwas weniger. Was bildeten die sich bitte ein? Was wollen die bitte erreichen? Fragte ich Malis mit ziemlich lauter Stimme. Sie war mir den ganzen Weg hierher gefolgt. "Beruhig dich erstmal. Die sind das doch nicht wert. Das bekommen die drei Schlampen alles zurück. Warts ab.", versuchte mich Malis etwas zu beruhigen. Doch es gelang ihr nicht. Hasserfüllt sprang ich auf und trat mit meiner gesamten Kraft und Wut gegen die alte Holzbank. Sie war anscheindend schon etwas zu alt und leider auch zu morsch um diesem Tritt standzuhalten, wodurch sie in sekundenschnelle in sich zusammenbrach und Malis erschrocken am Boden landete. Ein kleines Grinsen überlief mein Gesicht. Hilfsbereit streckte ich ihr meine Hand entgegen. "Sorry, komm ich helfe dir auf", schob ich lachend nach. Etwas ernster entgegente sie mir: "Wenigstens zeigst du wieder dein perfektes Lächeln". Grinsend standen wir nebeneinander. Die noch etwas kalte Aprilluft umflog meinen Kopf und zauberte mir Gänsehaut über meinen Körper. Auch wenn die Sonne ein paar Strahlen durchblitzen lies, erwärmte sich hier nichts. Ich konnte den Sommer kaum erwarten. Die lästige Kälte und der Regen ging mir schon ziemlich auf die Nerve. "Wollen wir nicht wieder reingehen? Wir könnten in mein Zimmer gehen, da lassen sie dich in Ruhe?", bot mir Malis freundschaftlich an. Ein Gefühl, welches ich zu Liebe ordnete, überkam mich. Aber nicht die Art von Liebe, die mich bei Valentins Anwesenheit überkam, nein eine Art Liebe wie sie unter besten Freundinnen nunmal vorhanden war. Ich fiel ihr um den Hals und schluchzte ihr ins Ohr. "Danke, dass du zu mir stehst. Danke für deine Freundschaft".
Zurück im Zimmer saßen wir in ihrem Zimmer und ich erzählte ihr von meinem neuen Zuhause. Von dem riesigem Haus, Thomas, Julia, dem Strand und Valenin. Doch die plötzlichen Brechreize nach jeglicher Nahrungszufuhr erwähnte ich nicht. Wieso denn auch? Ist doch nur nebensächlich. Ich bemerkte, wie Malis immer wieder einen Blick auf die Uhr warf. Dabei fielen ihr einzelne dunkelrote Haarsträhnen ins Gesicht, die sie gekonnt zurück hinter ihr Ohr schob. "Auf was wartest du?", sprach ich sie neugierig an. "Nichts, naja. Eigentlich auf den Beginn des Abendessen. Ich verhunger schon halb. Du nicht?",meinte sie etwas verunsichert. Eigentlich war ich nicht wirklich hungrig. Dass mein Bauch knurrende Geräusche von sich gab, deutete ich schon lange nicht mehr als Hunger. Eher als Zeichen, dass meine Diät Erfolge zeigte. Malis warf mir einen skeptischen Blick zu. "Darf ich dich bitte was fragen? Und lüg mich bitte nicht an. Okay?", fragte sie mich mit vorsichtiger Körpersprache. Mein Nicken bejahte ihre Frage und sie fuhr fort. "Wann hast du das letzte Mal etwas gegessen? Und wie lange willst du das noch machen? Du bist schon um so vieles dünner als ich. Bitte sei mir nicht böse, aber ich mach mir Sorgen. Ich will nicht so klingen wie Ellie und ihr Gefolge, doch wenn du weiterhin so viel abnimmst kann das schlimm enden. Magersucht...", plapperte sie mit ernsthaft besorgtem Blick weiter. Ich hörte bloß mit halben Ohr zu und als sie anfing mir etwas von Magersucht vorzuhalten, schaltete ich komplett ab. Ich musste mir so ein Gelaber nicht auch noch von ihr anhören. Wozu auch? Mein Gesicht vereiserte sich und ich blockte ab. "Magersucht? Magersucht ist etwas komplett anderes. Auserdem bin ich nicht dünner als du. Niemals. Deine Figur ist perfekt. Lüg mich doch bitte nicht an.", ärgerte ich mich. Ich sah genau wie Malis ihre Augen überdrehte. "Glaub doch wenigstens mir! Sehe ich so aus als würde ich dich anlügen? Aber egal. Kommst du jetzt mit zum Abendessen oder lässt du es auch ausfallen?", provozierte sie mich bewusst. Genervt erhob ich mich und meinte im Gehen, wo sie bleibe.
Im Speisesaal war zum Glück noch genug frei und wir nahmen auf einem eigenen Tisch im hinteren Eck platz. Ich kann mich noch genau daran erinnern. Es gab Fischstäbchen mit Gemüse und Salat. Zum Nachtisch boten sie uns Pudding an. Fischstäbchen konnte ich noch nie leiden. Ich war nicht heiß drauf, mir zerstückelte Greten und wer weis was noch in meinen Mund zu stopfen. Also entschied ich mich für das Gemüse, welches aus einem Karotten, Mais, Erbsengemisch bestand und den Salat mit Joghurtdressing. Schon beim Lesen der Tafel mit den angebotenen Gerichten begann ich mir die Kalorien im Kopf zusammenzurechnen. Geschätzte 200 kcal zwang ich mich jetzt zu essen. Das mit dem Kalorienzählen funktionierte schon wie von alleine. Ich wusste wie viel Kalorien in einem Apfel, einer Schokolade oder anderen Dingen steckte. Mein Handyapp verriet mir alles. Alles was mir zu viel Kalorien besaß lies ich weg. So wie die panieren, in Fett triefenden Fischstäbchen. Jeder normale Mensch in meinem Alter aß durchschnittlich 1500 kcal pro Tag. Doch ich hielt das für überdurchschnittlich viel. Immerhin hatte ich ja vor abzunehmen. Als ich bereits fertig war, kam Gianni an unseren Tisch. Unser letztes Gespräch war eine gefühlte Ewigkeit her. Doch als er sich näherte spürte ich in meinem Bauch ein Kribbeln. Nur ein Kleines. Nur ein wenig. Fast nicht erkennbar. Doch es war da. Und einen Stich im Herz. Nur einen kurzen. Einen Traurigen. Der trotz all den verdrängten Erinnerungen schmerzte. "Darf ich mich setzten?"; fragte er mich mit einer verunsicherten Stimme, die ich von dem selbstverliebten Gianni nicht gewohnt war. Mit einem hasserfüllten Blick antowortete ich ihm: "Ja, aber bei der ersten unangebrachten Aussage ist dein Gesicht voll mit meinem restlichen Dressing!". Er nickte grinsend und fragte lachend ob mir der Abräum und Abwaschdienst wirklich schon so sehr fehlt, dass ich eine neue Essenschlacht starten musste. Ein breites Grinsen zauberte sich wie von alleine in mein Gesicht. Nach einer Zeit brach Malis das unangenehme Schweigen, indem sie erklährte sie würde nur kurz aufs WC gehen. Nur Sekunden nachdem sie den Tisch verlies, trafen sich Giannis und mein Blick. Ich hörte seine etwas schüchtern klingende Stimme. "Wollen wir morgen Nachmittag in die Stadt gehen? Reden? Ich lade dich auf Kaffe, Kakao und Kuchen ein. Oder woraufimmer du Lust hast?" Was sollte ich jetzt sagen? Sollte ich ihm vertrauen? Und bevor ich ihm antworten konnte saß Malis schon wieder neben mir und Gianni verlies mit den Worten: "Um 20Uhr vorm Internat.". Ich nickte. Natürlich wollte Malis sofort wissen worüber wir sprachen. Aber wie sagt man so schön? Reden ist Silber, Schweigen ist Gold. Man muss ja nicht immer alles weitererzählen.
Punkt 20 Uhr stand ich vor der dicken alten Eingangstüre aus Holz vor dem Internat. Doch von Gianni war keine Spur. Ungeduldig warf ich immer und immer wieder einem Blick auf meine Handyuhr. 20:03 - 20:05 ... doch nichts. Ich überlegte bereits wieder reinzugehen, mich in die Badewanne zu legen und einfsch nal abzuschalten, als mich plötzlich jemand an der Taille packt und zu sich zieht. "Wartest du schon lange?", wisperte mir Giannis selbstbewusste Stimme ins Ohr. Etwas erschrocken gab ich ihm ein genervtes "Wollte gerade gegen", zurück. Er zuckte blos mit den Schultern. "Wollen wir ein Stück gehen?", fragte er mich, so als ob nie etwas zwischen uns gewesen ist. "Ja okay, aber nicht so lange mir ist vor lauter warten etwas kalt geworden.", antwortete ich ihm während ich ihm tief in seine Augen blickte. Seine wunderschönen eisblauen Augen. Nach einigen Schritten kamen wir ins Gespräch. Er fragte mich, wie es mir mit meiner neuen Familienlage geht, wie das neue Haus ist und die neue Stadt. Er gab mir das Gefühl, als würde es ihn wirklich interessieren, und so antwortete ich ihm auch ausgiblich. Ich konnte ihm alles erzählen. Wie ich Thomas fand, dass ich das Gefühl hätte meiner Mutter egal zu sein und noch vieles mehr. Und in dem Moment als ich von Valentin anfanfen wollte zu erzählen, fiel mir meine Zigarette, die bereits nur mehr zur Hälfte rauchbar war, auf den nassen Straßenasphalt. Vielleicht war dies ein Zeichen. Ein Zeichen wohl besser nichts von Valentin zu erzählen. Zumindest nicht in Giannis Gegenwart. Doch er sprach mich darauf an. Nicht direkt. Nur auf den Jungen, der mich neulich begleitet hatte. Und er wollte es genau wissen. "Wer war das? Und woher kennt ihr euch? Der wilö dich. Der will dich ficken. Magst du ihn? Bist du in ihn verliebt?......
Ich hoffe, euch gefällt das neue Kapitel. Ich gebe mir Mühe jetzt wieder öfters Updates zu machen. Wenn jemand Ideen hat, wie es weiter gehen könnte, einfach in ein Kommentar schreiben. Ich freue mich auch über die Votes. Viel Spaß euch noch beim weiterlesen ♡
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Wild-One
Romance"Es wird alles gut Luisa. Ich werde hier auf dich warten." Seine Worte wiederholten sich Mal für Mal in meinem Kopf. Ich bin Luisa. 16 Jahre alt und Scheidungskind. Der neue Junge an meinem Internat stellte natürlich ebenfalls alles auf den Kopf dan...