Im Zimmer stellte er meinen Koffer ab. "Danke", sagte ich nochmal mit etwas Sarkasmus, aber trotzdem dankbar. Er grinste nur schief und schob sich seine große Umhängetasche über die Schulter. Ich konne nochmals seine strahlend weißen Zähne erkennen. Er sah auch wirklich gut aus, dachte ich mir. Durchtrainierter Körper. Hollywoodlächeln. Eisblaue strahlende Augen. Verdammt. Er warf mir ein scharmantes Lächeln zu. Er musste bemerkt haben, dass ich ihn anstarrte. Um mich noch etwas mehr bloß zustellen sagte er eingeblidet, aber irgendwie sympatisch: "Du kannst auch ein Foto machen, wenn dir gefällt was du siehst, kostet aber und ich muss jetzt los!". Und bevor ich noch etwas sagen konnte, war er weg. 'Arrogant und eingebildet' schoss es mir vorschnell durch den Kopf. Doch dann kamen mir wieder seine Augen ins Bild, und ich vergaß einfach alles...
Ich öffnete meinen Koffer und fing an, meine Klamotten in den Kasten neben meinem Bett einzuräumen. Der Kasten war zwar nicht sehr groß, trotzdem musste alles hinein passen. Im Koffer leben wollte ich ja schließlich auch nicht. In meinem Zimmer waren noch 3 weitere Betten. Eins davon gehörte Hannah. Zu jedem Bett gehörte auch ein kleines Nachttischchen. Sogar absperrbar. Die Betten waren ca 1m40 breit und aus weißen Stahl. Es befanden sich Verschnörkelungen am Kopf und Füßteil. Richtig für ein Mädchen eben. Die Jungs hingegen hatten einfache schwarze Betten. Auch 4 Schreibtische befanden sich in dem Zimmer. Sie waren ebenfalls schon älter und mit weißem Lack, passend zu den Betten, übermalt worden. Noch von vor den Ferien hatte ich auf meinem Schreibtisch ein paar Fotos von meiner Familie und Freunden stehen. Ich kramte in meinem Nachtkästchen nach meinem Tagebuch. Ja, ich schreibe Tagebuch. Seit mehr als 2 Jahren. Es half wirklich. Es half wenn einem niemand verstand.Und das geschah bei mir ziemlich oft.
Endlich hatte ich meine Koffer fertig ausgepackt und saß auf meinem Bett als Hannah gestresst ins Zimmer kam und ihre Sachen erstmal auf ihr Bett fallen lies. "Luisaa!", schrie sie vor Freude auf und fiel mir herzhaft in die Arme. Ich bekam ihre blonden langen Haare ins Gesicht gedrückt. "Ich habe ein paar neue Jungs gesehen", erzählte sie mir mit leuchtenden grünen Augen. Sie war wunderhüsch. Ihr naturblonden Haare hingen gelockt bis etwa zur Brust. Ihr Gesicht war etwas rundlich, und in der Mitte befanden sich stechen grüne Augen. Wäre ich ein Junge würde ich natürlich sofort etwas mit ihr am Laufen haben. Sie hat eine verzauberne Ausstrahlung und ist das Synonym für perfekt. Sie plapperte von ihren Winterferien, erzählte von Weihnachten und ihren Verwandten. Leider schwanken meine Gedanken immer und immer wieder ab. So konnte ich nur die Hälfte von dem Erzählten verstehen. Trotzdem versuchte ich aufmerksam zu nicken und ihr ein Lächeln zu schenken. Als sie ihre Sachen endlich alle ausgepackt hatte, beschlossen wir in den großen Aufenthaltsraum zu gehen. Vielleicht trafen wir ja jemanden.
Es war nicht sehr viel los. Ein paar Mädchen saßen auf den Couchen und ein paar Jungs spielten Tischfußball. Laut grölten sie beim Siegen. Sie sahen dabei richtig gut aus. Die Jungs meine ich. Wie gefesselt starrte ich sie an. Einer stach besonders heraus. Er strich sich lässig mit einer Hand die Haare zurück, die ihm immer wieder in sein makantes Gesicht fielen. In einem unerwarteten Moment blickte er auf. Ich spürte wie seine eisblauen Augen direkt in meine Blickten und ich bin mir sicher, dass ich ein kleines flirtendes Zwinkern sah. Um es nicht noch auffälliger zu machen, schwenkte ich meinen Blick ab und eine Haarsträne fiel in mein Gesicht. Hannah, die gerade mit ein paar Mädels über irgendwelche Modetrends sprach, blickte mich verschörerisch an. Der Junge lies mich anscheinend nicht aus den Augen. Doch ich versuchte ihn nicht zu beachten. Meine Blicke schwankten weiter durch den Raum. Eigentlich kannte ich ja die meisten hier. Mein Blick glitt den Bänken entlang weiter bis zu Elli, Daria und ihrer Clique. Ich hasste sie und sie hasste mich. Es war schon immer so gewesen. Den Grund dafür gab ich ihr anscheinend schon in der Unterstufe, doch sie konnte mir den Grund nie sagen. Wir versuchten einfach, so gut es geht, einander aus dem Weg zu gehen. Doch das funktionierte natürlich auch nicht jedes Mal. Irgendwann bemerkte ich, dass wir immer noch in der Türe standen. Hannah gab mir einen leichten Stoß in die Seite, als sie mit ihrem Tratsch fertig war und deutete auf die Jungs. Der Stoß war jedoch stärker gewesen, als erwartet. Ich hatte ihn a schließlich überhaupt nicht erwartet. Ich verlor das Gleichgewich tund versucht mich an etwas festzuhalten, fand aber nichts und donnterte gegen die Türe und die einzige Stufe hinunter. Ich Tollpatsch. Ich musste etwas Lachen. War doch klar, dass das genau mir passierte. Alle drehten sich erschrocken nach mir um, weil ich doch ziemlichen Lärm machte. Hannah konnte nicht anders als ebenfalls laut los zu lachen. "Alles ok bei euch Mädels?", hörte ich eine bekannte tiefe Stimme fragen. Es war wieder der Junge von vorhin. Ich nickte verlegen und sah direkt in sein fesselnden blauen Augen. Sie starrten mich unfassbar an. Sie wirkten sehr eindringlich, so als würde er mit jedem Blick mehr in mich hineinfühlen und meine Gedanken lesen können. "Versuchs mal mit Gleichgewicht halten", schob er noch 'cool' nach. Ich hörte Ellis gespielt lautes Lachen. War ja absehbar, dass sie ein Auge auf diesen Jungen gewofen hatte. Konnte sie ja. Mich interessierte er a sowieso nicht. War ja nur ein weiterer Junge an dem Internat. "Hahaha", gab ich ihm mit merkbarer Ironie zurück. Alle hatte sich wieder in ihre Aktionen vertieft, doch er stand immer noch bei mir. Er streckte mir seine Hand entgegen und half mir dann doch wieder auf die Beine. Als sich unsere Hände berührten, spürte ich wie auch er etwas zusamenzuckte. Ein kribbeln durchfuhr meine Blutgefäße und meinen Nerven schienen zu expoldieren. Warum auch immer. Seine Händer waren gleich kühl wie vorhin und schienen sich nicht aufgewärmt zu haben. Er half mir auf und zog mich an sich. "Kalte Hände - heiße Liebe", hauchte er mir ins Ohr, während er mich noch näher an sich ran zog. Eine Schicht Gänsehaut bildete sich über meinen Rücken hinab. Das gab mir den Rest. Ich hoffte innerlich, nicht komplett rot anzulaufen. Bevor ich den Moment aber richtig geniesen konnte, war er beendet und die Jungs vertieften sich alle wieder ins Tischfußballspielen. Wie konnte es bitte so interessant sein einen dämlichen kleinen Ball in ein kleines Tor zu bringen? Mit Fußball konnte ich mich eben nicht anfreunden.
Einige Zeit, blieben wir noch im Aufenthaltsraum. Ich wurde von Links und Rechts freundschaftlich begrüßt und erzählte von meinen Ferien. Auch wenn ich dabei die meisten Details über meine persönlichen Empfindungen auslies, schien es ein paar Mädels brennend zu interessieren. Der Tag verging und igrendwann lies auch der Schneefall nach. Leider. Es wird dunkler und der helle schnee leutete in der Dunkelheit. Abends, nach dem Essen erhielt ich einen Anruf. "Papa", stand in Blockschrift auf dem Touchscreen meines Handys. Zittrig hob ich ab. In mir zog sich alles zusammen. ich hätte mir nie vortellen können, dass eine Scheidung der Eltern wirklich so herzzereißend sein konnte. Es kam mir so vor, als wurde ich nun in ein neues Leben gequetscht, dass garnicht meines war. Als seine Stimme erklang griff ich wie in Hypnose zu der Kette, die ich von ihm bekommen hatte. Wir tauschten ein zwei Sätze aus und beendeten unser Gespräch wieder. Es war nicht persönliches, eher sachlich. Denn auch er wusste nicht so recht, was sagen. Ich riss mich zusamme nund versuchte, meine gläsrigen Augen zu verstecken. Ich wollte keine Gefühle zeigen. Doch irgendwann konnte ich es nicht mehr unerdrücke. Eine kleine Träne bildete sich in meinem Auge. Sie bahnte sich ihren Weg über meine Wange und tropfte auf den Bezug meines Bettes, auf dem ich schon schlafbereit saß.
Hallo! Viel Spaß beim Weiterlesen und ich freue mich immer sehr über neue Leser, Reads und Kommentare!!
-H.
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Wild-One
Romance"Es wird alles gut Luisa. Ich werde hier auf dich warten." Seine Worte wiederholten sich Mal für Mal in meinem Kopf. Ich bin Luisa. 16 Jahre alt und Scheidungskind. Der neue Junge an meinem Internat stellte natürlich ebenfalls alles auf den Kopf dan...