Frust

262 14 1
                                    

Erinnern wir uns zurück an meine Worte ganz vom Anfang. 

Ich wollte nie in meinem Leben die wahre Liebe finden. Ich bin eine Verbrecherin, da ist für liebe kein Platz. Wir lernten uns kennen, vertrauten uns mehr als wie sollten, heirateten früher als gedacht und wurden auch früher schon wieder getrennt, als uns lieb war... Genau das hasse ich an der Liebe. Sie wird enden. Keiner weiß wie, doch sie endet und einer wird zurückgelassen. 

Und davor hatte ich all die Jahre angst. Jetzt wisst ihr, wie ich in diese Situation geraten bin und ich weiß nicht einmal, ob ich es hier überhaupt lebend heraus schaffe. Oder überhaupt jemand. Ich hätte dem Überfall nie zustimmen sollen. Ich hätte Nairobi aufhalten sollen. Sie hätte nicht den Teddybären bekomme sollen. Ich hätte sie nicht alleine lassen sollen.

Ich hob den Kopf und schaute in den Spiegel vor mir. „Du hättest so vieles anders machen können!“ schrie ich und schlug in mein Spiegelbild. Der Spiegel zersprang, die Scherben schnitten meine Knöchel und Finger auf. Mein Blut lief ins Waschbecken und wieder überkam mich die Trauer. Ich konnte mich auf den Beinen nicht halten und sackte auf die Knie, meine Hände ruhten derweil noch immer auf dem Waschbecken. Ich fühlte mich nutzlos und all diese Emotionen machten mir zu schaffen. So war ich nur eine Last. Ich konnte nicht klar denken, da mich die Trauer von innen kaputt machten. Selbst wenn ich wollte, verweigerte mein Körper sich, auch nur irgendwas zu tun. Ich konnte nicht eben umschalten auf „Hauptsache Funktionieren“. Ich wollte und konnte nicht mehr und das wussten die anderen. Ich wurde in ihren Plan nicht eingeschleust. Das Risiko das ich einen Fehler mache, Gandía verletzte oder mich gar selbst umbringe war zu hoch. Sie hielten mich raus aus dem ganzen. Plan Paris wurde ohne mich vollzogen, doch das wohl mit Erfolg. Denn während ich in meinem Blut und den Scherben saß, hörte ich das Jubeln der anderen. „Für Nairobi!“ riefen sie immer wieder. „Für Nairobi.“ hauchte ich leise und sah auf meinen Ehering. „Für meine Frau..“ ich hielt mich am Waschbecken fest und zog mich auf die Beine. Ich wusch das Blut ab und zischte, als das Wasser über die Wunden lief. „Ich werde hier lebend herauskommen und werde meinem Kind einst von dir erzählen, Nairobi..“ ich sah in den zerbrochenen Spiegel, „Und was auch immer es wird, ob Mädchen, Junge oder irgendwas dazwischen. Es wird den Namen Ibiza bekommen.“ ich holte tief Luft und spritzte mir das kalte Wasser ins Gesicht, eher ich mich einmal schüttelte und nochmal im Spiegel betrachtete, „Das Schulde ich dir.“

„Tokio.“ als diese mir auf dem Flur entgegen kam, fing ich sie ab, „Was hast du getan?“ sie bemerkte die Schnitte an meinen Hände, „Wo ist Lissabon?“ ich ging auf ihre Frage gar nicht erst ein. Sie deutete auf das Büro, aus welchem sie gerade kam. Ich nickte ihr dankend und ging an ihr vorbei.

„Raquel.“ ich blieb in der Tür stehen und sah zu ihr. Sie drehte sich um und weitete die Augen. „Lucía.“ sie legte das Funkgerät weg und ging auf mich zu. Ich ersparte ihr ein paar Meter und ging ebenfalls auf sie zu, eher sie mich in ihre Arme schloss. „Es tut mir so leid.“ waren ihre ersten Worte, während sie mich liebevoll an sich drückte. „Du kannst wohl am wenigsten etwas dafür.“ ich schloss die Augen und holte tief Luft, „Ich bin froh, dass es dir zumindest gut geht und du jetzt hier bist.“ ich löste mich von ihr und sah auf. „Was habe ich verpasst?“, „Palermo ist los und hat den anderen im Keller Bescheid gegeben, dass wir mit dem Extrahieren des Golds anfangen.“, „Gut.“ ich nickte, „Ich will nämlich so schnell wie möglich hier raus.“ ich schaute an ihr vorbei und auf das Funkgerät, „Irgendwas von ihm gehört?“ sie folgte meinen Blick und schüttelte daraufhin den Kopf, „Ich bekomme keine Antwort.“. Ich biss mir leicht auf der Lippe herum und schaute auf die Uhr, „14 Minuten. Erst dann sollten wir uns Sorgen machen.“ daraufhin nickte sie. „Und du bist dir sicher, dass du zurechnungsfähig bist?“, „Oh nein.“ ich lachte leicht, „Das bin ich wahrscheinlich ganz und gar nicht, doch was soll ich machen? Ich kann nicht am Rand sitzen und zusehen.“ Lissabon musterte mich und bemerkte dann meine Hände, „Und das?“ ich hob meine Hände, „Spiegel sind nicht wirklich stabil.“ versuchte ich das ganze ins lächerliche zu ziehen. Sie zog eine Augenbraue hoch und verschränkte die Arme vor der Brust, „Mir geht es gut.“ schnaubte ich. „Sofern niemand sonst noch drauf geht heute, werde ich das schon irgendwie verarbeiten können, bis wir hier draußen sind.“ ich sah ihr in die Augen, „Und sofern mir Gandía und Bogota nicht vor der Nase herumlaufen.“, „Bogota?“ fragte sie nach und legte den Kopf schief, „Der Hund hat Nairobi geküsst.“ knurrte ich, „Während sie sich räudig fühlte und sogar in den letzten Atemzügen sich noch entschuldigt hatte bei mir, scheint er sich nicht mal ein bisschen Schlecht zu fühlen.“ ich fing an durch den Raum zu laufen, „Erst seine Blicke, dann seine sexistischen Kommentare, wie der, dass ihr Hintern doch Rund wie ein Fußball sei.. Und dann vertraue ich ihm trotz allem meine Frau an, dachte er würde sie niemals alleine lassen.“ ich sah wieder zu Lissabon. „Und selbst nachdem sie sich geküsst haben, lässt er sie alleine. Ich kenne Nairobi länger, sie war wahrscheinlich diejenige, die gesagt hat, er soll gehen.. doch rein logisch betrachtet wusste man, dass Gandía es auf Nairobi abgesehen hatte. Nicht nur aus persönlichen Gründen, sondern weil sie das schwächste Glied war. Ich wäre nicht von ihrer Seite gewichen, egal wie oft sie mir gesagt hätte, dass ich zu den anderen gehen sollte.“ Lissabon hörte mir einfach nur zu und es fühlte sich für einen Moment gut an, einfach allen Frust frei raus zu sagen. „Genau deshalb würde ich Bogota ebenfalls gern den Schädel einschlagen.“, „Behalte doch aber bitte im Kopf, dass du mit ihm eher noch zusammenarbeiten musst, als mit diesem Gandía.“, „Keine Sorge.“ ich rieb mir das Nasenbein und wurde ruhiger, „Natürlich würde ich Bogota nicht verletzen in so einer Situation. Wir brauchen gerade jeden den wir kriegen können.. Aber wenn wir hier raus sind..“ ich hob den Finger, „Dann kann er zusehen welcher Arzt ihm seine Weichteile wieder annäht.“ bei der Aussage musste Lissabon doch etwas schmunzeln.

𝕍𝕚𝕕𝕒 𝕍𝕖𝕣𝕕𝕒𝕕𝕖𝕣𝕒 || ᴴᵃᵘˢ ᵈᵉˢ ᴳᵉˡᵈᵉˢ ᶠᶠWo Geschichten leben. Entdecke jetzt