Schutzwall

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„Du solltest dir weniger Gedanken um Stockholm und mehr um dich selbst machen.“, „Um mich?“ ich schaute zu Helsinki, „Mir geht es gut.“ murmelte ich und schaute aus dem Fenster, „Nagasaki-“, „Wir haben gerade wichtigeres zu tun, als sich um mich sorgen zu machen“ murrte ich. „Du bist bereits einmal Ohnmächtig geworden.“ ich sah zu Boden, als er das ansprach. „Wenn du weiter so machst, kann das tödlich für dich enden.“, „Ach!“ zischte ich und sah zu ihm, „Jetzt übertreib aber nicht, Helsinki.“ doch er meinte es ernst. Vielleicht hatte er auch recht, doch was konnte ich an dieser Situation schon groß verändern? 

„Palermo, da kommt ein Konvoi.“ teilte ich mit, als ich eine Bewegung draußen sah, „Verstanden. Auf Position. Lissabon?“, „Sind bereit.“, „Tokio?“, „Bin drin.“, „Matthias, Alarmstufe rot.“ ging Palermo nach und nach jeden ab.

Helsinki nahm sich sein Fernrohr zur Hand und lief die Fenster ab, „Sie fahren nach Südwest.“ ich folgte ihm, „Die stehen im Toten Winkel.“ gab er weiter. „Toten Winkel.“ wiederholte Palermo leise. „Sie werden aufs Dach klettern.“ ich sah zu Helsinki und fasste mir an mein Mikro, „Hört ihr? Sie werden von oben kommen!“, „Nagasaki hat recht, sie sprengen das Dach! Tokio, Denver, Manila ihr müsst da raus! Verschwindet!“ rief Palermo.

„Nagasaki, komm.“ Helsinki klopfte mir auf die Schulter und ging vorweg. „Was hast du vor?“, „Wir bauen eine Mauer.“ er lief in die Küche und schaute sich um. „Wir werden weder der Explosion, noch dem Trupp standhalten können.“, „Lieber bauen wir eine Mauer, als nichts zu machen.“ als er Sandsäcke fand, drückte er mir den ersten in die Arme, „Wir dürfen keine Zeit verlieren.“ er nahm selbst zwei auf die Schultern und ging wieder vorweg. Als er die Säcke vor die Tür legte, verstand ich seinen Plan. „Mauer bauen.“ wiederholte ich, „Sag doch, dass du die Tür zubauen willst.“, „Nicht zubauen. Mauer bauen. Einen Schutzwall eben.“ ich verstand noch immer nicht ganz, wie dieser das Militär uns vom Hals halten soll, doch ich akzeptierte es und half ihm weiter.

„Helsinki, Nagasaki. Raus aus dem Speisesaal, zieht euch zurück ins Museum.“ meldete Palermo sich nach einigen Minuten zu Wort, „Negativ.“ antwortete Helsinki ihm. „Ihr seid in Gefahr, verschwindet von dort.“, „Wenn sie es durch den Speisesaal schaffen, sind wir alle am Arsch.“, „Nagasaki, sie sprengen das scheiß Dach!“ zischte Palermo. Ich holte tief Luft und sah zu, wie Helsinki den letzten Sack gerade hinlegen wollte. Doch bevor er überhaupt an unserem gebauten Schutzwall ankam, gab es einen kräftigen Windstoß. Die Gläser flogen vom Tisch, die Lampen sprühten Funken, die Decke bröckelte. Ich konnte mich nicht mal mehr auf den Beinen halten und wurde nach hinten geschleudert, wobei ich mich beim Aufprall mehrfach überschlug und meine Sicht für einen Moment schwarz wurde.

Ganz dumpf hörte ich den Schrei von Helsinki und dann die Stimme von Palermo in meinem Ohr. „Helsinki? Bist du da? Nagasaki? Nagasaki, antworte.“ ich holte tief Luft. Mein Brustkorb schmerzte und ich hatte kaum Stimme, als ich den Mund öffnete. „Ich lebe noch.“ hustete Helsinki. „Dito.“ keuchte ich und rollte mich auf den Rücken. „Kommt sofort da raus!“ ich richtete mich auf und sah zu Helsinki. Ich weitete die Augen, eher ich mich auf die Beine zwang und zu ihm lief. „Kommt da raus! Jetzt!“, „Bein eingeklemmt.“ gab Helsinki ihm daraufhin als Antwort. „Offene Wunde.“ Ich legte meine Hände an die Säule, doch es war unmöglich sie zu bewegen. „Ich kann ihm nicht helfen!“ teilte ich Palermo mit und kniete mich dann zu Helsinki. „Die Säule ist viel zu schwer, selbst wenn, könnte Helsinki nicht laufen. Das Bein ist gebrochen. Er verliert zudem sehr schnell und viel Blut.“, „Haltet durch, wir sind gleich da. Schlaf nicht ein, Dicker. Ich verspreche dir, wenn wir hier raus kommen, dann zeig ich dir an drei Abenden nacheinander, warum argentinisches Fleisch das beste auf der Welt ist!“, „Und danach? Gehst du mit mir ins Kino?“, „Nur wenn du nicht einschläfst.“ mir kamen die Tränen und ich legte meine Hand auf Helsinkis Stirn, „Ich bin doch wach..“ krächzte er und sah zu mir. „Hat es dich erwischt?“ nun wandte er sich an mich, „Nein.“, „Du zitterst wieder..“ er griff schwach nach meiner Hand. „Es ist ok.. Ich habe nur Angst um dich..“ gab ich zu und schaute über die Säule hinweg. Ich hörte Schritte. „Sie sind hier.“ Helsinki setzte sich mit aller Mühe auf und nahm seine Waffe. Ich versuchte gar nicht ihn aufzuhalten.

„Hier spricht der Professor.“ als ich die Stimme von Sergio kurz darauf hörte, fiel mir zumindest ein kleiner Stein vom Herzen. „Regenüberlaufbecken gesichert. Erbitte Lagebericht. Palermo.“, „Sie haben das Dach gesprengt. Bogota, Rio und ich gehen ins oberste Stockwerk.“, „Nagasaki, Lagebericht.“, „Oberstes Stockwerk, im Speisesaal, mit Helsinki. Helsinki steckt unter einer Säule fest, wir kommen hier nicht weg. Das Loch im Dach befindet sich nur wenige Meter vor uns.“, „Lissabon, Lagebericht.“, „Zweiter Stock mit Stockholm!“, „Tokio, Lagebericht.“, „Wir gehen raus aufs Dach. Denver, Manila und ich greifen sie von hinten an.“, „Nein! Mach nicht die Tür auf!“, „Aber Helsinki und Nagasaki-“, „Sie würden euch töten.“ noch während ich dem Professor und Tokio zuhörte, fing Helsinki an zu schießen. „Sie kommen runter!“ rief er. Ich umfasste meine Waffe und zielte auf die Menschen, die sich abseilten. Wir zwei hatten gegen die acht, oder wie viele sie auch waren, keine Chance. „Scheiße!“ schrie ich, als deren Schüsse an der Säule abprallten. 

„Wenn sie nicht rausgehen, sterben die beiden!“ beteiligte Palermo sich am Gespräch. „Dort auf dem Dach sind 100 Scharfschützen postiert. Das sind Soldaten, die kriegt ihr nicht von hinten, die werden euch hinrichten.“, „Professor, sie wollen zwei Menschenleben opfern?“, „Es gibt nur eine Chance Helsinki und Nagasaki zu retten, ein Angriff von zwei Seiten. Um das zu schaffen, müsst ihr da rauskommen, ohne zu sterben und ich weiß wie. Geht runter zu den Geiseln.“, „Beeilt euch, ich habe nicht mehr viel Munition!“ rief ich und zischte als, meine Waffe keinen weiteren Schuss mehr von sich ab. Ich griff an mein Bein und nahm meine P12 zur Hand. Gerade als ich wieder den Kopf über die Säule streckte, hatte ich genauen Blickkontakt mit Gandía. Als er mich sah, grinste er dreckig. Bevor einer von uns beiden jedoch schießen konnte, kamen von einer anderen Richtung Schüsse. „Wir sind jetzt im Museum!“ teilte Palermo mit und drängte mit Rio und Bogota das Militär zurück. Ich ergriff die Chance und rutschte über den Boden rüber zu der Munition, die mir bei der Explosion aus den Taschen gefallen war. Nachgeladen und wieder mit Munition ausgestattet, begab ich mich zurück zu Helsinki, als es erneut eine Explosion gab. Schützend beugte ich mich über den Kopf von Helsinki, da eine heftige Staubwolke auf uns zukam. 

𝕍𝕚𝕕𝕒 𝕍𝕖𝕣𝕕𝕒𝕕𝕖𝕣𝕒 || ᴴᵃᵘˢ ᵈᵉˢ ᴳᵉˡᵈᵉˢ ᶠᶠWo Geschichten leben. Entdecke jetzt